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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Schmerzen haben würden. Hunt behielt seine Gefühle für sich, seine Sorge und seine Erleichterung und ein paar stärkere Regungen, mit denen er sich jetzt nicht befassen wollte. Er kontrollierte die Absperrungen und kehrte ins Haus zurück.
    Holloway war tot.
    Freemantle tot.
    Hunt dachte an Yoakum und wollte Johnny fragen, ob Yoakum der Mann war, den er bei Jarvis gesehen hatte. Aber er hatte kein Foto von ihm bei sich, und der Junge stand immer noch unter Schock. Also ließ er ihn in Ruhe. Er koordinierte die Arbeit der Fotografen und der Kriminaltechniker, und zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn fühlte er sich überfordert. Ronda Jeffries, Clinton Rhodes, David Wilson. Die Kindergräber hinter Jarvis' Haus. Jarvis selbst. Meechum. Und jetzt Freemantle und Holloway. So viele Tote, so viele Fragen. Als der Chief eintraf, starrte er zuerst Holloway an, der mit weit aufgerissenen, glasigen Augen und verzerrten Lippen am Boden lag. Dann ging sein Blick zu Freemantle, der noch im Tode riesig und unbezwingbar aussah. »Noch ein tödlicher Schusswaffengebrauch«, stellte der Chief fest.
    »Ich hab ihn nicht so schwer getroffen. Er dürfte nicht tot sein.«
    »Ist er aber.«
    »Dann schmeißen Sie mich doch raus.«
    Der Chief stand eine ganze Weile stumm da. »Noch ein toter Straftäter.«
    »Und was ist mit Holloway?« Der Chief betrachtete Holloways aufgequollenes Gesicht. »Er hat den Jungen geschlagen?«
    »Und die Mutter.«
    Das Gesicht des Chiefs verriet Trauer und Enttäuschung. »Vielleicht hat Yoakum recht.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Vielleicht ist die Dunkelheit wirklich eine Krebsgeschwulst am menschlichen Herzen.«
    »Nicht immer«, sagte Hunt. »Und nicht bei jedem.«
    »Vielleicht haben Sie recht.« Der Chief wandte sich ab. »Vielleicht auch nicht.«
    Eine Stunde später gab Hunt die Neuigkeit über Johnnys Vater bekannt. Katherine sagte er es zuerst, weil er es so für richtig hielt. Sie musste den Tod ihres Mannes verarbeiten, damit sie ihrem Sohn helfen konnte, es auch zu tun. Sie musste für ihren Jungen da sein. Er sagte es ihr vor dem Haus, ungestört inmitten des Gewimmels von Cops und Sanitätern. Sie nahm es gefasst auf, ohne Tränen, ohne Klagen. Sie schwieg volle fünf Minuten lang, bevor sie eine Frage stellte, und ihre Stimme war so dünn, dass er sie kaum verstand.
    «Hat er seinen Ehering getragen?«
    Hunt wusste es nicht. Er rief den Rechtsmediziner herüber und sprach leise mit ihm, während Katherine ihren Sohn anschaute, der in einem offenen Krankenwagen versorgt wurde.
    »Ja«, sagte Hunt schließlich zu ihr und sah, wie sie in sich zusammensank.
    Als Johnny wieder gehen konnte, führten sie und Hunt ihn nach hinten in den Garten, in ein stilles Eckchen, weit weg von allen andern. Katherine setzte sich mit ihm in das spärliche Gras und hielt seine Hand, und Hunt erzählte ihm, was sie im Wald hinter Jarvis' Haus gefunden hatten.
    »Er hat Alyssa gesucht.« Hunt machte eine Pause, und das Schweigen sagte mehr als alle Worte. »Genau wie du.«
    Johnny schwieg. Seine großen Augen waren dunkel und still.
    »Er war ein tapferer Mann«, sagte Hunt.
    »Und Jarvis hat ihn umgebracht?«
    »Wir nehmen es an.« Hunts Blick ging von der Mutter zum Sohn. Wie ähnlich sie einander waren. »Wenn ich irgendetwas tun kann ...«
    »Lassen Sie uns einen Augenblick allein?«, bat Katherine.
    »Selbstverständlich.« Hunt ging.
    Sie sahen ihm nach, wie er um die Ecke verschwand, und Katherine rückte näher an ihren Sohn heran. Johnny blickte unverwandt auf einen leeren Fleck an der Rückseite des Hauses. Sie strich ihm über die von Dreck starrenden Haare, und erst nach einer Weile merkte Johnny, dass sie weinte. Er verstand es, dachte er, aber er irrte sich.
    »Er hat uns nicht verlassen«, flüsterte sie.
    Sie wischte sich über die Augen und wiederholte, was sie gesagt hatte, und jetzt verstand Johnny sie erst wirklich. Er hat uns nicht verlassen. Etwas Gewaltiges und Unausgesprochenes ging zwischen ihnen hin und her, und sie saßen in stummer Eintracht da, bis sie Schritte im Wald hörten. Jack kam auf dem Pfad heran. Er war von Schlamm bedeckt, als sei er in den Bach gefallen, und er sah sehr klein aus. Sein Blick huschte vom Haus zum Himmel, bevor er sie entdeckte. Sie saßen so still im Schatten. Er stolperte und blieb fünf Schritte vor ihnen stehen. Johnny öffnete den Mund, aber Jack hob die Hand und wandte dann beide Handflächen nach oben.
    »Ich weiß, wo sie ist«, sagte

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