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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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waren die Informationen des Karmesinobjekts, die sich nun zaghaft in ihm meldeten und ihm den Eindruck vermittelten, dass noch mehr dahinter steckte. Was das war, wusste nur sein Innerstes, aber es wollte ihm die Wahrheit einfach nicht verraten. Die Überlegung mit dem Erstschlag der Organisation schien ihm zwar stimmig, aber das war scheinbar nicht der Grund für den vorverlegten Angriff auf die Menschheit. Das war, was ihm das Karmesinobjekt über den Kanal seiner Intuition mitteilte. Ihm sagte sie jedoch genauso, dass weder der Käpt’n noch sonst jemand an Bord die Antwort darauf hatte. Er stand wieder am Anfang bei der Frage nach dem Warum.
    Ist das denn so wichtig , fragte er sich. Diesmal war es seine eigene Gedankenstimme – das Karmesinobjekt war verstummt – und er musste sich rechtgeben. Im Prinzip war es unerheblich für ihr aller Überleben, aber er hasste nun einmal ungelöste Probleme und Geheimnisse.
    Käpt ’n Jason hatte es zwar nicht angesprochen, aber Johannson glaubte auch daran, dass es die Uthrii waren, die das Karmesinobjekt auf der Erde positioniert hatten, die für Alkas Verschwinden verantwortlich waren, und wer wusste es schon, vielleicht waren sie ja sogar für den ersten Exodus der Menschen verantwortlich. Für das Erkalten der Erde. Johannson ertappte sich dabei, wie sich blinde Wut auf einen unsichtbaren Feind in ihm entfachte. Alles, was für die Menschheit jemals schief gegangen war, konnte nun dieser Nemesis zugeordnet werden, die nur Tod und Vernichtung kannte. Die der Teufel, das pure Böse war…
    Johannson ermahnte sich zur Besonnenheit. Es war zu einfach, aber darüber hinaus auch gefährlich, Sündenböcke zu proklamieren, ohne auch nur den geringsten Beweis ihrer Schuld zu haben oder sie überhaupt zu kennen. Das war schon immer ein schnödes und zutiefst menschliches Problem: Das Rudel macht seinen Feind aus, das Rudel entwickelt Hass und das Rudel vernichtet den Feind mit gemeinsamer Kraft. Doch diesmal war das Rudel zu schwach, der Feind zu groß zum Erlegen.
    Du solltest keinem Schatten hinterherjagen, Mikael. Oder weißen Walen! Sonst reißen sie dich in den Tod!
    E igentlich wollte er ja auch nur zu Frank Pauli. Johannson hatte ihn seit knapp zwei Tagen nicht mehr gesehen und wollte ihm nun die Offenbarungen des Käpt’n enthüllen. Vielleicht würde sich Paulis Laune durch diese Ehrlichkeit wenigstens etwas bessern und er würde wieder ein Ziel vor sich sehen, würde aus seinem Loch kriechen und die innere Aggression wie Schmutz abschütteln. Oder sie zumindest von der eigenen Rasse auf die Uthrii übertragen.
    Als Johannson bei seinem und Paulis Quartier ankam, fühlte er sich wie ein Fremder und klingelte deshalb zuerst. Eine Reaktion blieb aus. Er klingelte wieder. Und wieder… Zu guter Letzt sagte er sich, dass es doch verdammt auch sein Quartier war und öffnete einfach. Die Tür glitt beiseite und ein dunkler Raum verschlang seine Wahrnehmung.
    „Frank?“
    Stille antwortete ihm. Vielleicht schlief Pauli ja noch. Wie ein überalterter, glatzköpfiger Ninja schlich sich Johannson durch die Tür und blickte auf ein leeres Bett.
    Also wenn er auf dem Boden schlafen kann, wird ihn etwas Licht auch nicht aufwecken.
    Johannson gestikulierte – eine Hand geformt, als wolle sie etwas von der Decke pflücken, die andere dirigierte ein Crescendo – damit das Licht des Raumes hochfuhr. Aber das Quartier war und blieb leer.
    Er wird sich doch nicht etwa unter Menschen begeben haben?
    „Wo ist Frank Pauli?“
    Das Bordnetz benötigte ein paar Sekunden für eine Antwort, während denen es wohl angestrengt die Datenbanken nach seinen Bewegungen durchsuchte.
    „Der Aufenthaltsort ist unbekannt“, antwortete es dann.
    „Hä? Wie geht das denn?“
    Johannson wusste, dass, sobald jemand dieses Schiff betrat, dessen Position und dessen Biometrie in Registern gespeichert und dass die Person danach vom Bordnetz nicht mehr aus den Augen gelassen wurde. Die Identität eines Neuankömmlings wurde sofort mit dessen Account im Netz synchronisiert, sodass jeder bis zum Verlassen des Schiffes permanent auffindbar war. Das Netz – also das globale Netz – stand zwar inzwischen nicht mehr zur Verfügung, inzwischen mochte es also sicherlich mehrere Menschen an Bord geben, die für das Bordnetz nicht identifizierbar und dadurch auch nicht direkt auffindbar waren, doch waren Pauli und Johannson vor der Kappung der Netzanbindung an Bord gelangt. Sie waren definitiv noch im

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