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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mochte ... aber mehr auch nicht.
    Sollte dagegen er sie verlieren, würde die Wunde nie verheilen.
    »Willst du essen?« sagte er ohne Begeisterung.
    Maren sagte: »Nein. Will beten.«
    Er gaffte sie an.
    »W-was?«
    »Ich will in die Kirche, eine Kerze anzünden und beten«, sagte sie ruhig. »Was ist daran so merkwürdig? Ich mache das jede Woche zweimal, das weißt du. Du hast es gewußt, als du das erstemal mich ...« Zart ergänzte sie: »Erkannt hast. Im biblischen Sinn. Ich habe dir das in der ersten Nacht gesagt.«
    »Kerze wofür?« Eine Kerze mußte man für irgend etwas Bestimmtes anzünden.
    »Mein Geheimnis«, sagte Maren.
    Verblüfft erwiderte er: »Ich gehe zu Bett. Für dich mag es sechs Uhr sein, aber für mich ist es zwei Uhr nachts. Gehen wir in deine Wohnung, und du kannst mir etwas Leichtes zu essen machen, dann schlafe ich, und du kannst beten gehen.« Er schritt zur Tür.
    »Ich habe gehört, daß es heute einem sowjetischen Beauftragten gelungen ist, an dich heranzukommen«, sagte Maren.
    Das erstaunte ihn.
    »Wo hast du das gehört?«
    »Ich habe eine Warnung bekommen. Vom Ausschuß. Eine offizielle Rüge an das Unternehmen, wir sollten uns vor kleinen, alten Männern in acht nehmen.«
    »Das bezweifle ich.«
    Maren zuckte die Achseln.
    »Die Pariser Niederlassung sollte unterrichtet werden, findest du nicht? Es ist in der Öffentlichkeit geschehen.«
    »Ich bin doch nicht zu dem Trottel gegangen. Er kam zu mir – ich war nur beim Kaffeetrinken.« Aber er fühlte sich unsicher. Hatte der Ausschuß wirklich eine offizielle Rüge ausgesprochen? Wenn ja, dann hätte sie ihm zur Kenntnis gebracht werden müssen.
    »Der General«, sagte Maren, »dessen Namen ich mir nie merken kann – der dicke, vor dem du solche Angst hast. Nitz.« Sie lächelte; der Speer in seiner Seite drehte sich. »General Nitz hat sich über die Direkt-Bildsprechleitung hier mit uns in Paris in Verbindung gesetzt und gesagt, wir sollten vorsichtiger sein. Ich sagte, er solle mit dir reden. Er sagte ...«
    »Das erfindest du.« Aber er konnte sehen, daß das nicht der Fall war. Wahrscheinlich war es binnen einer Stunde nach seiner Begegnung mit Aksel Kaminsky geschehen. Maren hatte den ganzen Tag Zeit gehabt, die Warnung von General Nitz an ihn weiterzugeben. Es sah ihr ähnlich, bis jetzt zu warten, da sein Blutzucker niedrig war und er sich nicht verteidigen konnte. »Ich rufe ihn am besten an«, sagte er, halb zu sich selbst.
    »Er schläft. Nimm dir die Zeitzonenkarte von Portland, Oregon, vor. Außerdem habe ich ihm alles erklärt.« Sie ging hinaus in den Flur, und er folgte ihr reflexartig; gemeinsam warteten sie auf den Lift, der sie zum Dachfeld bringen würde, wo sein Hubschrauber stand, der dem Unternehmen gehörte. Maren summte fröhlich vor sich hin und machte ihn rasend.
    »Du hast es ihm wie erklärt?«
    »Ich sagte, du hättest dir seit langer Zeit überlegt, wenn man dich nicht zu schätzen wüßte, wenn man dich hier nicht mag, dann würdest zu überwechseln.«
    Gleichmütig sagte er: »Und was sagte er darauf?«
    »General Nitz sagte, ja, es sei ihm klar, daß du jederzeit überwechseln könntest. Er versteht deine Lage. Die Militärs im Ausschuß haben bei ihrer Sonder-Geheimsitzung vorigen Mittwoch in der Festung Washington sogar darüber gesprochen. Und General Nitz' Stab meldete, daß drei weitere Waffenmodeschöpfer in Bereitschaft stehen. Drei neue Medien, die dieser Psychiater von der Wallingford-Klinik in St. George, Utah, gefunden hat.«
    »Ist das wirklich wahr?«
    »Einigermaßen.«
    Er rechnete hastig nach.
    »In Oregon ist es nicht zwei Uhr nachts, sondern Mittag. Genau Mittag.« Er drehte sich um und ging zu ihrem Büro zurück.
    »Du vergißt, daß wir jetzt Toliver Econ-Zeit haben.«
    »Aber in Oregon steht die Sonne mitten am Himmel.«
    »Nach TEZ ist es trotzdem zwei Uhr nachts«, sagte Maren geduldig. »Ruf General Nitz nicht an; gib auf. Wenn er mit dir hätte sprechen wollen, hätte er im New Yorker Büro angerufen, nicht hier. Er mag dich nicht; das ist es, ob Mitternacht oder hellichter Tag.« Sie lächelte liebenswürdig.
    »Du stiftest Unfrieden«, sagte Lars.
    »Ich sage die Wahrheit«, widersprach sie. »W.d.w.w.d.P.i.?«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich will nicht wissen, was mein Problem ist.«
    »Dein Problem ...«
    »Hör endlich auf.«
    Maren fuhr fort: »Dein Problem ist, daß du unsicher wirst, wenn du es mit Mythen, oder, wie du es nennen würdest, mit Lügen zu tun hast.

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