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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Anwesenden bewunderten Eleonore, weil sie dem alten König mehr als einmal die Stirn geboten hatte.
    Ellen wusste zu wenig über ihre Namensvetterin, um zu begreifen, warum die Ritter lachten.
    »Habt Ihr auch Athanor geschmiedet?«, erkundigte sich der junge König und beugte sich nun ein wenig zu ihr vor.
    »Ja, mein König, das habe ich!«, antwortete Ellen stolz.
    »Nun, wenn das so ist, werdet Ihr vermutlich sehr bald eine Menge neuer Aufträge für Schwerter bekommen.« Henrys Bewunderung für seinen Lehrmeister war deutlich herauszuhören. »Habt Ihr Eure Schmiede hier in der Gegend?« Er setzte sich wieder aufrecht hin und stellte die Beine breit auseinander.
    »In St. Edmundsbury, Euer Gnaden!«
    »Nun, ich danke Euch, Ellenweore von St. Edmundsbury, ich bin sehr zufrieden!« Der König nickte huldvoll und lächelte sie freundlich an.
    Ellen verbeugte sich erneut. Als sie aufblickte, hatte er sich abgewandt und sprach mit den Rittern, die um ihn herumstanden. Ellen sah sich unsicher um. Niemand beachtete sie mehr. Offensichtlich konnte sie gehen. Sie verbeugte sich ein weiteresMal und warf einen verstohlenen Blick in Guillaumes Richtung, doch der war ins Gespräch mit seinem Herrn vertieft und sah sie nicht an.
    Nachdem sie das Zelt verlassen hatte, atmete sie erleichtert und zufrieden auf und ging zu ihrem Pferd. Nun wussten die edelsten Ritter des Landes, wer das neue Schwert für den König geschmiedet hatte. Obwohl keiner von ihnen etwas zu ihr gesagt hatte, hoffte sie doch, der junge König würde Recht behalten und ihre Fähigkeiten würden sich schon bald überall im Land herumsprechen. Erschöpft von der Aufregung strich Ellen eine Weile über Lokis Hals, bevor sie sich auf seinen Rücken schwang und nach Hause ritt.

    Ellen blieb noch wochenlang in Hochstimmung. Ob das so war, weil sie ihr Ziel, ein Schwert für den König zu schmieden, erreicht hatte oder weil sie fest daran glaubte, Guillaume habe sie dem jungen Henry empfohlen, konnte sie selbst nicht sagen. Auch der kleine William bekam zu spüren, welch guter Dinge seine Mutter war. Sie sprach sanfter mit ihm und schimpfte seltener. Eines Tages winkte sie ihn zu sich und strich ihm über den Kopf.
    »Erinnerst du dich, wie böse ich war, weil du mit Isaacs Messer geschnitzt hast?«
    William nickte mit schlechtem Gewissen. Seine Mutter wusste nicht, dass er seitdem regelmäßig mit Isaacs Messer arbeitete.
    »Ich denke, du bist jetzt alt genug für ein eigenes. Mein Vater, ich meine Osmond, hat mir auch eines geschenkt, als ich ungefähr so alt war wie du.«
    Williams Blick wanderte zu Ellens Gürtel, an dem ein Messer baumelte.
    »Ja, genau das. Seit diesem Tag ist es mein ständiger Begleiter. Ich habe es schon unzählige Male geschliffen und neu poliert.« Sie lächelte ihren Sohn an und reichte ihm ein Messer in einer hellen Schweinslederscheide.
    William zog es heraus und betrachtete es beeindruckt. Aufder ganzen Klinge schimmerten bunte Wellenlinien, manche davon sahen aus wie Augen.
    »Oh, ist das schön!«, entfuhr es ihm.
    »Das ist eine Damastklinge, die bunten Muster bekommt man durch das Verschweißen und Falten von mehreren Lagen unterschiedlich harten Eisens. Man kann auch verschiedene Stäbe nehmen, sie verdrehen – man nennt das Tordieren – und sie dann miteinander verschweißen«, erklärte Ellen.
    »Darf ich es Isaac und Jean zeigen?«, fragte William, bevor seine Mutter ihm noch einen längeren Vortrag über das Schmieden halten konnte.
    Ellen lächelte und nickte. Natürlich hatten die beiden die Klinge schon gesehen, aber es schien dem Jungen Freude zu machen, also erlaubte sie es ihm.
    Das Damaszieren war eine alte Technik, die zwar noch recht häufig für Messer, aber nicht mehr für Schwertklingen benutzt wurde. Wie sie von Donovan wusste, hatten die Wikinger es beim Damaszieren zu erstaunlicher Perfektion gebracht und wunderbare Schwerter mit kunstvollen Mustern daraus gefertigt. Doch seit jener Zeit war diese Art der Schwertherstellung in Vergessenheit geraten, und die Klingen waren nun, von Gravuren und Tauschierungen abgesehen, blank und bar jeder Muster. Ellen empfand diese alte Technik als eine Herausforderung und überlegte, einmal ein Schwert mit einer damaszierten Einlegearbeit zu versehen, was sicher schwierig, aber nicht unmöglich war.
    Mit dem Messer hoffte sie, endlich auch Williams Interesse für die Arbeit in der Schmiede zu wecken. Denn bisher hatte ihr Sohn sich lieber im Wald zu schaffen gemacht.

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