Das Letzte Plädoyer: Roman
Geschworenen ihr glauben? Oder glaubten sie Spencer Craig? Dannys Vater wurde nicht müde, ihn daran zu erinnern, dass das britische Rechtssystem das beste der Welt war – man landete nicht unschuldig im Gefängnis. Wenn das stimmte, würde er in einer Woche wieder frei sein. Danny versuchte, nicht an die Alternative zu denken.
Staatsanwalt Arnold Pearson hatte sein Wochenende ebenfalls auf dem Land verlebt, in seinem Cottage in den Cotswolds mit dem dazugehörigen eineinhalb Hektar großen Garten – sein ganzer Stolz und seine große Freude. Nachdem er sich um die Rosen gekümmert hatte, versuchte er, einen Roman zu lesen, der sehr gut besprochen worden war, den er aber wieder zur Seite legte, um einen Spaziergang zu machen. Während er durch das Dorf schlenderte, versuchte er, sich aus dem Sinn zu schlagen, was in London geschehen war, obwohl er in Wirklichkeit an nichts anderes denken konnte.
Er fand, dass der Prozessauftakt gut gelaufen war, trotz der Tatsache, dass Redmayne sich als weitaus zäherer Gegner als erwartet erwiesen hatte. Einige vertraute Formulierungen, offensichtlich vererbte Eigenarten und die seltene Gabe des richtigen Timings erinnerten ihn an Redmaynes Vater, der in Arnolds Augen der beste Anwalt war, gegen den er jemals hatte antreten müssen.
Doch Gott sei Dank war der Junge noch grün hinter den Ohren. Er hätte aus der Frage des zeitlichen Ablaufs sehr viel mehr herausholen müssen, als Craig im Zeugenstand war. Arnold hätte die Pflastersteine zwischen dem Dunlop Arms und der Haustür von Craig gezählt, mit einer Stoppuhr als Begleiterin. Dann wäre er zu sich nach Hause gegangen, hätte sich ausgezogen, geduscht und frische Kleidung angezogen und dafür ebenfalls die Zeit genommen. Arnold vermutete, dass alles zusammengenommen weniger als zwanzig Minuten dauerte – ganz sicher weniger als dreißig.
Nachdem er im Dorfladen Lebensmittel und die Tageszeitung gekauft hatte, machte er sich auf den Rückweg. Er blieb einen Moment an der Dorfwiese stehen und lächelte, als er sich an die 57 Punkte erinnerte, die er vor zwanzig Jahren gegen Brocklehurst erzielt hatte – oder war es schon dreißig Jahre her? Alles was er an England liebte, fand er in diesem Dorf verkörpert. Er sah auf seine Uhr und akzeptierte seufzend, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen und sich auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Nach dem Tee begab er sich in sein Büro, setzte sich an seinen Schreibtisch und ging die Fragen durch, die er für Beth Wilson vorbereitet hatte. Er genoss den Vorteil, dass zunächst Redmayne sie befragen würde, bevor er selbst seine erste Frage stellte. Wie eine Katze würde er sprungbereit und stumm an seinem Ende der Anwaltsbank sitzen und geduldig darauf warten, dass sie irgendeinen winzigen Fehler machte. Die Schuldigen machten immer Fehler.
Arnold lächelte, als er seine Aufmerksamkeit der
Bethnal Green and Bow Gazette
zuwandte. Er war sicher, dass Redmayne nicht auf jenen Artikel gestoßen war, der es vor ungefähr 15 Jahren auf das Titelblatt geschafft hatte. Arnold Pearson mochte nicht die Eleganz und den Stil von Richter Redmayne besitzen, aber das machte er durch viele Stunden geduldiger Recherche wett, wodurch er bereits zwei weitere Beweisstücke entdeckt hatte, die die Geschworenen zweifellos von Cartwrights Schuld überzeugen würden. Pearson wollte sich beide für den Angeklagten aufsparen. Er freute sich schon drauf, ihn im Laufe der Woche ins Kreuzverhör nehmen zu können.
Zu der Stunde, an der Alex sich mit seinen Eltern am Mittagstisch in Bath kabbelte, Danny über den Innenhof von Belmarsh joggte und Arnold Pearson den Dorfladen aufsuchte, hatte Beth Wilson einen Termin bei ihrem Hausarzt.
»Nur eine Routineuntersuchung«, versicherte ihr der Arzt lächelnd. Aber aus seinem Lächeln wurde ein Stirnrunzeln. »Hatten Sie viel Stress, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe?«, fragte er.
Beth wollte ihm nicht aufbürden, wie sie die letzte Woche verbracht hatte. Es half auch nicht, dass ihr Vater weiterhin von Dannys Schuld überzeugt war und man Dannys Namen in ihrem Elternhaus nicht mehr erwähnen durfte, obwohl ihre Mutter Beths Version der Ereignisse von Anfang an Glauben geschenkt hatte. Würden sich die Geschworenen auf die Seite ihrer Mutter oder ihres Vaters schlagen?
In den letzten sechs Monaten war Beth jeden Sonntagnachmittag zu Danny nach Belmarsh gefahren, aber nicht an diesem Sonntag. Mr. Redmayne hatte ihr gesagt, dass sie erst nach
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