Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
fest wie eh und je. Sie hatte das Kind nicht verloren!
Nach einer geraumen Weile, die sie im Halbschlaf verbrachte, kam eine junge Magd herein und brachte ihr einen Getreidebrei zur Stärkung.
»Geht es besser?«, fragte sie schüchtern.
Ellen nickte nur und starrte auf die Schüssel. Sicher war Baudouin bereits fort. Wie es wohl Guillaume erging? Baudouin hatte ihr erzählt, dass er sich auch nach so vielen Jahren bei Hof immer noch weigerte, lesen und schreiben zu lernen, und deshalb immer jemanden brauchte, der ihm vorlas und die Antworten für ihn schrieb. Wie leicht kann er so betrogen werden, dachte Ellen bei dem Gedanken an die vergangenen Ereignisse missbilligend. Dickköpfigkeit, die einen dem Ziel näher brachte, achtete sie, schließlich hatte sie selbst dieser so manchen Erfolg zu verdanken. Aber wenn Sturheit einen Menschen auf seinem Weg behinderte, war sie nichts als jämmerlich, fand sie. Unwillig drehte sie sich zur Wand und schloss wieder die Augen. Das Kind in ihrem Bauch strampelte jetzt heftig. Ihr blieben noch gut zwei Monate bis zur Geburt. Ellen dachte an William, der auf dem Ärmelkanal zur Welt gekommen war. Wo dieses Kind wohl geboren werden würde? Ihre Gedanken wanderten erneut zu Guillaume. Wie aufregend war die Zeit der Turniere gewesen und die Leidenschaft, die sie einst verbunden hatte. Doch das war lange vorbei.
Limoges, Ende April 1183
A m frühen Morgen hatte die Sonne den Himmel blau blitzen lassen, doch schon bald waren graue Wolken herangezogen. Seit dem Mittagsläuten nieselte es ganz fein, und die Sonne versuchte, hier und da durchzubrechen. Ein farbenprächtiger Regenbogen über Limoges begrüßte Guillaume, als er, begleitet von Baudouin und weiteren Männern, durch das Tor ritt. Die Soldaten jubelten begeistert, hießen ihn lautstark willkommen und tuschelten, dass das himmlische Farbenspiel ein wunderbares, von Gott gesandtes Zeichen sein musste.
Bei dem Gedanken, dass Guillaume zurück war, sprang Ellen fast das Herz aus der Brust, doch er ließ sich nicht in der Schmiede blicken.
Der junge Henry behielt ihn den ganzen Tag an seiner Seite und beriet sich mit ihm bis in die späten Nachtstunden.
Erst am Nachmittag des nächsten Tages erschien Guillaume in der Schmiede. Wo immer er sich sehen ließ, winkten ihm die Menschen zu. Männer wie Frauen umjubelten ihn begeistert und feierten ihn wie einen Helden. Guillaume nahm ihre Freude huldvoll entgegen. Als er in die Werkstatt trat, rissen sich die Schmiede ihre Mützen vom Kopf und standen steif nebeneinander wie kleine Holzsoldaten, und sogar Ellen brachte vor Aufregung nur ein winziges Lächeln zustande.
Guillaume trat näher, nahm sie am Arm und führte sie hinaus, um ungestört mit ihr sprechen zu können. »Mein Ruf ist wiederhergestellt, der König braucht mich«, sagte er triumphierend.»Ich wusste von Anfang an, dass Baudouin deine Hilfe benötigen würde, um die Intrige gegen mich aufdecken zu können.«
»Wie meinst du das?«, fragte Ellen abweisend und ging einen Schritt zurück. Sie musterte sein markantes Gesicht, das von Sonne und Wind gegerbt war. Wie ein Fremder sieht er aus, dachte sie ernüchtert, obwohl ihr doch jeder Zug an ihm vertraut war.
»Nachdem du Henry das Schwert gebracht hast, war Thibault wie ausgewechselt. Ich wusste, dass der junge König Runedur weder bestellt noch bezahlt haben konnte. Seine Kassen waren schon lange vorher leer! Als dann immer mehr Lügen über mich verbreitet wurden, war mir klar, dass Thibault hinter der ganzen Sache stecken musste. Aber ich konnte ihm nichts beweisen. Alles, was ich getan habe, wusste er gegen mich zu verwenden. Irgendjemand musste ihn aus seinem Rattenloch locken! Ich war sicher, du würdest ihn aus dem Lot bringen können. Und wie man sieht, hatte ich Recht. Niemandem sonst hätte er verraten, womit er dir gegenüber geprahlt hat. Dass du ihn dann auch noch auf frischer Tat ertappt hast, war eine glückliche Fügung, für mich zumindest.«
Baudouin hat ihm schon alles genauestens berichtet, dachte Ellen merkwürdig unberührt.
»Du bist stark, Ellen.«
Aus seinem Mund klang ihr Name beinahe wie »Alan«, und sie fragte sich, ob er das mit Absicht tat.
»Ich wusste, du würdest dich nicht von ihm einschüchtern lassen, das hast du nie getan.«
Wie falsch er mich doch einschätzt, dachte Ellen, und eine Welle von Übelkeit erfasste ihren Körper.
»Mit Speck fängt man Mäuse, und für Thibault brauchte ich dich!« Guillaume streckte die
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