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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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gelangen.«
    »Aber sie dürfen nicht verkauft werden«, sagte Irina.
    »Kunstgegenstände, die älter als fünfzig Jahre sind, dürfen nicht aus der Sowjetunion ausgeführt werden.«
    »Es genügt, ein paar Beamte zu bestechen. Ganze Panzer, Eisenbahnzüge und Rohölladungen sind schon über die Grenze gelangt. Ein Bild außer Landes zu schaffen ist relativ einfach.«
    »Aber der Verkauf ist nicht rechtsgültig«, sagte Irina, »solange russische Gesetze verletzt werden. Kunstsammler und Museen lassen sich nicht gern in internationale Auseinandersetzungen ziehen. Rita hätte das Rote Quadrat nicht verkaufen können, sollte es tatsächlich aus Rußland kommen.«
    »Vielleicht ist es eine Fälschung«, sagte Schiller. »Es gab phantastische Fälscher in Ost-Berlin, die jetzt alle arbeitslos geworden sind. Ist das Bild wirklich untersucht worden?«
    »Von oben bis unten. Es ist datiert, geröntgt und analysiert worden. Es weist sogar einen Daumenabdruck von Malewitsch auf.«
    »Alles das kann gefälscht sein«, sagte Schiller.
    »Ja«, gab Irina zu. »Aber es ist eine seltsame Sache mit Fälschungen. Sie können noch so gut gemacht sein, mit dem richtigen Holz, der richtigen Leinwand, den richtigen Farben und Techniken, aber nach einer Weile sehen sie einfach nicht mehr echt aus.«
    Schiller räusperte sich. »Das wird mir zu spinnert, wie wir in Bayern sagen.«
    »Es ist genau wie mit den Menschen. Mit der Zeit merkt man, ob jemand ein Blender ist. Ein Gemälde ist die Idee eines Künstlers, und Ideen lassen sich nicht fälschen.«
    »Was, sagten Sie, ist das Bild wert?«
    »Vielleicht fünf Millionen Dollar«, sagte Arkadi. »In Rußland sind es vierhundert Millionen Rubel.«
    »Wenn es keine Fälschung ist«, wandte Peter Schiller ein.
    »Das Rote Quadrat ist echt und kommt aus Rußland«, sagte Arkadi.
    »Aber man hat es in einer der Knauer-Kisten gefunden«, sagte Irina.
    »Die Kiste ist eine Fälschung.«
    »Die Kiste?« Schiller richtete sich auf. Arkadi merkte, wie er seine Gedanken ordnete. »Von der Seite habe ich es noch nie gesehen.«
    »Erinnern Sie sich: Benz war nicht an den Kunstwerken interessiert, die Ihr Großvater gestohlen hat. Er hatte seine eigenen. Ihm ging es um die Kisten, die Ihr Großvater bauen ließ - von den Knauer-Zimmerleuten.«
    »Das ist gut«, sagte Schiller anerkennend. »Das ist sehr gut.«
    Arkadi legte Peter Schiller den Schal auf die Knie. Schiller setzte sich gerade auf. »Was machen Sie da?«
    »Die kulturelle Atmosphäre ist zur Zeit etwas getrübt in Moskau.«
    »Ich will es nicht haben.«
    »Sie sind der einzige, dem ich es geben kann«, sagte Arkadi.
    »Woher wissen Sie, daß ich nicht damit verschwinde?«
    »Es ist so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, Sie zum Kustos russischer Kunst zu machen. Außerdem ist es ein Handel.« Arkadi klopfte auf seine Jackentasche mit seinen Papieren und dem Paß, den Peter ihm - zusammen mit einem von Alis Geld bezahlten Flugticket - zurückgegeben hatte.
    Sie hatten anstandslos einen regulären Lufthansa-Flug nach Moskau buchen können. Nichts ist wirkungsvoller als ein Militärputsch am Zielort, um die Zahl der Reisewilligen zu vermindern. Was Arkadi nur immer noch nicht verstand, war die Tatsache, daß die Führer des Notstandskomitees überhaupt Flugzeuge landen ließen.
     
    Stas humpelte mit einem Tonbandgerät und einer Kamera aus der Münchener Maschine. Er war ungewöhnlich guter Laune.
    »So eine Idiotie. Das Notstandskomitee hat keinen der demokratischen Führer in Haft genommen. Jetzt steht es unentschieden. Die Panzer sind in Moskau, aber sie fahren nur in der Stadt herum, und die Maßnahmen zur Unterdrückung des Widerstands beschränken sich auf ein Minimum.«
    »Woher wissen Sie, was passiert?« fragte Arkadi. »Die Leute rufen uns aus Moskau an«, sagte Stas. Arkadi war erstaunt. »Die Telefonleitungen funktionieren?«
    »Das ist es, was ich mit Idiotie bezeichne.«
    »Weiß Michael, daß Sie zurückgehen?«
    »Er hat versucht, mich daran zu hindern. Er sagt, es sei ein Sicherheitsrisiko und würde den Sender in eine peinliche Lage bringen, wenn wir gefaßt würden. Er sagt, Max habe aus Moskau angerufen, um zu sagen, daß alles seinen gewöhnlichen Gang gehe und ich keinen Grund hätte, mich über irgend etwas aufzuregen.«
    »Weiß er, daß Irina mitkommt?«
    »Er hat gefragt. Er weiß es nicht.«
    Obwohl der Flug bereits aufgerufen worden war, ging Arkadi in eine Telefonzelle. Eine auf Band aufgenommene Stimme

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