Das Letzte Plädoyer: Roman
überschlage, muss sie um die 50 Millionen Dollar wert sein –, gibt es nur wenige Menschen auf der Erde – vermutlich in diesem Fall nur zwei –, die auch nur darüber nachdenken, dafür zu bieten, darum darf ich nicht zu hoch reizen.«
»Jetzt haben Sie mich abgehängt«, gab Munro zu.
»Wollen wir hoffen, dass ich nicht abgehängt werde, sobald das Pokerspiel beginnt, denn wenn der Nächste, der an diese Tür klopft, nicht der Kellner ist, der das Frühstück bringt, dann wird es Gene Hunsacker sein, der hofft, eine Briefmarkensammlung zu kaufen, auf die er seit fünf Jahren scharf ist. Ich sollte also jetzt duschen und mich anziehen. Ich möchte nicht, dass er denkt, ich wäre die ganze Nacht wach gewesen und hätte mir überlegt, wie viel ich dafür verlangen kann.«
»Mr. Galbraith, bitte.«
»Wen darf ich melden?«
»Hugo Moncrieff.«
»Ich stelle Sie augenblicklich durch, Sir.«
»Wie ist es in Genf gelaufen?«, waren Galbraiths erste Worte.
»Wir stehen mit leeren Händen da.«
»Wie bitte? Wie kann das sein?«
»De Coubertin sagte, das Testament sei eine Fälschung. Er hat uns praktisch aus seinem Büro geworfen.«
»Das verstehe ich nicht.« Galbraith klang ehrlich überrascht. »Ich habe es von einem führenden Experten begutachten lassen, und es hat jeden bekannten Test bestanden.«
»Tja, de Coubertin ist anderer Meinung als Ihr führender Experte. Deswegen rufe ich an. Was sollen wir als Nächstes tun?«
»Ich rufe de Coubertin umgehend an und teile ihm mit, dass er sowohl in seinen Büros in London als auch in Genf Verfügungen erwarten darf. Er wird sich zweimal überlegen, ob er mit jemand anderem ins Geschäft kommt, bevor nicht die Authentizität des Testaments vor Gericht geklärt wurde.«
»Möglicherweise ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um die andere Sache in Gang zu setzen, von der wir gesprochen haben, bevor ich nach Genf aufgebrochen bin.«
»Wenn ich das tun soll«, meinte Galbraith, »dann brauche ich die Flugnummer Ihres Neffen.«
»Sie hatten recht«, erklärte Munro, als Danny zwanzig Minuten später aus dem Badezimmer kam.
»Womit?«
»Der Nächste, der an die Tür klopfte, war der Kellner«, sagte Munro, während Danny sich an den Frühstückstisch setzte. »Ein aufgeweckter, junger Bursche, der mich mit einer Menge Informationen versorgte.«
»Dann war er mit Sicherheit kein Schweizer.« Danny faltete die Serviette auf.
»Es hat den Anschein, dass Mr. Hunsacker vor zwei Tagen im Hotel eingecheckt hat«, fuhr Mr. Munro fort. »Die Hotelleitung hat ihm eine Limousine zum Flughafen geschickt, um ihn von seinem Privatjet abzuholen. Der junge Mann konnte mir – im Tausch gegen zehn Schweizer Franken – auch mitteilen, dass er sein Zimmer im Hotel auf unbestimmte Zeit angemietet hat.«
»Eine gute Investition«, sagte Danny.
»Noch interessanter ist die Tatsache, dass dieselbe Limousine ihn gestern Morgen zur Banque de Coubertin fuhr, wo er sich vierzig Minuten lang mit dem Vorstandsvorsitzenden unterhielt.«
»Zweifellos, um sich die Sammlung anzusehen«, meinte Danny.
»Nein«, erklärte Munro. »De Coubertin würde niemanden ohne Ihr Einverständnis in diesen Raum lassen. Das würde gegen jede Regel der Bank verstoßen. Außerdem wäre es auch gar nicht notwendig.«
»Warum nicht?«, fragte Danny.
»Sie erinnern sich doch sicher, dass Ihr Großvater seine gesamte Sammlung anlässlich seines 80sten Geburtstages im Smithsonian Institute in Washington ausstellte? Einer der ersten, der am Eröffnungsmorgen durch die Tür trat, war Gene Hunsacker.«
»Was hat der Kellner Ihnen noch erzählt?«, fragte Danny.
»Momentan frühstückt Mr. Hunsacker auf seinem Zimmer, das einen Stock über uns liegt. Vermutlich wartet er darauf, dass Sie an seine Tür klopfen.«
»Da wird er lange warten müssen«, sagte Danny. »Ich habe nicht die Absicht, der Erste zu sein, der blinzelt.«
»Schade«, meinte Munro. »Ich hatte mich schon auf diese Begegnung gefreut. Ich hatte einmal das Privileg, bei einer Verhandlung dabei zu sein, die Ihr Großvater führte. Am Ende der Verhandlung war ich völlig am Ende mit den Nerven – und dabei war ich auf
seiner
Seite.«
Danny musste lachen.
Es klopfte an die Tür.
»Früher als ich gedacht hatte«, sagte Danny.
»Das könnte Ihr Onkel Hugo sein, der uns eine neue Verfügung zustellen lässt«, sagte Munro.
»Oder es ist der Kellner, der das Frühstück abräumen will. Wie auch immer, ich brauche einen Augenblick,
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