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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Theos Bett umgab. Verity, die neben seinem Bett saß und nach ihrer Nachtwache eingenickt war, fuhr aus dem Schlaf hoch.
    »Hast du den kleinen Kochtopf gesehen?«, fragte Mark.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube …«, begann sie. »Hat Miss Cherubina ihn gestern Abend nicht genommen?«
    Mark runzelte die Stirn. »Wofür braucht sie ihn denn? Ich habe sie seit ihrer Ankunft kein einziges Mal kochen sehen.«
    Das war mit Sicherheit so. Cherubina arbeitete, wenn sie musste, saß aber ansonsten eingeschnappt und zornig herum. Nun, da sie nicht länger Credes Symbol für Menschenliebe war, hatten die Revolutionäre nur noch wenig Zeit für sie übrig. Mark hatte sie im Lauf der letzten Tage kaum gesehen. Sie weigerte sich, mit ihm oder sonst jemandem zu reden. Sogar Ben, die mit allen befreundet war, erntete von ihr lediglich einen unterkühlten Blick.
    Verity zuckte mit den Schultern. »Vielleicht macht auch sie sich nun endlich nützlich für unsere Bewegung?«, überlegte sie zweifelnd.
    Mark verzog das Gesicht. Er wünschte, es würde der Wahrheit entsprechen, doch die Chancen dafür standen schlecht.
    Nachdem er sich bei Verity bedankt hatte, fing er an herumzufragen. Es dauerte nicht lange, bis er erfuhr, dass Cherubina zuletzt dabei gesehen worden war, wie sie nebenan in den Laden von Miss Devine gegangen war. Dies war in doppelter Hinsicht rätselhaft. Miss Devine hatte ihren Laden zwar geöffnet, doch nahmen nach wie vor sehr wenige das Angebot der Glasmacherin an. Niemand konnte so einfach über ihr anderes Gewerbe hinwegsehen, darüber, dass sie im Austausch für Essen, das ihre halb toten Kunden oft gar nicht mehr wirklich wollten, ihren Freunden Gefühle abgezapft hatte.
    Trotzdem, er brauchte diesen Topf. Also wappnete er sich, bahnte sich einen Weg durch das Getümmel der Verzweifelten und Sterbenden aus dem Tempel hinaus und stand vor dem dicken Vorhang, der als Eingangstür von Miss Devines Laden diente. Im gleißenden Licht des Spätsommers leuchteten die in die Wand eingesetzten Glasscherben grell und ließen den Vorhang so dunkel wirken wie ein Stück Nachthimmel ohne Sterne.
    Mark schüttelte sich. Er wusste alles über Miss Devines Geschäft. Damals, in seinem früheren Leben, hatte er bei ihr eingekauft. Ihr Laden barg keinen Schrecken für ihn.
    Als er in den düsteren kleinen Raum trat, konnte er sich trotzdem des Gefühls nicht erwehren, dass der plötzliche Schauder, der ihn überkam, nicht ausschließlich damit zu tun hatte, dass er aus dem Sonnenlicht ins Dunkel trat.
    Das durch den Türeingang einfallende Licht ließ die winzigen Glasfläschchen auf den Regalen im Inneren glitzern. Die Flüssigkeiten schimmerten und spiegelten sich, so als wären sie lebendig. Vielleicht waren sie das auch. Wer wusste schon, wie sich Gefühle wirklich verhielten, wenn sie herausdestilliert worden waren? Als er sich orientiert hatte, kam die Frau gerade aus dem Hinterzimmer. Sie zog die Brauen hoch und ließ ihre langen dünnen Finger auf dem Tresen vor ihr ruhen, doch davon abgesehen war kaum eine Regung bei ihr zu erkennen.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Mr Mark?«, fragte sie in einem Ton, der nichts preisgab. »Ich hätte nicht gedacht, dass der Anführer des flussabwärts gelegenen Teils von Agora die Zeit für einen Besuch bei mir aufbringen könnte.«
    Mark ließ sich nicht ködern. Er hatte sich nie als Anführer gesehen, auch wenn die Leute ihn als solchen betrachteten. »Ist Cherubina hier?«, fragte er.
    Miss Devine spreizte die Finger und schaute ihn scharf an. »Kann sein«, räumte sie ein. »Aber auch wenn es so wäre, sie will Sie nicht sehen.«
    »Also ist sie hier«, folgerte Mark. »Ich muss sie bloß kurz sprechen.«
    Miss Devines Mundwinkel zuckten. »Ist das ein Befehl?«, fragte sie.
    Mark starrte sie zornig an. »Kann ich sie nun sehen oder nicht?«, fragte er aufbrausend. Miss Devine lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Sie regte sich nicht. »Also schön«, sagte Mark hitzig. »Dann werde ich sie eben selbst finden müssen.« Ohne ein weiteres Wort drängte er sich an Miss Devine vorbei und riss den Vorhang beiseite, der ins Hinterzimmer führte.
    »Wie Sie wünschen, Mr Mark«, rief ihm Miss Devine hinterher, ohne ihm zu folgen. »Sehen Sie selbst, wie Sie empfangen werden.«
    Der kurze Flur dahinter war noch dunkler als der eigentliche Laden, und Mark musste blinzeln, als er eine Kammer betrat, die lediglich durch Licht aus einem schmalen Fenster hoch oben in der

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