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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war in der Kirche, weil ich meinem Vater etwas sagen wollte.«
    »Ah, in der Kirche.«
    »Er ist der Pastor.«
    »Gut. Und weiter.«
    Susan mußte sich erst sammeln. Es fiel ihr sehr schwer. Einige Male setzte sie an, ohne sprechen zu können, weil wieder ein verdammter Weinkrampf in ihr hochstieg.
    »Er wollte... er wollte doch nur den Tannenbaum schmücken. Aber da waren noch die anderen...«
    »Welche anderen? Kanntest du sie?«
    »Zwei Männer und eine Frau.«
    »Und was taten sie?«
    »Sie waren auch in der Kirche. Jemand hat den Tannenbaum angesteckt. Er brannte, und mein Vater... mein Vater...« Sie holte Luft und verkrampfte sich dabei.
    Ich fragte mich, ob es Sinn machte, sie noch weitererzählen zu lassen. Das Erlebnis war einfach zu grauenhaft gewesen.
    Susan sprach trotzdem weiter. »Er... er... lag auf dem Altar, und er bewegte sich nicht mehr. Ich hatte es nur von der Tür her gesehen, aber ich weiß, daß es so war. Er kniete nicht, Dad lag darauf. Ich glaube, daß Pa... daß Pa...« Sie konnte nicht mehr reden. Die letzten Worte wollten einfach nicht mehr über ihre Lippen, und sie war froh, daß sie in mir eine Stütze hatte.
    Ich nahm sie auf den Arm. Ihr kleines Gesicht drückte sie an meine Schulter. Ich streichelte das Haar und wurde dabei von Gefühlen aufgewühlt, die ich kaum in die Reihe bringen konnte.
    Mitleid mit Susan. Haß auf die Personen, die ihr den Vater möglicherweise genommen hatten. Mir war auch klar, daß wir die Spur des Legats aufgenommen hatten. Booker und seine Helfer haßten die Kirchen, und sie machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten.
    »Setz die Kleine in den Wagen, John.«
    »Warum?«
    »Wir bekommen Besuch«, meldete Suko.
    Plötzlich war mir eiskalt. Ich glaubte meinem Freund. Besuch bedeutete nichts Gutes. Es war möglich, daß die drei Personen losgezogen waren, um eine Zeugin zu suchen.
    Suko wollte sich auf keinen Fall als Zielscheibe in der Helligkeit präsentieren. Deshalb tauchte er kurz in den Wagen ein und löschte das Scheinwerferlicht.
    Dunkelheit umgab uns. Selbst die Innenbeleuchtung hatte er ausgeschaltet, und ich drückte die Kleine auf den Rücksitz.
    »Dort bleibst du sitzen, ja?«
    Verweinte Augen schauten mich an. »Und mein Vater?« jammerte sie.
    »Wir kümmern uns darum.«
    »Ich will nicht, daß er tot ist«, sagte sie jammernd. »Der Liebe Gott soll ihn am Leben lassen. Ich... ich... will dafür beten.«
    »Ja, tu das, Susan.«
    Sie faltete die Hände und fragte auch nicht, was wir unternahmen. Ich drückte die Tür zu und ging zu meinem Partner, der im Dunkeln stand und in Richtung Kirche spähte.
    »Was hast du gesehen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nicht viel, John, aber es reicht aus. Bewegungen von Menschen.«
    »Waren es drei?«
    »Das kann sein. Sie kamen von der Kirche her.« Er räusperte sich. »Hat die Kleine nicht erzählt, daß etwas in der Kirche gebrannt hat? So genau habe ich es nicht gehört.«
    »Ja, ein Tannenbaum. Sie hat auch noch mehr gesagt. Sie glaubt, ihren Vater tot über dem Altar liegen gesehen zu haben. Das muß nicht stimmen, aber wir sollten uns darauf einstellen. Booker und sein Legat schlagen bereits zu.«
    »Hoffentlich ist er auch dabei.«
    »Es waren drei. Zwei Männer und eine Frau.«
    Suko lachte leise. »Klar, wer auch sonst. Unsere drei gesuchten Killer.«
    Bisher hatten sie sich nicht blicken lassen. Dabei war es nicht einmal so weit von der Kirche bis zur Straße. Sie lag parallel dazu, ebenso wie das Pfarrhaus.
    »Du hast nicht erkennen können, ob sie bewaffnet gewesen sind?«
    »Leider nicht. Aber davon müssen wir ausgehen.«
    Es war still. Hin und wieder hörten wir ein Rascheln, wenn Laub über den Boden getrieben wurde, aber das war auch alles.
    Ich hätte mir gern die Kirche näher angeschaut, aber ich wollte Susan nicht allein lassen. Wenn sie von dem Legat erwischt wurde, war sie so gut wie tot. Da half es ihr auch nichts, daß sie noch ein Kind war. Diese Menschen waren grausam und kannten nur ein Ziel – die Vernichtung des Guten.
    »Sie sind es, John!« flüsterte mir Suko zu.
    »Wo?«
    »Vor uns.«
    Ich hatte noch nichts gesehen, vertraute allerdings Suko’s Spürsinn. Und er hatte recht. Da bewegte sich ein Schatten durch die Dunkelheit. Eine Frau lief mit langen Schritten in unsere Richtung, und beide hörten wir sie lachen.
    Ich zog nicht meine Beretta, sondern holte die Lampe hervor. Ihr Strahl war nicht besonders breit. Das helle Messer zerschnitt die Finsternis, ich

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