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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Bedienung lächelnd, ohne etwas aufzuschreiben. »Sonst noch was?«
    »Ja und nein«, sagte Dóra. »Wir fragen uns, ob Björn Jónsson da ist. Wir möchten gern kurz mit ihm reden.«
    »Bjössi?«, fragte das Mädchen überrascht. »Ja, der ist gerade gekommen.« Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Wand.
    »Seine Schicht fängt gleich an. Soll ich ihn holen?« Dóra bejahte dankend und die junge Frau entfernte sich, um Bjössi und die Espressotassen zu holen.
    Matthias schaute Dóra an und lächelte zuckersüß. »Ihr Anorak ist außerordentlich schick. Wirklich. Er ist nur so … gewaltig.«
    »Das hat Sie aber nicht gestört, als Sie mit Bella geflirtet haben. Die ist auch gewaltig – so gewaltig, dass sie sogar einem eigenen Gravitationsgesetz unterliegt. Sie zieht die Büroklammern in der Kanzlei magisch an. Sie sollten sich vielleicht auch so einen Daunenanorak kaufen. Er ist superbequem.«
    »Geht nicht«, entgegnete Matthias und grinste, »dann müssten Sie sich auf die Rückbank setzen und das wäre doch schade. Zwei solche Anoraks passen auf keinen Fall nebeneinander auf die Vordersitze.«
    Weitere Diskussionen über Daunenanoraks wurden vertagt, denn das Mädchen kam mit dem Espresso. Sie hatte einen jungen Mann im Schlepptau. Er sah gut aus und wirkte ein bisschen androgyn – sein dunkles Haar war ungewöhnlich gut geschnitten und frisiert und sein Gesicht war glatt rasiert. »Hi, ihr wolltet mit mir sprechen?«, fragte er mit wohlklingender Stimme.
    »Ja, bist du Björn?«, sagte Dóra und nahm ihre Tasse entgegen. Der junge Mann bejahte und sie stellte sich und Matthias vor, wobei sie beim Isländischen blieb. Matthias sagte nichts dazu, sondern saß nur da und nippte an seinem Espresso. »Wir wollten dich nach dem Tatabend und nach Halldór Kristinsson fragen.«
    Bjössi nickte ernst. »Ja, kein Problem – darf ich denn auch wirklich mit euch sprechen? Das verstößt nicht gegen irgendwelche Gesetze oder so?« Dóra versicherte es ihm und er sprach weiter. »Ich hab wie gesagt hier gearbeitet, wir waren allerdings mehrere.« Er schaute sich in dem halbleeren Lokal um. »An den Wochenenden sieht’s hier anders aus. Dann ist es brechend voll.«
    »Aber du kannst dich trotzdem genau an ihn erinnern?«, fragte Dóra, wobei sie sich bemühte, nicht so zu klingen, als stelle sie seine Aussage in Frage.
    »Das kannst du mir glauben, Dóra«, sagte Bjössi wichtigtuerisch. »Ich kenne ihn mittlerweile ganz gut. Ihn und seinen Freund – diesen Ausländer, der ermordet wurde – sie kamen oft hierher und man musste sie einfach bemerken. Dieser Ausländer war ziemlich speziell. Nannte mich immer nur Bär, also deutsch für Björn. Halldór kam manchmal auch allein und unterhielt sich an der Theke mit mir.«
    »Hat er sich an diesem Abend auch mit dir unterhalten?«, fragte Dóra.
    »Nee, kann man nicht sagen. Es war tierisch viel zu tun und ich bin wie ein Bekloppter hin und her gerannt. Ich hab nur kurz hallo gesagt und ein paar Worte mit ihm gewechselt. Er war aber irgendwie schlecht drauf und ich bin nicht lange bei ihm stehen geblieben.«
    »Woher weißt du so genau, wann er kam?«, war Dóras nächste Frage.
    »Das kann ich dir erklären«, sagte Bjössi. »Als Halldór kam, ließ er anschreiben – um nicht jedes neue Glas einzeln bezahlen zu müssen. Wir notieren immer, wann ein Gast beginnt, anschreiben zu lassen und wann er damit aufhört und abrechnet.« Bjössi warf Dóra ein verschwörerisches Lächeln zu.
    »Ich verstehe«, sagte Dóra. »Und du bist sicher, dass er die ganze Zeit hier saß und zechte, bis seine Freunde gegen zwei Uhr kamen? Er kann nicht kurz rausgegangen sein, ohne dass du es bemerkt hättest?«
    Bjössi überlegte, bevor er antwortete. »Also, ich kann natürlich nicht beschwören, dass er die ganze Zeit hier saß. Als ich mit der Polizei sprach, war ich ziemlich sicher, aber so im Nachhinein betrachtet, lag das wahrscheinlich an seinen vielen Bestellungen an der Theke, die er aber selbstverständlich nicht alle bei mir gemacht hat. Vielleicht hat auch jemand anders was auf seine Rechnung anschreiben lassen – das weiß ich nicht.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Aber das ist ja nun wirklich kein riesiges Lokal und ich denke, ehrlich gesagt, dass ich es bemerkt hätte, wenn er rausgegangen wäre. Glaube ich zumindest.«
    Dóra wusste eigentlich nicht, welche weiteren Fragen sie dem Kellner zu diesem Abend noch stellen sollte. Er schien unschlüssig zu sein und

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