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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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überspielen.
Die Datei auf der Blackbox würde er sich später noch einmal genauer ansehen.
    Dass der Clip einem bekannten Film entnommen war, hatte Larry
schließlich erkannt, der Buchstabe » V «, den die
Dominosteine am Ende bildeten, hatte seiner Erinnerung die nötige Starthilfe
gegeben: » V  wie Vendetta« war ein
amerikanischer Fantasy-Thriller aus dem Jahr 2006, in dem ein maskierter Rächer
in einer unbestimmten Zukunft mit Terroranschlägen gegen einen totalitären
englischen Staat und dessen Führung kämpfte. Der nicht unumstrittene
Freiheitsheld versteckte sich dabei hinter der Maske eines anderen, ebenfalls
nicht unumstrittenen Freiheitskämpfers: Guy Fawkes. Der hatte Anfang des 17. Jahrhunderts
einen Bombenanschlag auf das englische Parlament und den König geplant; mit
Schießpulver gefüllte Fässer sollten alle und alles in die Luft jagen, ein
Ansinnen, das als der sogenannte »Gunpowder plot« in die Geschichte einging.
    Larry recherchierte kurz im Internet. Richtig, am 5. November
1605 war diese Verschwörung gescheitert und der 5. November seitdem in
England bekannt als »Guy Fawkes Day«. Der Spruch »Remember,
remember, the fifth of november« war Larry schon in den Sinn gekommen,
als er den Film erkannt hatte, und anscheinend nicht nur ihm: Auch die
Schrifttafel am Ende des Videos bezog sich auf diesen Reim. Allerdings hatte
Larry noch keinen Schimmer, was damit gemeint sein könnte. Er wusste nur, dass
es nicht das erste Mal war, dass er diese Abwandlung gelesen hatte.
    »Remember, remember 2/11« lautete der
Text, den Larry auf die gehackte Website des NATO -Musikfests
stellen sollte. Er hatte sich nichts weiter dabei gedacht; auf Guy Fawkes war
er damals nicht gekommen, vielmehr hatte er angenommen, dass sich irgendein
originär englischer Umstand dahinter verbarg. Was ja gewissermaßen auch
stimmte.
    Zum Glück hatte er seine Hackeraktion noch nicht abgeschlossen.
Jetzt musste er sich den Film und die Schrifttafel am Schluss erst einmal
genauer ansehen.
    Die Filmdatei von seinem Handy ruckelte ein bisschen, was vor allem
an seiner zitternden Hand gelegen hatte, auch der Ton war nicht eins a, aber es
reichte, um ein bekanntes, ziemlich wildes musikalisches Motiv zu erkennen.
Welches klassische Stück es war, konnte Larry nicht sagen, aber das würde sich
herausfinden lassen. Er glaubte allerdings nicht, dass die Szene auch im
Originalfilm damit unterlegt war. Das würde er gleich morgen rauskriegen, wenn
er sich den Film auf DVD besorgt hatte. Natürlich
könnte er auch im Netz danach suchen und hätte ihn wahrscheinlich im
Handumdrehen als Stream oder Download gefunden. Aber da war Larry irgendwie
altmodisch. Wenn es nicht unbedingt nötig war, hielt er sich aus solch
illegalen Urheberrechtsverletzungen heraus, so komisch das für einen Hacker
klang. Und das konnte nun wirklich auch bis morgen warten. Außerdem war er
müde. Larry stoppte den Film bei der Schrifttafel. Tatsächlich, da stand »Remember, remember 2/11« , darunter »25 years,
but never forgotten« und eine Art Kürzel: » LBR «. Das müsste er eigentlich Becker gleich
mitteilen, aber es war schon sehr spät. Gleich morgen würde er mit ihm
sprechen, vielleicht konnte der Kommissar sich ja einen Reim darauf machen.
Erst einmal war es Larry ein völliges Rätsel, warum jemand sich die Mühe
machte, einen Filmclip auf der Blackbox eines anscheinend ganz besonderen
militärischen Fahrzeugs unterzubringen, und dieses dann anzündete. Außer, der-
oder diejenigen erhofften sich, dass die richtigen Leute die Botschaft bekamen
und entschlüsseln konnten.
    ***
    Nachdem mit dem Besuch bei Cordula Strüssendorf ein langer
Arbeitstag zu Ende gegangen war, begann der nächste für Hauptkommissar Becker
in aller Frühe mit einem unangenehmen Anruf seines Vorgesetzten. Captain
Rawlings hatte sich bei diesem beschwert und unmissverständlich die Herausgabe
der Blackbox beziehungsweise des entsprechenden Fahrzeugs verlangt. Becker
konnte ihn noch hinhalten, aber das würde nicht mehr lange gut gehen. Seit
Stöffel die Unterlagen bei den Briten abgeliefert hatte, verschanzte Becker
sich hinter fehlender Kapazität (was stimmte) und ganz persönlicher
Zerstreutheit (was nur manchmal stimmte). Er hoffte inständig, dass Larry
inzwischen etwas herausbekommen hatte.
    ***
    Larry war sogar schon auf dem Weg ins Präsidium, machte aber
noch einen kleinen Schlenker und fuhr bei Rosenmair vorbei. Der öffnete ihm die
Tür, während er noch

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