Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
nicht anmerken. »Du gehst jetzt besser!« Sie hob drohend die rechte Faust mit dem Hammer.
»Unser Freund Guillaume ist übrigens auch hier. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es ihm gefallen wird zu erfahren, dass Ellen und Alan eine Person sind. Aber sei unbesorgt, wenn du freiwillig zu mir kommst, werden meine Lippen versiegelt bleiben.« Er legte die Finger kurz auf den Mund. »Ich kann übrigens auch sehr zärtlich sein!«
Ellen wurde übel, sein widerliches Grinsen brachte die Erinnerung an den Tag zurück, an dem er ihr Gewalt angetan hatte.
»Ich gebe dir drei Tage Bedenkzeit. Wenn du nicht kommst, sag ich es ihm. Er wird gar nicht mögen, dass du ihn belogen hast. Lügner kann er einfach nicht ausstehen, der Gute!« Thibault lachte höhnisch. »Ich warne dich, überleg dir gut, was du tust, du wirst mir gehören, so oder so!«
Er drehte sich um und verließ die Schmiede mit großen Schritten.
Jean wäre um ein Haar mit ihm zusammengeprallt und sah ihm verwundert nach. »Wer war das denn?«, fragte er und blickte sich noch einmal nach Thibault um. Dann bemerkte er die Fassungslosigkeit in Ellens Gesicht. »Meine Güte, was hat er dir angetan, du siehst ganz mitgenommen aus!«
Ellen stand zitternd da und schüttelte nur den Kopf.
»Ich muss hier raus, sofort. – Pierre!«, rief sie laut. »Ich muss weg, ich bin morgen wieder da«, entschuldigte sie sich, als sie mit ihm zusammenstieß.
»Was ist denn jetzt wieder?«, grummelte der Schmied. Erst als er bemerkte, wie durcheinander Ellen aussah, begriff er, dass etwas nicht in Ordnung war.
»Ich ziehe dir den halben Tag vom Lohn ab!«, brummte er und winkte versöhnlich ab.
»Lass uns gehen!« Ellen zog Jean am Ärmel fort. Sie drängten sich durch die Menschenmenge auf dem Platz. Erst als sie allein waren, begann Ellen zu erzählen.
»Der Ritter, den du gesehen hast, ist mein Bruder.«
»Wie bitte?«
»Sein Vater hat in England meine Mutter … Sie war eine einfältige Kuh, und er, na ja … Ich kenne Thibault aus Tancarville, genau wie Guillaume.« Ellen erklärte ihm, so gut es ging, wie es zu ihrer Flucht aus Tancarville gekommen war.
»Nette Freundin, die dich verpfeift«, stellte Jean fest.
»Habe ich auch erst gedacht, aber sie hat ja nicht geahnt, was sie mir damit antut.« Ellen erzählte ihm von Thibaults Schlägen und sogar von der Vergewaltigung. Nach allem, was er ihr über Madeleine gesagt hatte, konnte er sie sicher verstehen, ohne sie zu verurteilen. Während sie über Thibault sprach, ballte sie ihre Hände zu Fäusten und bemerkte, dass Jean das Gleiche tat.
»Den Kerl mach ich fertig!«, schnaubte er und boxte in die Luft.
»Du bist mein Held!« Ellen sah ihn dankbar an. Hätte nicht Guillaume so neben ihr stehen können? Er wäre ihr als Verteidiger ihrer Ehre noch viel lieber gewesen, nur dass er sie vermutlich verurteilt und Thibault womöglich noch in Schutz genommen hätte. Ellen spürte, wie Trauer und Bitterkeit ihr die Kehle zuschnürten.
»Wenn er es Guillaume sagt, sehe ich ihn nie wieder.«
»Ihr habt sowieso keine Zukunft. Du solltest Thibault zuvorkommen und Guillaume selbst alles erzählen. Dann hat er die Wahl, ob er dir wegen deiner Lüge zürnt oder froh ist, dass du ihm die Wahrheit gesagt hast. Wenn er nicht zu dir hält, weil er sich betrogen fühlt, ist das sein Pech.«
»Ach, Jean, das kann ich nicht.« Ellen seufzte kläglich.
»Wovor hast du mehr Angst, vor Thibault und seiner Gier nach dir oder vor Guillaumes Enttäuschung?«
Ellen zuckte mit den Schultern. »Ehrlich, ich weiß es nicht!«
Seit sie das letzte Mal mit Guillaume im Gras gelegen und die Freuden der körperlichen Liebe genossen hatte, waren fast drei Monate vergangen, und sie hatte noch nicht wieder richtig geblutet. Einmal hatte sie geglaubt, es sei endlich so weit, aber die Blutung hatte nur einen halben Tag gedauert. Bisher hatte sie denGedanken zu verdrängen versucht, aber jetzt ahnte sie, dass sie schwanger war.
Zwei Tage lang blieb alles ruhig. Weder Thibault noch Guillaume ließen sich in der Werkstatt blicken, und die Person, die seit Beginn ihres Aufenthalts um ihr Zelt herumschlich, hatte Ellen auch nicht bemerkt. Also nahm sie endlich die Verzierungen an Athanor in Angriff, um auf andere Gedanken zu kommen. Es dauerte nicht lange, bis sie das kleine Herz in die Klinge graviert hatte. Vorsichtig schlug sie den Golddraht in die ausgestochene Nut, prüfte mit dem Daumen, ob die Tauschierung glatt war, und rieb sofort mit
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