Das Lächeln der toten Augen
ist er auch irgendwo registriert.«
Dietmar nickte. »Ich hoffe, du hast recht. Was machen wir nun?«
Trevisan atmete tief ein. »Ich weiß es nicht. Nach allem, was mir die Glasic erzählt hat, müssen wir davon ausgehen, dass wir mitten in einem undurchdringlichen Sumpf stecken. Ich habe keine Ahnung, wie wir ihn austrocknen können. Eigentlich stehen wir wieder bei Null. Ich hoffe, dass die Jungs von der Steuerfahndung bis zum Ende der Woche alle Fakten zusammengetragen haben und mit den Verhaftungen beginnen. Ich habe ihnen versprochen, dass wir bis dahin die Kerle in Ruhe lassen. Aber ich sehe nur noch die Möglichkeit, über einen von ihnen in unseren Ermittlungen weiterzukommen.«
»Das klingt nicht vielversprechend«, sagte Dietmar.
»Das ist es auch nicht. Wir können überhaupt nichts beweisen, solange wir keine konkreten Fakten in den Händen halten.« Trevisan wandte sich vom Fenster ab und ging zu seinem Stuhl.
Dietmar Petermann erhob sich. »Ich werde erst einmal die Fahndung nach Persson mit der Personenbeschreibung ergänzen. Vielleicht bringt uns das wenigstens ein Stückchen weiter.«
»Tu das.« Trevisan ließ sich mit einem Seufzer auf seinem Stuhl nieder.
An der Tür wandte Dietmar sich noch einmal zu ihm um. »Ach übrigens, da draußen will jemand mit dir sprechen.«
Trevisan dachte an den Pfarrer, der sich am Morgen vorgestellt hatte. »Ist er noch da?«, entgegnete er und griff nach der Übersicht über die Kometen, die ihm Tina aus dem Internet besorgt hatte.
33
Artig saß der kleine und schmächtige Mann auf dem Stuhl neben der Glastür, mit wachen Augen und freundlichem Lächeln.
»Entschuldigen Sie, Herr … Ich hatte wirklich zu tun.« Trevisan reichte ihm die Hand.
»Lesch, Bernhard Lesch ist mein Name«, erwiderte der Mann. »Wie gesagt, ich bin Pfarrer. Ich würde gerne mit Ihnen über Simon Halbermann reden.«
Trevisan lächelte. »Es ist ein schwebendes Verfahren und wir haben unsere Vorschriften.«
Lesch bückte sich, griff in seine abgetragene Tasche und holte einen Bogen Papier hervor, den er Trevisan reichte. »Werfen Sie bitte einen Blick darauf.«
Trevisan faltete das Papier auseinander.
»Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«
Auf dem Papier prangten Punkte, die mit Linien verbunden waren. Die Anordnung der Punkte schien zufällig, dennoch kam dieses Bild Trevisan bekannt vor. »Woher haben Sie das?«, fragte er den alten Mann verwundert.
»Wir haben eine gemeinsame Bekannte«, antwortete der Pfarrer. »Frau Martinson aus Hamburg. Ich traf sie kürzlich auf dem Symposium für Sektenbeauftragten an der Katholischen Akademie in Trier und wir kamen ins Gespräch. Sie hat mich gebeten, mit Ihnen Verbindung aufzunehmen. Ich arbeite für das Erzbistum in Hamburg und bin dort Beauftragter für Weltanschauungsfragen.«
Trevisan deutete mit dem Kopf auf den Bogen Papier, den er in beiden Händen hielt. »Was stellt das dar?«
»Das Sternbild des Drachen, auch Draco genannt oder Pendragon«, erklärte Lesch und griff nach dem Bogen. »Sie haben Frau Martinson von einem geheimnisvollen Keller in Halbermanns Haus erzählt. An der Decke fanden Sie ein ähnliches Muster, stimmt’s?«
Trevisan nickte entgeistert.
»Es ist das Zeichen eines keltischen Königs.«
»Uther?«
»Ja, Uther Pendragon«, stimmte Lesch zu. »Ein großer keltischer Krieger und König in Britannien. Der Vater von König Artus. Ein Zauberer und Magier, der später den schwarzen Künsten verfallen sein soll. Er soll sogar Merlins Vertrauter gewesen sein, sagen manche Historiker.«
»Was hat das mit Halbermann und meinem Fall zu tun?«, fragte Trevisan.
»Uthers Geist ist wieder zum Leben erwacht und er hat neue Krieger um sich geschart.«
Trevisan lächelte mitleidig. »Das ist doch nicht Ihr Ernst.« Ungläubig musterte er den alten Mann von Kopf bis Fuß.
Der Pfarrer lächelte. »Ich weiß, was Sie denken, aber ich meine es ernst. Vollkommen egal, für was Sie mich jetzt halten, aber ich weiß, wovon ich spreche. Wissen Sie, Glaube, Aberglaube, Wahrheit oder Spinnerei, eingebildete Phantasien oder Wahnvorstellungen – was ist der Unterschied? Eigentlich alles nur eine Frage der Perspektive. Es spielt sich nur in den Köpfen ab. Lebte Jesus wirklich vor 2000 Jahren in Nazareth oder entspringt er auch nur unseren Phantasien?«
»Ich dachte, Sie sind Pfarrer?«
»Ich bin Pfarrer, aber ich leite keine Gemeinde. Ich sagte doch, ich bin Beauftragter der katholischen Diözese Hamburg und
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