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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Raststätte bei den Leitners an und erhielt von Leitner senior die Auskunft, Stefan und Barbara befänden sich in Pöcking am Starnberger See. Die Familie besaß dort ein Ferienhaus. Und Leitner senior erklärte, soweit ihm bekannt sei, wolle sein Sohn dort das gesamte Osterwochenende mit seiner Freundin verbringen.
    Oliver glaubte nicht, dass Barbara sich dazu hatte überreden lassen. In dem Fall hätte sie doch ihre Tasche mitgenommen. Er versuchte, sie über Stefans Handy zu erreichen, geriet aber nur an die Mailbox. Daraufhin wollte er sofort nach Pöcking fahren. Wo das Ferienhaus der Leitners lag, war ihm in etwa bekannt, weil Barbara häufig dort gewesen war und die Lage beschrieben hatte.
    Norbert hielt es für sinnvoller, noch eine Weile zu warten. Das lehnte Oliver ab. Den Zweitschlüssel für den Peugeot hatte er dabei. Der Wagen war fahrtüchtig, man durfte nur das Gas nicht völlig wegnehmen. Norbert vermutete, das Nadelventil im Vergaser sei defekt. Weil Oliver nur einen Zwanziger und etwas Kleingeld bei sich hatte und damit nicht weit gekommen wäre, half Norbert ihm mit zweihundert Mark aus der Klemme. Kurz vor siebzehn Uhr trennten sie sich.

Frohe Ostern
    Um die Zeit schrubbte Karen ihren Backofen. Kevin hatte die Enttäuschung über den verpassten Urlaub noch nicht ganz verwunden, sie im Laufe des Tages allerdings nur noch dreimal «blöde Mama» genannt. Nun saß er hinter ihr am Küchentisch, bemalte ausgeblasene Eier und nörgelte unentwegt, weil sie immer dann zerbrachen, wenn sie besonders schön bunt geworden waren.
    Er wartete darauf, dass sein Papa wieder anrief und sich berichten ließ, wie Mama sich die Zeit vertrieb. Markos vorerst letzter Anruf war um vier Uhr gekommen, von irgendeiner Raststätte, wo er gerade getankt und wieder mal Luft in den defekten Reifen gepumpt hatte. Viel mehr hatte er ihr bei dieser Gelegenheit nicht gesagt. Er war frustriert gewesen, weil er Norberts Rat ignoriert und den Wagen vor Antritt der Fahrt nicht doch noch in die Werkstatt gebracht hatte.
    Kurz vor sieben klingelte das Telefon wieder. Kevin stürzte in die Diele, schnappte mit bunten, klebrigen Fingern den Hörer und sprudelte los. Nach ein paar Minuten winkte er sie heran: «Papa will dir auch was sagen.»
    Marko klang nun zufrieden, fast schon euphorisch. Er stand mitten im Bayrischen Wald, hatte gerade mit eigenen Händen den Ersatzreifen aufgezogen und damit bewiesen, dass er Norbert nicht brauchte. Er war sehr stolz auf sich, wollte noch ein paar Aufnahmen machen und sich dann um ein Hotel bemühen. «Hoffentlich bekomme ich noch ein Zimmer für die Nacht», sagte er. «Ich muss dringend unter eine Dusche, sehe schlimmer aus als Kevin, wenn er den ganzen Tag im Garten war. Aber ich habe es geschafft, Schatz. Ich habe es tatsächlich geschafft.»
    «Das freut mich», sagte sie, und er verlangte Kevin noch einmal, um ihr einen ruhigen Abend zu verschaffen.
    Der Junge hörte ein paar Sekunden lang aufmerksam zu, dann schien ihn irgendetwas zu verstören. Er schaute ängstlich zu ihr hoch. «Da hat eine Frau geschreit», wisperte er.
    «Welche Frau?», fragte sie.
    Kevin zuckte ratlos mit den Achseln. «Weiß nicht. Vielleicht die böse Hexe, die in dunklen Wald wohnt und Frauens fresst.»
    «Böse Hexen fressen nur kleine Jungs», sagte sie.
    «Nein», widersprach Kevin, «auch Frauens. Sie hatte ganz viele gefangen und in ein Stall gesperrt. Die hatten schon alle keine Haare mehr. Die Haare fresst sie nämlich zuerst, hat Papa gesagt. Meinst du, jetzt hat sie Papa gefressen? Er hat nix mehr gesagt.»
    Es klang, als spräche er vom Besuch im Märchenwald. Hänsel und Gretel, dachte sie und beruhigte ihn: «Bestimmt nicht.» Sie nahm ihm noch einmal den Hörer aus der Hand. Aber die Leitung war bereits tot, und auf den Rückruf reagierte Marko nicht. Es klingelte nur endlos. Vermutlich lag das Handy im Wagen, und er war nicht mehr in der Nähe.
    Kevin beobachtete sie mit ängstlich gespannter Miene und begann zu weinen, als sie den Hörer auflegte. «Jetzt hat die böse Hexe Papa doch gefresst.»
    «Nein, bestimmt nicht», sagte sie noch einmal und grübelte, warum eine Frau in Markos Nähe geschrien haben könnte. Sie wollte ihn danach fragen, wenn er das nächste Mal anrufen würde. Doch an dem Abend meldete er sich nicht mehr.
    Am Ostersonntag weckte Marko sie schon kurz nach sechs. Er hatte die Nacht in einem Hotelzimmer verbracht, war jedoch ohne Frühstück aufgebrochen, um das frühe

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