Das Kreuz des Zitronenkraemers
die Nummer auf einen Zettel und reichte diesen dem Chef. „Gut, gehen Sie nur, wir kommen schon zurecht. Wir werden bis so gegen 17.00 Uhr arbeiten, dann machen wir für heute Feierabend. Morgen um die gleiche Zeit?“
„Wie bitte, morgen?“ Anne schaute wohl ziemlich perplex drein. „Also an einem Tag ist das hier nicht zu schaffen, tut mir leid.“
„Okay, dann morgen wieder um neun, diesmal werde ich auch hier sein, versprochen.“ Anne lächelte tapfer und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Sie packte sich ihre Sporttasche. Schwimmbad, das wäre jetzt das einzig Wahre. Beim Verlassen der Wohnung rief sie den beiden staubbedeckten Baumeistern noch zu, sie sollen einfach die Wohnungstür fest zuziehen, falls sie bis heute Abend nicht zurück sei.
Auf der Straße angekommen kramte sie nach ihrem Handy. So ganz allein im Schwimmbad ist ja doch etwas langweilig.
Es tutete nur zweimal, dann meldete sich Jutta. „Anne, schön, dass du anrufst, hast ja lange nichts von dir hören lassen!“, brüllte sie erfreut in den Hörer. „Warum schreist du denn so?“ Anne hielt das Handy erschrocken vom Ohr weg. „Na, ich verstehe dich kaum, dieser Baulärm macht mich noch total wahnsinnig, ein Teil der Bibliothek wird gerade renoviert.“ „Ach, bei dir auch, davon kann ich zurzeit auch ein Lied singen“, gab Anne verständnisvoll zurück. „Bei mir wird gerade der Kamin, du weißt schon …“ „Was?“, unterbrach Jutta, „Ich kann dich so schlecht verstehen.“
Anne gab es auf und brüllte ins Telefon: „Ich fahre jetzt ins Südbad, treffen wir uns dort?“
„Super Idee. Ich muss bis 13.00 Uhr arbeiten, ich komme dann nach, okay?“
„Klasse, bis dann.“
Anne hatte den letzten schattigen Platz ergattert. Sie hatte ihr riesiges Strandlaken unter einem Baum ausgebreitet. Jutta und sie schlürften Cola aus einem Pappbecher mit Strohhalm. Jutta stopfte sich die letzte Pommes Frites in den Mund und sagte kauend: „Und du hast keine Ahnung, von wem die Rosen gewesen sein könnten?“ „Absolut keine.“ Anne schüttelte nachdenklich den Kopf, „Ich habe sie ja auch nie bekommen, vielleicht wäre ja eine Karte dabei gewesen. Von Tom können sie jedenfalls nicht gewesen sein, den hab ich ja heute erst kennen gelernt.“ „Wer ist denn jetzt schon wieder Tom?“ Jutta wurde ganz neugierig.
„Also, wer ist Tom?“
„Er ist zurzeit in meiner Wohnung.“ Anne lachte, als sie Juttas erstaunten Gesichtsausdruck sah. „Er arbeitet dort, ist bei der Kaminbaufirma, die meinen Ofen …“
„Ach so, und ich dachte schon, es wäre was Ernstes und du hättest Hannes nun doch endgültig überwunden.“
Annes gute Stimmung war mit einem Mal verschwunden. „Hannes habe ich schon lange überwunden!“, log sie ohne rot zu werden. „Aber jetzt mal ehrlich, dieser Tom gefällt mir schon sehr, er hat auch, wenn ich das so sagen darf, gehörig mit mir geflirtet. Er ist sicherlich keiner für was Festes, aber so ein kleines Affärchen ohne große Gefühlsduselei würde mir vielleicht mal ganz gut tun, meinst du nicht?“
„Also Anne ehrlich, aber ich glaube, dafür bist du doch gar nicht der Typ!“
„Mmh.“ Anne fiel keine Antwort darauf ein. Sie wusste, dass Jutta im Grunde Recht hatte. Aber auf der anderen Seite, vielleicht würde sie ein locker-flockiger Flirt ja doch von Hannes ablenken.
Laut sagte sie: „Jetzt sind wir vom Thema abgekommen, ich meine das Projekt Rosenstrauß, wir tappen immer noch im Dunkeln.“
Jutta überlegte. „Hey, ich hab’s, vielleicht war es ja Michael!“, rief sie triumphierend aus.
„Wer zur Hölle ist Michael?“, wollte Anne verwundert wissen. „Na, Micha, der Praktikant aus der Bibliothek, der immer so um dich rumscharwänzelt ist, als wir recherchiert haben, wegen Carove und so, erinnerst du dich nicht? Du warst doch total genervt!“
„Doch, jetzt wo du es sagst. Vielleicht hast du Recht, schließlich wollte er mich auch mal zu Hause besuchen, um, ich zitiere, mein Wappen genauer untersuchen zu können. Er meinte allerdings alles andere, als das Wappen, denke ich. Jutta, du bist ein Genie, könnte zu ihm passen. Los, lass uns ins Wasser gehen!“
Anne sprang auf und lief gerade Richtung Beckenrand, als das Handy klingelte. „Anne!“, rief Jutta hinter ihr her. „Das ist Hannes!“ Anne tat so, als hätte sie nichts gehört und sprang ins Wasser.
„Warum bist du nicht nachgekommen?“ Anne rubbelte sich mit einem Handtuch den tropfenden
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