Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
zusammen mit zwölf anderen Gefangenen, die an diesem Morgen alle einen Termin vor dem Berufungsgericht hatten. Wie viele von ihnen würden am Abend zurückkehren?
    Bei der Ankunft im Gericht wurde er in eine Zelle gesperrt, um dort zu warten. Dadurch hatte er Zeit zum Nachdenken. Nicht, dass er vor Gericht etwas hätte sagen dürfen; Mr. Redmayne war das Verfahren in allen Einzelheiten mit ihm durchgegangen und hatte ihm erklärt, dass es völlig anders ablaufen würde als damals bei der Hauptverhandlung.
    Den drei Richtern waren die Beweise sowie das Protokoll der Verhandlung vorgelegt worden. Nun musste man sie davon überzeugen, dass es neue Beweise gab, die dem Richter und den Geschworenen nicht zur Verfügung gestanden hatten, als diese ihr Urteil fällten.
    Nachdem Alex Redmayne die Kassette gehört hatte, war er zuversichtlich, in den Richtern genügend Zweifel säen zu können, obwohl er nicht allzu lange bei dem Punkt zu verweilen beabsichtigte, warum Toby Mortimer nicht als Zeuge vor Gericht erscheinen konnte.
    Es dauerte geraume Zeit, bis Dannys Zellentür aufgeschlossen wurde und Alex eintrat. Bei ihrem letzten Gespräch hatte er darauf bestanden, dass Danny ihn mit Vornamen ansprach. Danny weigerte sich aber immer noch, weil es sich für ihn nicht korrekt anfühlte, trotz der Tatsache, dass ihn sein Anwalt immer auf Augenhöhe behandelt hatte. Alex ging alle neuen Beweise detailliert durch. Mortimer hatte sich umgebracht, aber sie besaßen ja die Kassette, die Alex als ihre ›Trumpfkarte‹ bezeichnete.
    »Man sollte Klischees stets vermeiden, Mr. Redmayne«, sagte Danny grinsend.
    Alex lächelte. »Noch ein weiteres Jahr, und Sie können sich selbst verteidigen.«
    »Lassen Sie uns hoffen, dass das nicht nötig sein wird.«
     
    Danny sah zur Empore. Beth und ihre Mutter saßen in der ersten Reihe. Außerdem drängten sich dort oben lauter Bürger aus Bow, die nicht daran zweifelten, dass er im Laufe des Tages auf freien Fuß kommen würde. Es tat ihm leid, dass Beths Vater nicht unter ihnen war.
    Danny wusste jedoch nicht, wie viele Leute draußen auf der Straße skandierend vor dem Gerichtsgebäude standen und auf Spruchbändern seine Freilassung forderten. Er sah zu den Plätzen, die für die Presse reserviert waren. Dort saß ein junger Repräsentant der
Bethnal and Bow Gazette
mit aufgeschlagenem Notizblock und gespitztem Bleistift. Würde er eine saftige Schlagzeile für die morgige Ausgabe bekommen? Alex hatte Danny klarzumachen versucht, dass die Kassette allein vielleicht nicht ausreichen würde, aber sobald sie vor Gericht abgespielt würde, dürfte jede Zeitung des Landes den Inhalt veröffentlichen und danach …
    Danny war nicht länger allein. Alex, Nick, Big Al und natürlich Beth waren die Generäle einer rasch anwachsenden Armee. Alex hatte zugegeben, dass er immer noch auf einen zweiten Zeugen hoffte, der Mortimers Aussage bestätigen würde. Wenn Toby Mortimer gestanden hatte, dann würden es vielleicht auch Gerald Payne oder Lawrence Davenport tun. Nachdem sie zwei Jahre mit ihrem Gewissen hatten leben müssen, wollten sie womöglich alles wieder ins Reine bringen.
    »Warum sprechen Sie nicht mit Ihnen?«, hatte Danny gefragt. »Vielleicht hören sie auf Sie.«
    Alex hatte ihm erklärt, warum das unmöglich war, und ihn darauf hingewiesen, dass ihm der Fall entzogen werden könnte, wenn er einen von ihnen auch nur zufällig bei einem gesellschaftlichen Anlass traf. Man konnte ihm dann sogar wegen unprofessionellen Verhaltens die Berufserlaubnis entziehen.
    »Können Sie nicht jemanden an Ihrer Stelle zu ihnen schicken, um die Beweise zu bekommen, die wir brauchen? Wie es Big Al für mich getan hat?«
    »Nein«, erklärte Alex nachdrücklich. »Wenn man ein solches Unterfangen auf mich zurückführt, dann müssen Sie sich einen neuen Prozessanwalt suchen und ich mir einen neuen Beruf.«
    »Was ist mit dem Barkeeper?«, wollte Danny wissen.
    Alex sagte ihm, dass sie Reg Taylor, den Barkeeper des Dunlop Arms, auf Vorstrafen hatten überprüfen lassen.
    »Und?«
    »Nichts«, sagte Alex. »Er wurde in den vergangenen fünf Jahren zweimal wegen Hehlerei verhaftet, aber die Polizei hatte nie genug Beweise für eine Verurteilung, darum wurde die Anklage beide Male fallengelassen.«
    »Was ist mit Beth?«, fragte Danny. »Wird sie ein zweites Mal aussagen dürfen?«
    »Nein«, erwiderte Alex. »Den Richtern liegt ihre schriftliche Aussage sowie das Protokoll der Verhandlung vor, und an

Weitere Kostenlose Bücher