Das letzte Treffen
hoffen.«
»Pfarrer David, du
musst die Sache realistisch einschätzen.«
»Ich gebe zu, dass Hlédís
die Mehrheit des Pfarrgemeinderates in der Hand hat, so wie es jetzt
aussieht«, antwortet er.
Und setzt sich endlich an den
Konferenztisch. »Meine Leute haben versucht, einen der drei Ratsmänner,
die sie unterstützen, für mich zu gewinnen, aber es ist noch bei
keinem gelungen.«
»Siehst du irgendeine
andere Möglichkeit, die Gemeinde für dich zu mobilisieren?«
»Meine Leute haben
davon gesprochen, eine Unterschriftensammlung in der Gemeinde zu beginnen.
Es soll gefordert werden, sofort eine Gemeindeversammlung einzuberufen, um
über die Tätigkeiten der Mehrheit im Gemeinderat zu informieren.«
»Diese
Unterschriftensammlung muss so schnell wie möglich in die Tat
umgesetzt und rechtzeitig vor dem Monatsende beendet werden«, sagt
Lisa Björk.
»Haben deine Leute
Kraft und Ausdauer dazu?«, frage ich.
»Ja, aber natürlich«,
antwortet Pfarrer David. »Die Unterschriftensammlung kann am
Wochenende beginnen.«
»Das klingt gut.«
»Im Hinblick darauf fände
ich es sinnvoll, noch ein paar Tage mit der Antwort an den Bischof zu
warten«, sagt Lisa Björk.
»Ich weise dieses
abwegige Angebot hier und jetzt zurück«, antwortet Pfarrer
David. »Ich werde mich nie im Leben damit abfinden, nach
jahrzehntelangem, aufopferungsvollem Dienst im Hause Gottes einfach
aufgeben zu müssen und erniedrigt zu werden.«
»Wäre es nicht
klug, mit einer förmlichen Antwort ein oder zwei Wochen zu warten?«,
frage ich. »Es gibt keinen Grund, kurzerhand alle Brücken
hinter sich abzubrechen.«
»Ich überlasse
euch die rechtlichen Finessen, aber ihr sollt wissen, dass mein Wille
unverrückbar ist wie der große Felsen des Gottesreiches. Ich
werde mich nie den ausgekochten Boten des Teufels beugen.«
Ich lächele unwillkürlich.
»Noch ist Luzifer nicht
an dem Fall beteiligt«, antworte ich. »Zum Glück.«
Pfarrer David steht schnell
auf.
»Wenn die Huren
Babylons ihre Netze für die Diener Gottes auslegen, ist Satan nie
weit entfernt«, ruft er. »Er ist überall am Werk, wo
zielgerichtet gegen die Lehren Gottes und die Gebote von Jesus Christus
gearbeitet wird. Gott der Allmächtige sagt: Du sollst nicht die Ehe
brechen. Aber die Wurzel allen Übels in der Gemeinde ist reine
Hurerei.«
»Kannst du beweisen,
dass Hlédís und Pfarrer Robert auf diese Art zusammen waren?«,
fragt Lisa Björk.
»Ich weiß, dass
die Hure meinen Pfarrer verführt hat«, antwortet Pfarrer David
eifrig. »Sie haben beide den teuflischen Gelüsten des Fleisches
nachgegeben und damit das heilige Eheversprechen, das Hlédís
ihrem Mann im Angesicht Gottes in der Kirche gab, gebrochen. Das weiß
ich in meinem Herzen.«
»Ja, aber …«
»Ich finde, es ist
meine heilige Pflicht, meine Gemeindemitglieder wissen zu lassen, dass die
Frau, die an die Spitze der Gemeinde aufgestiegen ist, mit einem Diener
der Kirche gehurt hat.«
»Wenn du ein unwahres
oder unbelegbares Gerücht dieser Art in die Welt setzt, kann es für
dich unabsehbare Konsequenzen haben«, sagt Lisa Björk.
»Ich brauche keine
weiteren Beweise. Gott wird mich hier genauso leiten, wie er es immer in
meiner langen Laufbahn getan hat, in der ich mich für die Vermittlung
des Glaubens an den einen wahren Gott den Allmächtigen und seinen
Sohn Jesus Christus eingesetzt habe.«
Lisa Björk guckt weg.
Als Pfarrer David
verschwunden ist, geht sie zur Kaffeemaschine. Bleibt dort eine Weile
stehen, ohne dass sie sich Kaffee einschenkt.
»Was ist los?«,
frage ich.
»Entschuldige«,
antwortet Lisa Björk. »Es nervt mich nur so wahnsinnig, mir ständig
dieses überhebliche Gottesgequatsche anhören zu müssen.«
»Glaubst du, Pfarrer
David ist ein Heuchler?«
»Sie können egal
was rechtfertigen, indem sie sagen, dass es Gottes Wille ist.«
»Egal was?«
Sie richtet sich mit einem
Ruck auf. Dreht sich um.
»Entschuldige«,
wiederholt sie. »Ich bin einfach nur müde.«
Ich schaue Lisa Björk
fragend an. Aber sie sammelt ihre Unterlagen vom Konferenztisch ein, als wäre
nichts geschehen.
»Stimmt das, was er
sagt?«, frage ich nach einer Weile. »Mit Hlédís
und Robert?«
»Diejenigen, die
Pfarrer David im Pfarrgemeinderat unterstützen, haben mir gegenüber
behauptet, dass sie was miteinander haben«, antwortet sie. »Mehr
weiß ich
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