Das Leben meiner Mutter (German Edition)
Worte machte ihn glücklich. So wie sie konnten nur Menschen reden, die aus der erbärmlichsten Not kamen und nur noch zu gewinnen hatten. Ja, die Stasl war vom selben Holz wie er!
»Prosit, Stasl!« sagte er lächelnd, »das hast du gut gesagt!«
»Prosit, Prosit!« rief die Schwester ebenso und schaute nach allen Seiten. Der Tanz fing wieder an.
»Und wann heiratest denn du endlich, Maxl?« fragte der Wiesmaier, als die beiden jetzt allein am Tisch saßen. – »Lang dauert’s nicht mehr«, erwiderte dieser vielsagend. – »So, hast du schon eine?« forschte der Wiesmaier neugieriger. – »Ja! … Ich glaub’ wenigstens«, gab der Maxl zurück.
»Hmhmhm! Schau, schau, wie verschwiegen du sein kannst, du Tropf!« lächelte der Berger Schloßwirt und wollte erneut wissen: »Ist sie denn auch eine richtige Person? Paßt sie zu dir und hat sie was?«
»Ausfragen laß’ ich mich nicht«, schloß der Maxl lustig, denn der Klostermaier setzte sich nun zu ihnen.
Erst lang nach Mitternacht endigte die laute Feier. Das Brautpaar, die Stellmacherin und die Kathl nahm der Wiesmaier in seiner Kutsche mit nach Hause. Der Maxl und der Schmalzer-Hans gingen. Schwankend trotteten sie dahin. Der eine schien den andern zu halten.
»Maxl, ich hab’ mich mit dem Franzl geeinigt … Ich verkauf’ mein Anwesen. Der Franzl heiratet in die Stadt hinein«, sagte der Schmalzer-Hans einmal und rülpste stehenbleibend.
»Soso, da hat man ja noch gar nichts gehört«, meinte der Maxl und schlug sein Wasser ab. Es plätscherte sanft in der dunklen Stille.
»Unsere Kuh, meint der Franzl, kannst du haben. Das Heu und den letzten Haber auch«, redete der Hans weiter, »zahlen kannst du nach und nach. Wenn du willst, red morgen mit dem Franzl! Ich bin froh, wenn der ganze Krempel beim Teufel ist.« Im Nu wurde der Maxl nüchtern.
»So?« sagte er noch ein wenig zweifelnd. »Ist das dein echtes Wort?«
»Selbstredend! Schlag ein!« erwiderte der Schmalzer-Hans und hauchte ihm den Bierdunst in das erweckte Gesicht. Mit einem festen Händedruck besiegelten die beiden die Handelschaft.
»Hans«, rief der Maxl, als sie weitergingen, »du bist mein Freund! Du willst nichts von mir, und ich will nichts von dir! Solche Leut’ mag ich.«
»Der Schmalzer-Hans will überhaupt von keinem Menschen was! Absolut nicht! Das hat der Hans nie mögen«, brümmelte der gemütlich und rülpste.
Sehr aufgeräumt kam der Maxl zu Hause an und ging zum Gesellen in die Backstube.
»Herr Schießl«, sagte er, »wenn Sie Durst haben … trinken Sie morgen beim Wiesmaier fünf Maß auf meinen Namen.« – Dann fragte er, ob er noch nötig sei, und als der Geselle verneinte, stieg er selig lächelnd die Stiege hinauf. Man hatte allerhand umstellen müssen. Er mußte in die Kammer vom Zwerg, zwischen dem Lorenz und der »alten Resl« in seinem Bett, das sie hereingestellt hatten, liegen. Die alte Stellmacherin lag bei der Kathl in der Kammer, und das Ehepaar war vorläufig in der Ehekammer untergebracht. In knappen drei Wochen mußten Stasl und Voshank abreisen, um das Hamburger Schiff zu erreichen. Gepfropft voll war das enge Bäckerhaus.
Am andern Tag regelte der Maxl mit dem Schmalzer-Franz die Handelschaft.
»Jaja«, sagte der Franz zu allem, »so ist’s auch besser. Der Hans hat ja kein Interesse am Anwesen.« Er erzählte, daß ein gewisser Jakob Windel aus der unteren Inngegend der Käufer sei. Was er eigentlich für einen Beruf habe, wisse er nicht, er habe aber bar bezahlt, und in acht Tagen werde alles »advokatorisch« gemacht.
»Der Hans zieht zum Wiesmaier, und ich kann – sagt der Windel – noch ungeniert die paar Wochen bleiben, bis ich heirate«, meinte der Franz. Der Maxl sah den gut gewachsenen, sympathisch aussehenden Nachbarn geschwind an und überlegte kurz.
»Du, Franzl«, sagte er mit gewinnender Freundlichkeit, »Herrgott, die Stasl muß fort! – Hm, ich weiß ja nicht – pressiert deine Heirat so? Du kannst doch gut mit Rössern umgehen. Ich mein’ – hm, könnt’st du vielleicht bei mir Brot ausfahren?«
Der Franzl besann sich, lächelte fast verlegen und sagte: »Jaja, machen könnt’ ich das schon, jaja. Die Meinige hat eine Wäscherei in der Stadt drinnen. So arg pressieren tut’s nicht mit unserer Hochzeit. Ich verdien’ mir gern noch was – und wenn mir die Stasl alles zeigt.«
»Herrgott, Franzl, das tät’ ich dir nie vergessen!« rief der Maxl, und sie einigten sich. Die Nachbarn lugten
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