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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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gut
angekommen, gerade bei Wienern … Aber eine Baufirma mit dem Namen kenne ich
nicht, ich kenne überhaupt kaum Baufirmen. Aber wieso fragst du mich, du hast
doch jetzt den direkten Draht zur Baubranche.«
    »Ich? Wie kommst du denn darauf?« Rosenmair stand auf der Leitung.
    »Na, ist denn nicht dein Schwiegervater – ach, Quatsch, wie heißt
denn das, Gegenschwieger? Also der Vater deines geliebten Schwiegersohns, der
ist doch so ein Baulöwe, oder nicht?«
    »Löwe würde ich jetzt nicht sagen«, entgegnete Rosenmair automatisch
und stellte sich Karl-Heinz Lindner vor. »Eher Platzhirsch. Aber das ist eine
gute Idee, tatsächlich …«
    »Gern geschehen«, meinte Larry, und diesmal war er es, der grußlos
auflegte, was wiederum Rosenmair für eine Frechheit hielt. Aber die Idee mit
Ann-Britts Schwiegervater konnte wirklich was bringen. Auch wenn er dafür mit
ihm Kontakt aufnehmen müsste. Vor seinem inneren Auge sah Rosenmair schon
Lindners riesige Pranken auf seine Schulter niederkrachen. Das würde hart
werden. Für beide.
    Er wählte die Telefonnummer seiner Tochter. Obwohl Karl-Heinz
Lindner ihm bei der Hochzeitsfeier seine Visitenkarte mit den durchaus
zweideutigen Worten »Ruf mich an, Tag und Nacht!« förmlich aufgedrängt hatte,
war sie jetzt nicht mehr aufzufinden. Wahrscheinlich hatte er sie zusammen mit
dem albernen Gutschein für die Kreuzfahrt weggeworfen, natürlich völlig
unbewusst und versehentlich. Ob er um diese Reise mit der ganzen Familie
herumkommen würde, war nicht sicher, aber er würde alles dafür tun, das war mal
klar. Trotzdem brauchte er jetzt die Telefonnummer.
    Ann-Britt war hocherfreut, dass ihr Vater Kontakt zur »anderen Seite«,
wie Rosenmair Philipps Familienzweig immer etwas theatralisch bezeichnete,
aufnehmen wollte. Der Richter hatte sich schon eine Kurzfassung der
Kolbich-Geschichte zurechtgelegt, um seine Frage nach der Nummer zu erklären,
doch seine Tochter hatte ganz andere Neuigkeiten: Sie hatte wieder ein Haus in
Waldniel angeboten bekommen, das sie sich demnächst ansehen konnte. »Ist wieder
ein Tipp von der Maklerin von zuletzt. Die hatte ein total schlechtes Gewissen,
weil sie mir dieses furchtbare Haus angeboten hat. Obwohl sie wohl nicht so
ganz nachvollziehen konnte, warum ich es so schlimm fand, hatte ich den
Eindruck.«
    Rosenmair räusperte sich. »Wieso, hat sie was gesagt?«
    »Nein, aber irgendwie klang es ein bisschen, als hätte sie meine
Ansprüche falsch eingeschätzt. Jedenfalls meinte sie, sie müsse dann auch in
anderen Preiskategorien suchen, wenn mir dieses Haus so gar nicht zusagen
würde.«
    Rosenmair hüstelte und setzte warnend hinzu: »Aber könnt ihr euch
das denn überhaupt leisten? Vielleicht solltet ihr doch in einer ganz anderen
Gegend suchen …«
    Ann-Britt lachte. »Süß, dass du dir Sorgen machst. Aber Philipps
Vater unterstützt uns finanziell, das hat er immer schon mit Philipp gemacht,
wenn auch immer mit Auflagen. Mir ist das ja nicht wirklich recht, denn
Philipps Familie und vor allem sein Vater mischen sich schon in vieles ein.
Aber dafür sind Väter ja vielleicht auch da …«
    Rosenmair überhörte die Spitze und grummelte etwas Unverständliches.
    »Die Maklerin hat übrigens auch vorgeschlagen, dass ich mir das Haus
noch einmal mit ihr zusammen ansehe, sie hat da morgen früh nämlich
Besichtigungen.«
    Rosenmair verschluckte sich und hustete. Ann-Britt stutzte. »Sag
mal, bist du erkältet? Du machst die ganze Zeit schon so Geräusche …«
    »Nein, hab mich nur verschluckt. Und jetzt siehst du dir dieses
Horrorhaus doch an?«
    »Nein, das habe ich gleich abgelehnt. Aber ich kann mir am
Wochenende das andere Haus ansehen, wir haben schon einen Termin ausgemacht. Es
ist zwar teurer, aber wo Philipp jetzt aufsteigt … Ist doch furchtbar, dass
erst jemand sterben muss, bevor man befördert wird. Egal, ich fahr da morgen
Abend auf dem Weg zu Philipp jedenfalls schon mal vorbei – nicht, dass ich
wieder so einen Schock erlebe.«
    Rosenmair pflichtete ihr vorsichtig bei, warnte noch einmal vor zu
hohen Erwartungen und ließ sich nebenbei die Straße nennen, in der das neue
Haus lag. »Und wann, sagtest du, macht die Maklerin morgen ihre Besichtigung im
Levy-Weg?«
    »Um elf Uhr. Wieso, willst du dir das Haus
ansehen?«
    Rosenmair lachte trocken. »Nein, aber vielleicht warne ich die
Leute, bevor sie sich in ihr Unglück stürzen …«
    Ann-Britt war beeindruckt. »Mensch, Papa, pass auf, dass du nicht
noch zu

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