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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Ende dreißig, mittelgroß, schlank, volles, dunkles Haar, schmales Gesicht, glattrasiert, bekleidet mit einer Jeanshose und einem blauen Pullover, der im Rücken einen weißen Schriftzug trug. Sie präsentierte auch noch einmal den Zettel mit dem Autokennzeichen. Der Polizist nahm den Zettel entgegen, versprach, ihre Aussage an die zuständigen Beamten weiterzuleiten, und dachte sich sein Teil.
    Bis nach Mittag wartete Anni auf die zuständigen Beamten. Als am frühen Nachmittag immer noch niemand erschienen war, um sich mit ihr über den «Verbrecher» zu unterhalten, wurde ihr die Sache zu dumm. «Jetzt fahr ich zum Leitner», sagte sie zu ihrem Mann. «Das wollen wir doch mal sehen, ob der Kerl seine gerechte Strafe bekommt.» Hubert Weingräber versuchte vergebens, sie davon abzuhalten.
    Sofort vorgelassen zum hochverehrten Herrn Doktor Leitner wurde Anni Weingräber nicht. Die Vorzimmerdame wollte partout nicht einsehen, dass die alte Frau etwas Wichtiges zu berichten haben könnte. Erst als Anni erklärte: «Ich weiß, wer die Freundin vom Leitner-Bub auf dem Gewissen hat», beeilte sich die Vorzimmerdame, ihren Chef in Kenntnis zu setzen.
    Leitner senior verlor nach einer längeren Unterhaltung mit Anni keine Zeit, die zuständigen Ermittler in seine Kanzlei zu bitten. Einen Grund nannte er nicht. Weigler hatte keine Lust, sich noch ein paar Lügen mehr anzuhören. So fuhr Fährlich alleine hin. Was er von Anni Weingräbers Behauptungen halten sollte, wusste er nicht.
    Im grünen Jägerkostüm mit Hütchen saß sie da. Ihre Augen blitzten mit dem Gamsbart um die Wette, als sie erst einmal schilderte, wie sie bereits zweimal versucht hatte, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Aber offenbar war die Polizei nicht daran interessiert, die wirklichen Verbrecher zu fassen. Sie genoss ihren Auftritt, das war nicht zu übersehen und machte Fährlich skeptisch.
    Hinzu kam, dass Leitner senior nun auch konkret den Bericht im Wochenmagazin zur Sprache brachte und daran erinnerte, dass sein Sohn den dunkelhaarigen Mann ebenfalls zusammen mit Barbara Lohmann gesehen haben wollte, und zwar schon um siebzehn Uhr auf dem Parkplatz der Raststätte Edenbergen.
    «Wenn Sie keine Veranlassung sehen, endlich Ihren in dieser Sache ermittelnden Kollegen zu informieren, muss ich das übernehmen», kündigte Leitner senior an. «Ich bin sicher, dass man mir bei der Staatsanwaltschaft seinen Namen nennt.»
    Etwa zur selben Zeit hielt der Wachbeamte es doch für geraten, die Behauptungen der alten Kneifzange an die zuständige Stelle weiterzuleiten. Am Ende brachte sie ihn noch in Schwierigkeiten, weil er ihren Hinweis auf einen roten Mercedes ignorierte.
    Weigler nahm die Meldung entgegen. Der Wachbeamte wies ausdrücklich darauf hin, wie er Anni Weingräbers ersten Versuch, den Mercedes-Fahrer anzuzeigen, abgeschmettert habe, und dass bei der Gelegenheit keine junge Frau im Auto erwähnt worden sei.
    «Dass der Mann ihr am Ostersamstag die Meinung gesagt hat, dürfte das einzig Wahre an ihrer Geschichte sein», meinte der Wachbeamte. «So was kann die nicht ab, da schießt sie übers Ziel hinaus, haben wir auch bereits mit ihr erlebt. Ich meine, wenn jemand eine Frau im Wagen hat, die er verschwinden lassen will, macht er doch einen weiten Bogen um eine Alte, die ins Gebüsch pieselt. Dieses Weib erstickt an seiner Wut auf Gott und die Welt. Die ist fast geplatzt, als ich sie am Ostersonntag nach Haus geschickt hab. Da kommt ihr so eine Sache gerade recht. Jetzt kann sie es allen zeigen.»
    Weigler dachte sich, den Zahn könne man der Alten ziehen. Er brauchte nur ein paar Minuten, um die Strategie zu durchkreuzen, nach der Scheib im Fall einer Zeugenaussage mit brauchbaren Anhaltspunkten vorgehen wollte. Langsam heran! Vorsichtig checken! Die Möglichkeit dazu wäre nun da gewesen.
    Anhand des Autokennzeichens waren Name und Adresse des Mercedes-Fahrers rasch ermittelt, ebenso die für seinen Wohnort zuständige Polizeiinspektion Nord in Bergheim, eine von drei Polizeidienststellen im Erftkreis. Die größere, personell und technisch besser ausgestattete Dienststelle lag in Hürth. Dort befand sich auch das für Schwerkriminalität zuständige Kommissariat elf. Über die zentrale Rufnummer hätte Weigler sich mit Hürth verbinden lassen können, der Gedanke kam ihm nicht. Er verlangte nur irgendeinen Beamten in Bergheim und wurde mit Kriminalhauptkommissar Arno Klinkhammer verbunden, einem Mann, der normalerweise nichts mit

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