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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Kostüm. „Tolle Idee, Anne Seifert“, keifte sie in den Spiegel und betrachtete ihr ehemals weißes und jetzt versabbertes T-Shirt im schmierigen Spiegel, die Spinne dabei nicht aus den Augen lassend. Ihre Stute Pam hatte Obstbrei über ihr ausgeschlabbert. Ein Gemisch aus Pferdemüsli, Banane, Möhren und Äpfel zierte nicht nur ihre Kleidung, sondern auch Gesicht und Hals. „Man sollte sich eben nicht unter den Kopf seines Pferdes setzen, wenn dieses gerade seinen geliebten Feierabendeimer schmerfelt“, feixte Anne in den leeren Raum. Endlich hatte sie sich noch mal um ihrer Stute gekümmert. Dressurstunde in der Halle. Auszureiten traute sie sich ja zurzeit nicht mehr. Dabei war das Wetter so herrlich! Aber die Arbeit in der Reithalle hatte ihr auch Spaß gemacht. Sie hatte regelrecht ein wenig abschalten können. So weit so gut. Das Problem war nur, dass heute Freitag war und sie ein wenig die Zeit vergessen hatte.
    Nach einem letzen Blick auf ihre achtbeinige Zimmergenossin, grabschte Anne kurz entschlossen nach ihrem Kostüm am Haken und lief mit offener Hose hinaus auf den Hof. Barbara, die mit Füttern beschäftigt war, kam ihr gerade zur richtigen Zeit in die Quere. „Barbara!“, rief Anne, „Barbara, warte.“ Sie lief der Hofbesitzerin hinterher, die mit einer Schubkarre voller Heu auf dem Weg zu den unteren Boxen war. „Du musst mich unbedingt in dein Badezimmer lassen“, keuchte Anne auf halber Strecke. „Wieso, ist oben besetzt?“ Barbara blieb samt ihrer Ladung auf der Mitte des Weges stehen, was die Pferde, die schon sehnsüchtig auf ihre Abendration gewartet hatten und diese nun unerreichbar aber direkt vor Augen sahen, mit lautem Gewieher und Hufscharren quittierten. „Mehr oder weniger“, stammelte Anne. „Balto!“ Barbara ließ wie vom Affen gebissen die Schubkarre und Anne stehen und griff nach der erst besten Mistgabel, die sie zu fassen bekam. „Muss ich mich denn hier um jeden Dreck alleine kümmern!“ Sie stolperte laut kreischend und tobend ihrem Terrierrüden hinterher, der gerade mit Zähnen und Pfoten an den Hinterbeinen des Wallachs im vordersten Paddock hing. 
    „Ups.“ Anne schluckte laut. „Tarantula oder Barbara, was war im Moment gefährlicher?“ Anne drehte sich wortlos auf den Fersen und machte sich zurück ins Stallbad. Die Spinne war nicht mehr zu sehen. Noch schlimmer. Irgendwo musste sie sich ja verkrochen haben. Anne machte sich sofort auf den Rückzug und riss sich kurz entschlossen ihre Reitklamotten einfach im Stall vom Leib. Sie schlüpfe in das Kostüm und rannte, ohne sich noch einmal umzudrehen zu ihrem Wagen. Im Kofferraum befanden sich die passenden Schuhe. Beim Anlassen des Wagens blickte sie auf die Uhr. Mist. Dr. Mezza wartete bestimmt bereits im Golfplatzrestaurant. Na dann mal Vollgas.
    Auf dem Parkplatz angekommen, fand Anne nach einigen Runden eine Parklücke, gerade breit genug für ihren Kleinwagen. Sie kam sich vor wie auf einer Verkaufsfläche für Nobelkarossen und war froh, dass niemand in der Nähe war, der sehen konnte, welchem Auto sie soeben entklommen war. Hättest ihn wenigstens vorher waschen können, dachte Anne beschämt, drehte ihrem eigentlich heißgeliebten Auto den Rücken zu und stöckelte mit ihren, zugegeben teuren Pumps, Richtung Restauranteingang.
    Alle Tische waren voll besetzt. Anne stürzte zielsicher durch den Laden, sah aus den Augenwinkeln Dr. Mezza, der sich gerade wohl zum Zwecke ihrer Begrüßung erheben wollte, winkte ihm ein kurzes Hallo zu und verschwand hinter der Tür mit der Aufschrift Damen. Gott sei Dank war sie allein in dem kleinen Raum. Anne griff nach ein paar Papierhandtüchern, hielt sie unter den Wasserhahn und versuchte, Gesicht und Hals so gut wie möglich von den Obstsalatresten zu befreien. Dann schminkte sie die Lippen nach, zerzauste sich einmal das Haar und betrachtete ihr Werk dann kritisch im hell angestrahlten Spiegel. Na ja, es musste genügen. Nun, etwas selbstsicherer trat Anne erneut in den Gastraum und näherte sich dem Tisch, an dem Dr. Mezza, nun mit dem Rücken zu ihr, wieder Platz genommen hatte.
    „Guten Abend, Herr Dr. Mezza!“ Anne setzte ihr strahlendstes Lächeln auf: „Entschuldigen Sie bitte vielmals die Verspätung.“ „Ach, das macht doch nichts, macht doch nichts.“ Dr. Mezza schien in der Tat nicht böse zu sein, er reichte ihr mit einem freundlichen Funkeln um die Augen die Hand. „Ich verbringe meine Freitagabende sowieso immer hier, und das, muss ich

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