Das Kreuz des Zitronenkraemers
strahlte.
Als sie in der Wohnung ankamen, waren Herr Schmitz und Tom bereits dabei, ihr Werkzeug zu verstauen. Herr Schmitz wischte sich ständig mit einem Handtuch den nicht enden wollenden Schweiß aus dem Gesicht. Seine Haare waren klitschnass. „Für heute machen wir Feierabend, Frau Seifert. Hier, das wollten wir Ihnen unbedingt zeigen.“ Er reichte Anne einen Stapel vergilbter und eingestaubter dicker Papiere. Anne nahm sie sprachlos entgegen. „Darf ich mal anfassen?“ Jutta berührte zaghaft einen Zipfel des Papierstoßes. „Das ist Pergament“, hauchte sie ehrfürchtig aus. „Sie kennen sich wohl aus, wie?“, wollte der Chef neugierig wissen. „Also so was ist mir in all den Jahren noch nicht passiert. Erst dachte ich, was ist denn das? Die Papiere waren übrigens zu einer Rolle gebunden“, er zeigte mit dem Finger auf ein Stück Lederschnur auf dem Tisch. „Die Rolle steckte hinter dem kaputten Luftzug. Genauer gesagt in der Wand zwischen diesem, äh, Wappen und dem Luftzug.“
Anne blätterte wortlos die Seiten durch. Einige enthielten für Anne unleserlichen Text, andere zeigten Skizzen mit Beschriftungen. Skizzen von Münzen, Tellern, Karaffen, Schmuckstücken, Medaillons. So was in der Art zumindest. „Also Frau Seifert, wir machen dann mal Feierabend für heute, sehen uns also morgen früh wieder. Und wenn Sie was herausfinden zu unserem, wie soll ich sagen „Schatzfund“, dann lassen Sie es uns wissen. Ist ja wirklich interessant. Also denn!“ „Ja, Entschuldigung.“ Anne öffnete den beiden die Wohnungstür. „Bis morgen früh dann.“ Tom strahlte sie beim Hinausgehen an. „Eigentlich könnte ich ja direkt hier bleiben.“ „Tom!“, schrie es von unten, Herr Schmitz war bereits vorausgegangen, „Mach dich sofort hier runter!“
„Schon gut, Chef.“ Tom lachte und stapfte hinterher.
„Also gut aussehen tut er ja, aber was du sonst an ihm findest. Ich denke, er ist ein ziemlich oberflächlicher Mann, nur auf Äußerlichkeiten bedacht. “ „Mensch Jutta, was interessiert mich jetzt dieser Kerl? Lass uns lieber versuchen, diese Papiere zu entziffern.“ Anne setzte sich samt dem Stapel aufs Sofa und klopfte auffordernd auf den Platz neben sich. „Nun komm schon!“
„Das ist ja der helle Wahnsinn, sieh dir diese Schrift an, diese Zeichnungen, so detailgetreu. Zu dumm, dass wir es nicht lesen können.“
Anne seufzte. Sie hatte die Pergamente über den ganzen Tisch verteilt und war immer noch hin und weg.
„Was meinst du, wie alt die sind?“ Jutta schüttelte den Kopf, ich habe leider keine Ahnung. Wir müssten sie schätzen lassen. Oder entziffern, oder beides. Wir könnten Micha fragen, der kennt sich …“
„Moment, Moment, Michael, meinst du?“ Anne sah Jutta an. „Ja, der hat doch Altphilologie studiert, der könnte bestimmt was damit anfangen.“
Anne sprang auf: „Bingo.“ „Was meinst du, soll ich ihn gleich anrufen, ich müsste seine Nummer irgendwo …“ Jutta schüttete den Inhalt ihrer Handtasche auf den Teppich. „Nein!“ Jutta hob erschrocken den Kopf, „Das wirst du auf keinen Fall tun. Jutta, überleg doch mal. Dieser Einbruch in meine Wohnung. War doch von Anfang an alles seltsam. Nichts fehlt, alles ist noch da, alle Wertsachen. Die ganze Wohnung ist durchwühlt. So, als hätte jemand gezielt etwas gesucht. Und jetzt der Knaller, der Kamin.“ Anne wies auf die Baustelle, die mal ein Kamin war. „Zerstört, auch von innen, wie du ja gehört hast. Und darin finden sich heute die Papiere. Der Einbrecher hatte wohl nicht lange genug gesucht.“ Anne setzte einen wissenden Blick auf. „Du meinst …“ Jutta starrte ungläubig auf die Papiere. „Du willst damit sagen, dass dieser so genannte Einbruch nur dem hier gegolten hat?“ Anne gab Juttas Stirn ein paar Klapser mit der Rückhand. „Aber das ist doch sonnenklar. Diese Papiere hat der Einbrecher gesucht und sonst nichts!“
„Aber woher hat er gewusst, dass sie da sind?“ Jutta schien immer noch nicht so ganz überzeugt. „Weiß ich jetzt auch nicht. Ich weiß aber, wem ich erzählt habe, dass sich dieses Wappen in meiner Wohnung befindet, nämlich genau diesem Michael. Und natürlich ein paar anderen deiner Kollegen. Aber sonst hat sich keiner so auffällig benommen. Er ist doch dauernd um mich herum, hast du eben noch selbst gesagt, und zu mir nach Hause wollte er auch, das Wappen anschauen.“
„Und mit dem Trick mit der Rosenlieferung bei dem Apotheker hat er dann
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