Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
Vom Netzwerk:
Wein und nicht unbedingt wenig Ouzo – der
Wirt ihres alten Stammlokals hatte sie wiedererkannt und freudig Runde um Runde
ausgegeben – Wort gehalten und sich bei seinen Gartenauftraggebern dezent nach
deren Sicherheitsbedürfnis erkundigt hatte. Die Villa, um die es jetzt ging,
lag nur ein paar Häuser von dem Garten entfernt, in dem Larry und Calzone sich
wiederbegegnet waren. Der Filmfan in Larry freute sich über den Namen der
Straße: Am Spielberg. Auf dem Hinweg war er auch an der Stelle vorbeigekommen,
an der der schlecht geparkte Audi gestanden hatte, doch der war jetzt weg. Wäre
Larry eine Viertelstunde früher dort gewesen, er wäre noch dem Abschleppwagen
und Becker und Stöffel begegnet. Doch die waren inzwischen auf dem Weg zu
Calzone.
    Larry verabschiedete sich und stieg ins Auto. Kurz ging er noch die
Liste der benötigten Teile und Geräte durch. Er sollte möglichst schnell einen
Kostenvoranschlag schicken. Am besten fuhr er direkt bei dem kleinen
Sicherheitstechnikunternehmen vorbei, mit dem er bei solchen Gelegenheiten
zusammenarbeitete, die Firma saß kurz hinter Odenkirchen auf dem Weg nach
Jüchen. Er fuhr los und passierte kurz darauf wieder die Stelle, an der der
Audi geparkt gewesen war. Mitten auf dem Grünstreifen stand wieder ein Paar
roter Damenschuhe ordentlich nebeneinander. Larry hielt kurz an, zückte sein
Mobiltelefon und machte ein Foto, auch wenn er nicht wirklich wusste, warum.
    ***
    Becker und Stöffel hatten eigentlich erst im Präsidium
vorbeifahren wollen, entschieden sich dann aber doch, zuerst Calzone zu
befragen beziehungsweise Thomas Höllke, wie er ja eigentlich hieß. Der war
inzwischen auch wieder komplett ansprechbar und bot den Kommissaren Kaffee an,
den sie höflich ablehnten, auch mit Blick auf die tiefschwarze Farbe. Becker
ließ sich noch einmal erzählen, was Calzone am Vortag beobachtet hatte.
    »Na ja, ich wusste ja, dass in derselben Straße gerade erst ein Auto
gebrannt hatte, also …«
    »Woher wussten Sie das?« Stöffel ging dazwischen, als habe er gerade
den Lehrgang »Verdächtigen das Wort abschneiden« mit Auszeichnung bestanden.
    Calzone sah Stöffel irritiert, aber freundlich an. Er antwortete ihm
in einer Art, in der man gemeinhin einem besonders Begriffsstutzigen oder einem
Kind etwas erklärt. »Aus dem Radio. Außerdem arbeite ich in der Straße. In den
Gärten. Aus denen kann man meist auch rausgucken. Auf die Straße.«
    Becker bedeutete ihm, er solle fortfahren.
    »Ich habe Ihre Kollegen gesehen, als sie das ausgebrannte Auto
abgeschleppt haben, also nicht Ihre Kollegen, der Abschleppdienst natürlich.«
Er nickte Stöffel zu, der kein Wort mehr sagte. »Als ich dann nach Feierabend
an dem Audi vorbeikam, fiel mir der Qualm auf. Der Wagen stand da schon länger
und wirklich nicht sehr geschickt. Ich glaube, der Hausbesitzer ist heilfroh,
dass der Wagen jetzt weg ist. An seiner Stelle hätte ich den schon lange
abschleppen lassen.«
    In diesem Moment kam Becker eine Idee. Er sah rüber zu Stöffel, ob
dem vielleicht auch etwas aufgefallen war, doch sein Kollege bohrte gerade
geistesabwesend in der Nase. Becker wandte sich wieder Calzone zu. »Was war das
für Qualm? Hätten den nicht auch andere bemerken müssen?«
    Calzone nickte. »Ja, aber wie das so ist in solchen Straßen, jeder
kümmert sich um seinen Kram, es sei denn, es betrifft das eigene Auto, das
eigene Haus, den eigenen Garten. Würde jemand unerlaubt grillen oder
Gartenabfälle verbrennen, wären die Nachbarn wahrscheinlich sofort da.« Er nahm
einen großen Schluck Kaffee. »Na ja, es war auch noch nicht so viel Qualm da,
das hat nicht unbedingt jeder sehen können. Ich hab die Dinger ja auch gleich
ausgemacht.«
    Becker horchte auf. »Damit meinen Sie die Grillanzünder?«
    »Ja, so runde Strohdinger. Waren gar nicht so leicht auszukriegen.
Ich kenne eigentlich nur so eckige weiße.«
    Becker schrieb etwas in sein Notizbuch, dann klappte er es zu. »Und
Sie wissen nicht zufällig, wo die geblieben sind, diese Dinger?«
    Calzone sah ihn erstaunt an. »Doch, die hab ich hier. Hatte ich das
vorhin nicht erwähnt?«
    Becker und Stöffel fuhren gleich zurück ins Präsidium. Becker,
der Stöffel gern das Fahren überließ, hielt in der Hand vier schwarze
Hundekot-Plastiktüten mit dem doppeldeutigen Aufdruck »Dog
To Go« . Seit Becker sich um Erko kümmerte, hatte auch er Bekanntschaft
mit diesen Tüten gemacht, die im Internet gerne als »Gassibeutel« angeboten
wurden.

Weitere Kostenlose Bücher