Das Labyrinth der Ratten
seine Exkremente zugescharrt hat oder einfach so weggelaufen ist. Ich lasse alte Ausgaben von ›Der blaue KopffüßerMann vom Titan‹ von Freid prüfen. Hören wir damit auf und setzen wir ihn auf Ricardo Hastings an.«
»Ich habe mit Freid gesprochen«, sagte Nitz. »Ich ...«
»Das weiß ich«, erklärte Lars. »Aber Schluß mit dem Gerede. Schaffen Sie Hastings nach Kalifornien, oder noch besser, holen Sie Pete her. Sie brauchen mich nicht; Sie brauchen keinen hier in diesem Raum. Sie brauchen ihn. Ich gehe jetzt.« Er stand auf. »Ich steige aus. Auf Wiedersehen, bis Sie Freid
auf Hastings angesetzt haben.« Er ging zur Tür.
»Vielleicht probieren wir zuerst Sie bei Hastings aus«, sagte General Nitz. »Und ziehen erst danach Pete Freid bei. Während Freid hierher unterwegs ist ...«
»Es dauert nur zwanzig Minuten oder weniger, einen Mann von Kalifornien zur Festung Washington zu bringen«, sträubte sich Lars.
»Aber, Lars. Es tut mir leid. Der alte Mann ist senil. Wissen Sie, was das wirklich, konkret, bedeutet? Es scheint beinahe unmöglich zu sein, sich mit ihm zu verständigen. Also, bitte, aus den Resten seines Geistes, der nicht zugänglich ist für die normale, gewöhnliche ...«
»Gut«, entschied sich Lars. »Aber zuerst muß Freid verständigt werden. Sofort.« Er deutete auf den Bildsprecher neben Nitz.
Nitz nahm ab, erteilte Anweisungen, legte wieder auf.
»Noch eines«, sagte Lars. »Ich bin nicht mehr allein.«
Nitz sah ihn an.
»Ich habe Lilo Toptschew bei mir.«
»Wird sie mitarbeiten? Kann sie hier ihre Aufgabe erfüllen?«
»Warum nicht? Die Begabung ist vorhanden. Im selben Maß, wie nur je bei mir.«
»Also gut«, sagte Nitz. »Ich lasse Sie beide ins BethesdaHospital bringen, wo der alte Mann untergebracht ist. Holen Sie sie ab. Sie können sich beide in diesen sonderbaren, mir unbegreiflichen Trancezustand versetzen. Und inzwischen ist Pete Freid unterwegs.«
»Gut«, nickte Lars zufrieden.
Nitz gelang ein Lächeln.
»Für eine Primadonna sind Sie recht hartgesotten.«
»Ich bin hartgesotten«, sagte Lars, »nicht, weil ich eine Primadonna wäre, sondern weil ich zuviel Angst habe, um warten zu können. Ich habe zuviel Angst davor, daß sie uns erledigen, während wir nicht hartgesotten sind.«
25
Lars raste mit einem Schnellschrauber, gesteuert von einem gelangweilten, breitgebauten Sergeanten namens Irving Blaufard, zurück nach New York.
»Diese Frau«, fragte Sergeant Blaufard, »ist sie die sowjetische Waffenmodeschöpferin? Sie wissen schon.«
»Ja.«
»Und sie ist übergewechselt?«
»Ja.«
»Menschenskind«, sagte Sergeant Blaufard beeindruckt.
Der Schrauber fiel wie ein Stein auf das Dach des Gebäudes von Mr. Lars Inc. herunter, jenes kleinen Bauwerks zwischen hochragenden Kolossen.
»Wirklich klein hier, Sir«, sagte Sergeant Blaufard. »Ich meine, ist alles andere unter der Erde?«
»Leider nicht«, erwiderte Lars stoisch.
»Na, Sie brauchen wohl auch nicht so viele Geräte.«
Der Schrauber landete, von erfahrener Hand gesteuert, auf dem Dach. Lars sprang heraus, lief zur ständig betriebenen Abwärtsrampe und schritt kurz danach durch den Korridor zu seinem Büro.
Als er die Tür öffnen wollte, tauchte Henry Morris im gewöhnlich abgesperrten Nebeneingang auf.
»Maren ist im Haus.«
Lars starrte ihn an, die Hand am Türknopf.
»Ja.« Henry nickte. »Irgendwie, vielleicht durch KACH, hat sie erfahren, daß Sie mit der Toptschew aus Island zurückgekommen sind. Vielleicht haben KWB-Agenten in Paris sie aus Rachsucht informiert. Der Himmel weiß es.«
»Ist sie schon bei Lilo?«
»Nein. Wir haben sie draußen in der Vorhalle abgefangen.«
»Wer hält sie fest?«
»Bill und Ed McEntyre vom Konstruktionsbüro. Aber sie ist furchtbar aufgebracht. Man möchte nicht glauben, daß das dieselbe Frau ist, Lars. Ehrlich. Nicht wiederzuerkennen.« Lars öffnete seine Tür. Am Fenster, allein im Zimmer, stand Lilo und starrte auf New York hinaus.
»Sind Sie reisefertig?« fragte Lars.
Lilo sagte, ohne sich umzudrehen: »Ich habe es gehört. Ich höre unheimlich gut. Ihre Geliebte ist hier, nicht? Ich wußte, daß es so kommen würde. Ich habe das vorausgesehen.«
Die Sprechanlage auf Lars' Schreibtisch surrte, und Miss Grabhorn, seine Sekretärin, sagte, diesmal nicht hochmütig, sondern in Panik: »Mr. Lars, Ed McEntyre sagt, daß Miss Faine ihm und Bill Manfretti entwischt sei. Sie hat die Vorhalle verlassen und ist unterwegs zu Ihrem
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