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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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neuer schwarzer
     Audi steht auf dem Parkplatz vor dem Haus. Ganz eindeutig ein Hinweis
     darauf, dass jemand zu Besuch gekommen ist. Obwohl Andri Ólafur
     nicht zu Hause ist. Die Goldjungs?
    Ich benutze die Schlüssel,
     die der blasierte Bjarni bei sich gelagert hat, um die Haustür
     aufzuschließen. Gucke mich in der Diele um. Ohne jemanden zu sehen.
    Da verpasse ich der Tür
     einen kräftigen Schubs. So dass sie mit einem lauten Krachen zufällt.
     Das sollte genügen, um sogar Lazarus aus seinem Tiefschlaf zu
     erwecken. Ich höre sofort Schritte von der oberen Etage.
    »Hallo?«, rufe
     ich. »Wer ist hier in der Wohnung?«
    Raggi erscheint auf der
     obersten Treppenstufe. In einem hellen Trenchcoat. Vorne offen.
    »Was machst du denn
     hier?«, frage ich.
    Der beleibte Goldjunge stöhnt
     schwer.
    »Ich finde es natürlich
     sehr nett, dich zu treffen und so«, fahre ich fort, »aber ich
     dachte, die Hausdurchsuchung wurde am Montag abgeschlossen. Was hat sich
     geändert?«
    »Nichts.«
    Raggi watschelt die Treppe
     herunter.
    »Warum seid ihr dann
     hier?«
    Ein anderer Goldjunge taucht
     an der Treppe auf. Ein jugendlicher Knabe, den ich, soweit ich mich
     erinnere, noch nicht gesehen habe: Er ist dünn wie eine Bohnenstange.
     Durchtrainiert. Kurzhaarschnitt. Mit einem dunklen Anzug. Und einer
     himmelblauen Krawatte um den Hals. In der linken Hand trägt er eine
     dicke schwarze Aktentasche.
    Ein öffentlicher
     Amtsschimmel mit höheren Weihen. Klare Sache.
    »Willst du uns nicht
     vorstellen?«, frage ich.
    »Tony ist bei der
     Kriminalpolizei der US Navy.«
    »Und?«
    »Donald Garber war ein
     amerikanischer Staatsbürger, und seine Leiche wurde in einem Gebiet
     gefunden, das lange zur Nato-Base auf dem Keflaviker Flughafen gehört
     hat. Sie haben bei den Ermittlungen Interessen zu wahren.«
    »Seit wann untersteht
     Seltjarnarnes der Gerichtsbarkeit der amerikanischen Marine?«
    »Es ist völlig unnötig,
     sich darüber aufzuregen«, antwortet Raggi bissig. »Wir
     fanden es selbstverständlich, Tony den 'Wohnsitz des Verdächtigen
     zu zeigen, das ist alles.«
    »Hat er etwas aus der
     Wohnung mitgenommen?«, frage ich und zeige auf die schwarze
     Aktentasche.
    »Nein«, sagt
     Raggi.
    Ich betrachte den
     amerikanischen Goldjungen eingehend. Denke an Andri Olafurs Worte.
    »Oder hat er vielleicht
     etwas hinterlassen?«
    Raggi setzt seine mir
     altbekannte, missbilligende Miene auf. Schüttelt tadelnd den Kopf.
     Trottet zur Haustür.
    Der Ami folgt ihm.
    Raggi dreht sich in der Tür
     noch einmal um.
    »Und was machst du
     eigentlich hier?«, fragt er.
    »Ich wurde beauftragt,
     nach dem Haus zu sehen, während mein Klient in Einzelhaft sitzt.«
    »Dann viel Spaß.
     Wir sind hier fertig.«
    Raggi marschiert mit schweren
     Schritten auf den gepflasterten Bürgersteig. Tony bleibt ihm dicht
     auf den Fersen.
    »Tschü-hüüüs«,
     sage ich und schließe die Tür.
    Natürlich überrascht
     es mich nicht, dass die Goldjungs ihren amerikanischen Kollegen erlauben,
     ganz nach Laune herumzuschnüffeln. Die Beziehung der isländischen
     Regierung zu den Amis war immer durch Unterwürfigkeit gekennzeichnet.
    Hausherren und Knechte.
    Als ich den Audi vom Haus
     wegfahren höre, gehe ich die Treppe hinauf und in das Büro in
     der oberen Etage. Wo ich meinen Klienten auch zum ersten Mal getroffen
     habe.
    Alles scheint noch so, wie es
     war. Außer, dass der Schreibtisch völlig freigeräumt ist.
    Ich setze mich in Andri
     Ólafurs gemütlichen Sessel und versuche eine Schublade nach
     der anderen zu öffnen. Einfach nur aus Neugier.
    Sie sind nicht abgeschlossen.
     Und leer.
    Was natürlich mein Gefühl
     bestätigt, das ich von Anfang an hatte: dass es sich eigentlich nicht
     um ein Büro handelt. Sondern nur um ein großes, helles Zimmer,
     das den Großteil des Jahres über unbenutzt ist. Wie auch das
     ganze Haus.
    Andri Ólafurs
     Schlafzimmer liegt auf der anderen Seite des Flurs.
    Er hat ein Doppelbett. Darauf
     liegen zwei Bettdecken. Mit einem hellgrünen, einfarbigen Bettbezug.
     Und vier Kissen passend bezogen.
    Er hat vergessen, das Bett zu
     machen.
    Eine englischsprachige
     Ausgabe des Ulysses von James Joyce liegt auf dem einen Nachttisch.
    Es ist eine
     Taschenbuchausgabe von Penguin. The Corrected Text steht unter dem Titel.
     Auf dem inneren Umschlag klebt ein Aufkleber, der besagt, dass das Buch am
     Bloomsday, dem 16. Juni 1986, gekauft wurde.
    Und was ist daran so toll?
    Ich

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