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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wandte sich an den alten Mann: »Opa, hören Sie zu. Wir gehen hinunter.«
    »Hinunter?« Der alte Mann duckte sich verängstigt und verwirrt.
    »Zum Kreml«, sagte Ben. »Unter die Erde. Wo UN-W Natsek tagt, der Ausschuß. General Nitz. Wissen Sie, wer General Nitz ist?«
    Der alte Mann stammelte Unverständliches, dachte nach, versuchte sich zu erinnern.
    »Na, er war da ganz oben«, sagte er.
    »Welches Jahr haben wir?« sagte Ben.
    Der Alte sah ihn belustigt an.
    »Mir könnt ihr nichts vormachen. Wir haben 2068. Oder ...«
    Die Augen, kurz hell geworden, trübten sich wieder. »Nein, wir haben 2067. Ihr habt mich reinlegen wollen. Aber geschafft habt ihr's nicht, was? Hab' ich recht? 2067?« Er stieß den zweiten Leutnant an.
    Ben sagte zu seinem Kameraden: »Ich bleibe bei ihm. Du holst einen Wagen von der Bereitschaft. Wir wollen ihn nicht verlieren.«
    »Richtig.« Der Offizier stand auf und lief zu den überirdischen Gebäuden des Kreml. Und das Sonderbare war, er dachte immer wieder, so, als hätte das irgendeinen Bezug, wie ein Schwachsinniger: Was zum Teufel, ist ein Schwippel?

    23

    In den unterirdischen Anlagen von Lanferman & Co., mehr oder weniger direkt unter der kalifornischen Stadt San José saß Pete Freid an seinem riesigen Arbeitstisch; Maschinen und Werkzeuge waren abgeschaltet, stumm, untätig.
    Vor ihm lag die Ausgabe des unzivilisierten Comic-Heftes ›Der blaue Kopffüßer-Mann vom Titan‹ vom Oktober 2003. Im Augenblick befaßte er sich, die Lippen beim Lesen bewegend, mit dem unterhaltsamen Abenteuer ›Der blaue KopffüßerMann begegnet dem teuflischen Erd-Wesen, das sich nach zwei Milliarden Schlaf in den Tiefen an die Oberfläche von Io gebohrt hat!‹ Pete war zu dem Bild gekommen, wo der blaue Kopffüßer-Mann, durch die verzweifelten telepathischen Bemühungen seines Gehilfen ins Bewußtsein zurückgeholt, das Strahlungsoftende tragbare G-System in einen Magnetkathoden-bipolaren-Ionisations-Emanator verwandelte.
    Mit diesem Emanator bedrohte der blaue Kopffüßer-Mann das teuflische Erd-Wesen bei dem Versuch, Miss Whitecotton, die bruststarke Freundin des blauen Mannes, zu verschleppen. Es war dem Wesen gelungen, Miss Whitecottons Bluse zu öffnen, so daß eine Brust – und nur eine; das war internationales Gesetz, rigoros auf Lektüre für Kinder angewendet – dem flackernden Licht des Himmels über Io entblößt war. Sie pulsierte warm hüpfend, als Pete auf den Wackel-Auslöser drückte. Und die Brustwarze dehnte sich wie eine winzige, rosarote Glühbirne, in 3 D hervortretend und blinkend, ein, aus, ein, aus ... und würde es weiter tun, bis die Batterieplatte von fünf Jahren Betriebsdauer in der Umschlagrückseite des Heftes endlich versagte.
    Die Gegenspieler des Abenteuers sprachen blechern miteinander, als Pete die Audio-Klappe drückte. Er seufzte. Bis jetzt hatte er sich von den überprüften Seiten sechzehn ›Waffen‹ notiert. Und inzwischen fehlten New Orleans, dann Provo, und, der letzten Meldung zufolge, Boise, Idaho. Waren verschwun den hinter dem ›grauen Vorhang‹, wie Nachrichtensprecher und Fak-Zeitungen das nannten.
    Der graue Vorhang des Todes.
    Der Bildsprecher auf seinem Schreibtisch summte. Er schaltete ein. Lars' abgehärmtes Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
    »Sie sind zurück?« fragte Pete.
    »Ja. In meinem Büro in New York.«
    »Gut«, erwiderte Pete. »Sagen Sie, was wollen Sie in Zukunft machen, nachdem Mr. Lars Inc., New York und Paris, schließen muß?«
    »Spielt das eine Rolle?« entgegnete Lars. »In einer Stunde soll ich mich unten im Kreml mit dem Ausschuß treffen. Man bleibt ständig unter der Erde, für den Fall, daß die fremden Wesen sich die Hauptstadt vornehmen. Ich würde Ihnen auch raten, unten zu bleiben. Wie man hört, soll die Wirkung nicht unter die Oberfläche reichen.«
    Pete nickte düster. Wie Lars fühlte er sich körperlich krank.
    »Wie nimmt Maren es auf?«
    »Ich – habe nicht mit Maren gesprochen«, erwiderte Lars zögernd. »Ich habe nämlich Lilo Toptschew mitgebracht. Sie ist hier.«
    »Zeigen Sie.«
    »Warum?«
    »Damit ich sie sehen kann, darum.«
    Das sonnige, unkomplizierte Gesicht eines jungen Mädchens mit heller Haut, seltsam strengen, wachsamen Augen und verkniffenem Mund erschien auf dem Bildschirm. Das Mädchen wirkte verängstigt und – hartgesotten. Mensch, dachte Pete. Und du hast die Kleine bewußt mitgebracht? Wirst du fertig mit ihr? Ich bezweifle, ob ich es könnte, entschied er. Sie

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