Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Gottes Namen treibt sich der Bengel schon wieder herum?«, rief sie verärgert.
Als sie den Maréchal entdeckte, wischte sie die schmutzigen Hände an ihrem Kleid ab, fuhr sich über die Stirn, um ein paar widerspenstige Locken unter ihr Kopftuch zu stopfen, und ging auf ihn zu. »Mylord!« Sie deutete ein Kopfnicken an, knickste aber nicht. Nach allem, was sie miteinander verbunden hatte, fand sie derlei Ehrbezeugung übertrieben, selbst in Anwesenheit des Knappen und ihres Sohnes. Sie nahm William bei den Schultern und schob ihn in Richtung Werkstatt. »Geh zu Jean, und hilf ihm!«, befahl sie, bevor sie sich wieder dem Maréchal zuwandte.
»Der König ist sehr zufrieden mit dem Schwert!« Guillaume gab den Vogel an seinen Knappen weiter und begleitete Ellen zur Werkstatt. Nach ein paar Schritten blieben sie stehen.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte sie, öffnete die Tür der Schmiede und ließ ihn vorgehen.
»Ein Schwert«, sagte er kurz, »einer der Knappen des Königs soll demnächst zum Ritter geschlagen werden. Er ist für mich wie ein Sohn«, sein Blick streifte den kleinen William, »oder ein jüngerer Bruder«, murmelte er.
Ellen ignorierte die Anspielung auf William und versuchte, Guillaume so normal wie möglich zu behandeln. Sie besprachendie Einzelheiten, verabredeten einen Preis und den Tag, an dem das Schwert abgeholt werden sollte.
»Wir werden dann schon wieder auf dem Festland sein. Henry wird zu Weihnachten am Hof seines Vaters erwartet.« Der Maréchal nestelte an seiner Schwertscheide.
»Müsste mal neu gemacht werden; das Leder ist ganz zerschlissen«, stellte Ellen fest. »Ich kann das gleich erledigen, wenn du willst. Ist mir schon beim letzten Mal aufgefallen, als du hier warst. Ich habe alles da, was ich dazu brauche. Wenn du ein bisschen Zeit hast?«
Der Maréchal zögerte einen Moment, dann nickte er zustimmend. »Darf ich dir William so lange entführen?«
Ellen zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. »Sicher, warum nicht. – William! Begleite den Maréchal!«, rief sie ihrem Sohn im Befehlston zu.
Der Junge folgte Guillaume strahlend aus der Werkstatt. »Danke, dass Ihr mich aus dieser grässlichen, dunklen Schmiede befreit habt.« Er grinste den Maréchal verschwörerisch an. »Ist es wahr, dass Ihr der engste Vertraute unseres Königs seid?« William hatte am Tisch so getan, als interessierten ihn die Gespräche der Großen nicht, dabei aber jedes einzelne Wort gierig aufgesogen.
Der Maréchal lachte. »Ich bin der Lehrer des jungen Henry, und der, da hast du Recht, ist auch König von England, so wie sein Vater. Und ich denke, ich bin in der Tat sein engster Vertrauter. Zufrieden?«
William nickte verlegen.
»Hast du Lust zu sehen, wie ein Falke fliegt? Ich zeige es dir, wenn du willst!«
»Würdet Ihr das wirklich tun?«, staunte William erfreut. Als der Maréchal bejahte, hüpfte der Junge aufgeregt herum.
»Jetzt aber langsam, sonst erschrickst du sie noch!«, beschwichtigte der Maréchal ihn.
Sie verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen. Guillaumezeigte William, wie der Falke flog, und erklärte ihm allerhand Wissenswertes über die Wesensart dieser Tiere und ihre Zähmung. Außerdem ließ er William seinen Handschuh ausprobieren.
Ehrfurchtsvoll nahm ihn der Junge entgegen. Das weiche und gleichzeitig feste Hirschleder duftete würzig. Der Handschuh war viel zu groß, fühlte sich aber gut an.
Der Maréchal zeigte dem Jungen, wie man die Hand halten musste, und setzte am Ende des Nachmittags den Falken sogar für einen Moment darauf.
»Du musst die Hand ganz ruhig halten!«, befahl er freundlich.
William bemühte sich, nicht zu zittern, und war erleichtert und enttäuscht zugleich, als der Maréchal Geoffrey befahl, den Vogel wieder an sich zu nehmen.
»Er hat ein Händchen für Tiere«, sagte der Maréchal über William, als sie zurückkamen und Ellen in die Arme liefen.
»Nun, wenn er nicht bald anfängt, sich etwas mehr für das Schmieden zu interessieren, wird er es nicht weiter als bis zum Hufschmied bringen. Da kann es dann nicht schaden, wenn ihn die Tiere nicht auch noch niedertrampeln!« Ellen klang missmutig.
Sogar Guillaume bemerkte es und fragte sich, warum sie so hart mit dem Jungen war. Er erinnerte sich kaum noch an seine eigene Kinderzeit, aber er wusste, wie unsäglich seine Mutter und die Kinderfrauen ihn verwöhnt hatten, solange er noch zu Hause gelebt hatte.
»Ist wieder wie neu!«, riss Ellen ihn aus seinen Gedanken
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