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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Immer wieder brachte er verwaiste Tiere mit nach Hause und pflegte sie liebevoll, obwohl Ellen ihn ständig ermahnte, seine Zeit lieber mit sinnvolleren Dingen zu verbringen. Isaac und Jean unterstützten den Jungen und versuchten, sie milde zu stimmen, wenn sie ihn deswegen schalt. Ellen spürte, wie sie bei dem Gedanken anihren Sohn die Stirn in Falten legte. Er musste doch endlich begreifen, dass ein zukünftiger Schmied für solchen Unsinn keine Zeit hatte!

November 1180
    W illiam saß gelangweilt im Hof und kraulte Graubart, als zwei Reiter angeritten kamen. In dem einen erkannte er den Ritter, der schon einmal mit Baudouin de Béthune bei ihnen gewesen war. Der andere war vermutlich sein Knappe. William entdeckte den Vogel auf der Hand des Ritters, sprang auf und lief trotz seines Fußes erstaunlich flink auf ihn zu.
    »Ist das ein Falke, Sire?«, fragte William ungehemmt.
    »Ein Lannerfalke«, bejahte Guillaume le Maréchal seine Frage mit ruhiger Stimme und lächelte. »Entferne dich ein wenig, damit ich absteigen kann, ohne dass sich der Vogel beunruhigt.« Die Hand des Maréchal blieb fast unbewegt, während er absaß. »Falken sind wilde Tiere, und sie bleiben es ihr Leben lang – auch in Menschenobhut«, erklärte er William, der ihn fragend ansah. »Jede heftige Geste ängstigt sie, und sie versuchen fortzufliegen, komm also nur langsam näher, und sprich leise.«
    »Aber Ihr haltet ihn doch an dem Lederband fest?«, wunderte sich William und deutete auf die Halteleine am Fuß des Falken. Er trat vorsichtig ein klein wenig näher, um den Vogel besser sehen zu können.
    »Eben, mein Junge, und wenn sie – der Falke ist nämlich eine Dame –, wenn sie bei allem, was sich um sie herum bewegt, versuchen würde aufzufliegen, könnte sie sich verletzen.«
    »Ach so, verstehe!« Williams Gesicht hellte sich auf. »Wie heißt sie denn?«, fragte er und hielt den Kopf schief.
    »Princess of the Sky.« Guillaume lächelte.
    »Darf ich sie mal streicheln?«
    »Du kannst es versuchen, aber vorsichtig!«
    William kam zaghaft noch ein Stück näher heran. Er senkte den Blick und sah den Vogel nur aus dem Augenwinkel an.
    »Das machst du gut!«, lobte ihn der Maréchal. »Wenn sie unruhig wird, musst du dich sofort und ohne rasche Bewegung zurückziehen! Verstanden?«
    William nickte und barst fast vor Stolz, als er ganz dicht an dem Greif stand. Langsam hob er die rechte Hand und streichelte Princess sanft die Brust.
    Die Falkendame zeigte keinerlei Beunruhigung.
    Der Maréchal staunte, denn sie ließ sich nicht von jedem so ohne weiteres berühren. Sie an seinen Knappen Geoffrey zu gewöhnen hatte eine Ewigkeit gedauert.
    Wohl aus Neid kam der Knappe von hinten auf seinen Herrn und den Jungen zugestolpert. Der Falke versuchte, sich ängstlich von der Hand seines Herrn zu erheben. »Du kannst sie nicht anfassen, du erschreckst sie!«, keifte Geoffrey.
    »Ich?« William bedachte den Knappen nur mit einem geringschätzigen Blick, bevor er den Maréchal ansah.
    »Du bist ein Tölpel, Geoffrey. Du hast sie aufgeschreckt!«, grollte der Maréchal mit leiser Stimme, um den Vogel nicht noch mehr zu beunruhigen. Nur an dem zornigen Blick, den er seinem Knappen zuwarf, war zu erkennen, wie wütend er war.
    William stand nach wie vor bewegungslos da, und als der Falke wieder ruhig stand, streichelte er ihn erneut.
    »Du bist geschickt!«, lobte ihn Guillaume.
    »Ich habe schon Tauben, Kiebitze, Eichelhäher und andere Vögel gehegt. Manchmal finde ich Gelege, zu denen die Mutter nicht zurückkommt, dann ziehe ich die Vögel auf«, erzählte William mit leuchtenden Augen. »Ich habe sogar schon mal einen verletzten Raben gepflegt, der war sehr gelehrig! Aber er ist weggeflogen. Paarungszeit!« Er grinste verlegen und sah den Falken bewundernd aus dem Augenwinkel an.
    »Nun, mein Junge, mit gewöhnlichen Vögeln haben Falkennicht viel gemein. Raubvögel fürchten den Menschen, hassen ihn sogar und finden sein Antlitz ganz und gar grässlich. Um sie handzahm zu bekommen, der Falkner nennt das locke machen, und sie dazu zu bringen, für den Menschen zu jagen, braucht man großes Geschick und unendlich viel Geduld. Der Falke sucht die Nähe des Menschen nicht, er meidet sie. Er liebt die Freiheit. Und gerade weil es so schwierig ist, Raubvögel zu zähmen, ist die Falkenjagd die nobelste aller Arten zu jagen.«
    »William!«, hörten sie eine kräftige Frauenstimme rufen.
    Ellen steckte ihren Kopf aus der Schmiede. »Wo in

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