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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gelassen, umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann griff sie nach ihrer Tasche und rannte zur Tür.
    Trevisan wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte das starke Bedürfnis, sie zurückzuhalten. Er wollte sie nicht verlieren, jetzt noch nicht, nicht so früh. Hatte er sie überhaupt richtig aufgeklärt, hatte er mit ihr darüber gesprochen? Er fühlte einen tiefen Stich in seinem Herzen.
    Die Tür fiel in das Schloss und Trevisan wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er eilte zum Küchenfenster und sah gerade noch, wie Paula hinter der Hecke verschwand. Eilends zog er sich seine Schuhe an und rannte zur Tür. Fast hätte er den Schlüssel vergessen. Vorsichtig schlich er sich zur Gartentür. Sie durfte ihn nicht sehen. Er wollte keinen Streit heraufbeschwören. Er schaute die Straße hinunter, doch Paula war bereits verschwunden. Er verließ das Grundstück und tastete sich an der Hecke entlang bis zur nächsten Querstraße. Dann hörte er das Aufheulen eines Motors. Das Geräusch wurde lauter. Panik keimte in ihm auf. Paula konnte nachtragend sein wie Grit. Wenn sie ihn jetzt entdeckte, würde sie wochenlang nicht mehr mit ihm reden. Er rannte auf die nächstgelegene offene Garage zu. Dann fuhr der schwarze Golf an ihm vorbei. Es war das Auto vom Bahnhof in Wilhelmshaven.
    Er prägte sich das Kennzeichen ein und lief zum Haus zurück. Sein Weg führte ihn zum Telefon, doch er überlegte es sich anders, legte den Hörer wieder zurück und ging hinaus auf die Terrasse. Dort ließ er sich in den Liegestuhl sinken. Starr blickte er in die weißen Wolken, die an ihm vorüberzogen. Was sollte er tun?
    *
    Es war Viertel nach acht, als Trevisan am nächsten Morgen das Besprechungszimmer betrat. Monika Sander saß an der Stirnseite des Tisches und hatte bereits die Post aus dem Geschäftszimmer geholt. Der Postkorb quoll über.
    »Hallo, Martin, wie geht es dir?«, fragte sie freundlich. Die Gespräche der anderen verstummten. Dietmar Petermann trug wie immer eine unpassende Krawatte zu seinem heute orangefarbenen Hemd. Till Schreier hatte sich eine neue Frisur zugelegt. Seine kurzen Stoppelhaare waren fast unsichtbar. Und Tina Harloff knabberte lustlos an einem Knäckebrot.
    Martin Trevisan nickte stumm.
    »Alex hat sich freigenommen. Er sagte, du wüsstest, warum«, erklärte Monika, als Trevisan nachdenklich auf den leeren Platz starrte. Trevisan setzte sich.
    »Du bist heute nicht besonders gesprächig«, bemerkte Monika.
    »Entschuldige, aber mir geht es nicht besonders. Gibt es etwas, das ich wissen sollte?« Trevisan zeigte auf den Postkorb.
    »Nichts Besonderes. Der Obduktionsbericht zum Reitunfall in Accum ist gekommen. Außerdem jede Menge Ermittlungsersuchen. Am Wochenende war wieder einmal einiges los. Schlägereien, Einbrüche, Unfälle, aber für uns ist nichts dabei. Ach ja, bevor ich es vergesse, Beck möchte um zehn mit dir reden.«
    Trevisan seufzte. Auf ein Treffen mit seinem Vorgesetzen legte er an diesem Morgen keinen Wert. Zumal Beck in der letzten Zeit immer nur von neuen Sparerlassen und Etatkürzungen zu berichten wusste.
    »Ich habe gehört, die Halbermanns sind gestern zurückgekommen?«, meldete sich Dietmar Petermann zu Wort.
    »Ich war bei ihnen«, bestätigte Trevisan.
    »Dann kann ich den Fall heute wohl abschließen.«
    »Schon erledigt, ich hatte gestern noch etwas Zeit«, erklärte Trevisan.
    Eine halbe Stunde später war die Frühbesprechung vorbei. Trevisan betrat sein Büro, griff zum Telefon und wählte die Nummer der Datenstation. Es dauerte eine Weile, bis sich eine junge Frauenstimme am anderen Ende meldete.
    »Trevisan, Kl. Ich brauche eine Kennzeichenüberprüfung.« Er nannte Kennzeichen und Fabrikat und erhielt er die geforderte Auskunft. Der Wagen gehörte einem jungen Mann mit dem Namen Nikolas Ricken aus Wilhelmshaven. »Können Sie mir sagen, ob wir über ihn etwas in unseren Akten haben?«
    Weitere zwei Minuten später wusste Trevisan alles, was aus polizeilicher Sicht über den Golffahrer zu sagen war. Neben mehreren Diebstählen, Schwarzfahrten und Körperverletzungen war Ricken zuletzt vor zwei Jahren bei einem Handtaschenraub als Mittäter in Erscheinung getreten. Und Paula musste sich ausgerechnet mit solch einem Kerl abgeben. Es war höchste Zeit, mit ihr zu sprechen.
     
    Sie hatten sich in ihrem Clubhaus am Banter See versammelt. Mittlerweile wussten sie vom Tod ihres Freundes. In der Schule hatte sich die Nachricht schnell verbreitet. Sven

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