Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
erwiderte er gelassen.
Das Gästezimmer, das er den beiden Frauen zuwies, war sehr geschmackvoll und behaglich eingerichtet. Es hellte Sophias Stimmung wieder auf. Hier wirkte nichts alt und verkommen. Selbst die Tapete war sehr modern.
„In zwanzig Minuten treffen wir uns unten im Esszimmer“, sagte Hauser, bevor er die beiden Frauen allein ließ.
Betont heiter ließ sich Sophia auf dem breiten Bett nieder und wippte leicht auf der Matratze. „Ist doch nett hier.“
Viktoria blieb am Türpfosten stehen und fragte missgelaunt: „Nett? Das ist eine Gruft. Ich dachte, Sebastian bringt uns…?“
„Oh, meine Kleine“, versuchte Sophia, sie zu beschwichtigen. „Das ist ein Versteck. Sebastian will …“
„Ich will nach Hause.“ Jäh fing sie zu weinen an. „Zu Mama und Papa.“
Sophia sprang auf, eilte zu ihrer Schwester und tröstete sie. Viktoria war ein lebenslustiges Mädchen – vor dem tragischen Unfall. Jetzt wirkte sie wie ein Häufchen Elend. Ihre sprühende Lebensfreude war wie fortgeblasen.
„Ich bin bei dir, Vicky“, flüsterte Sophia.
„Warum musste all das geschehen?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Sophia bedrückt.
„Diese Männer heute … sie wollten uns töten“, entgegnete Viktoria leise.
„Wir haben überlebt.“
„Ich habe noch nie einen Toten … hast du schon einmal …?“
„… einen Menschen erschossen?“, vollendete Sophia die Frage. Viktoria nickte. „Ja, aber ich will nicht darüber reden. Es war reine Notwehr.“
„Warum haben die Männer das getan?“
„Ich weiß es nicht. Aber Sebastian wird es herausfinden.“ Aufmunternd sah Sophia ihre Schwester an und strich ihr die Tränen von den Wangen. „Wir müssen ihm vertrauen.“
„Und bis dahin müssen wir hier bleiben?“
Ein Lächeln huschte über Sophias Gesicht. „Es wird nicht lange dauern. Du wirst sehen.“
Viktoria riss sich sichtlich zusammen, schnäuzte sich die Nase. „Was sollen wir jetzt machen?“
„Okay. Ich sage dir, was wir machen werden. Zuerst wäschst du dir dein Gesicht. Dann räumen wir fix unsere Koffer aus. Und danach gehen wir hinunter und schauen, ob wir etwas zum Essen finden. Du musst einen Bärenhunger haben, oder?“ Viktoria nickte zustimmend. „Wusst’ ich’s doch“, freute sich Sophia und lächelte. „Dann los.“
Eine Viertelstunde später stieg Sophia mit ihrer Schwester die Treppe hinunter. Das Holz jeder einzelnen Stufe knarrte unter ihren Füßen.
„Also, hier wird uns bestimmt niemand überfallen“, spottete Viktoria. „Den Krach hört man ja meilenweit.“
„Da hast du Recht“, lachte Sophia. „Wo ist denn nun das Esszimmer?“
„Am besten immer dem Geruch nach.“
Ein süßlicher Duft, gemischt mit dem von brennendem Kaminholz, erfüllte die Luft. Sophia suchte nach einem Lichtschalter, den sie schließlich drückte. Der vor ihnen liegende Korridor endete an einer Tür, die einen Spalt offen stand. Das Esszimmer. Der Tisch war für vier Personen gedeckt, ein fünfarmiger Kerzenleuchter warf warmes Licht, eine Schüssel mit gemischtem Salat stand bereits auf dem Tisch. An der hinteren Schmalseite des Zimmers brannte ein Kamin. Ein großes Landschaftsgemälde hing an der Wand. Es überraschte Sophia. So viel Gemütlichkeit hatte sie in diesem Gemäuer nicht erwartet.
„Nach der großen Schlacht heute, kommt jetzt der Festschmaus für die Sieger“, sprach der Schwarzhaarige, der mit zwei Flaschen Rotwein den Raum betrat.
„Sie sind der Mann, der uns gerettet hat“, entgegnete Viktoria.
„Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser, Signorina“, antwortete er und stellte die Flaschen auf den Tisch.
Viktoria nickte zaghaft. „Sie sind Italiener?“
„Ich bin Neapolitaner. Mein Name ist Maurizio Tassone. Wir hatten noch nicht das Vergnügen.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie galant.
Es machte Viktoria verlegen, wie Sophia feststellte.
„Immer noch der alte Charmeur“, ertönte Hausers Stimme.
Abrupt drehte sich Sophia zu ihm um. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. Versonnen betrachtete sie ihn. Er hatte nichts von seiner starken Ausstrahlung verloren, die sie einst so verzaubert hatte. Seine Augen leuchteten, sein Lächeln verstärkte sich. Ein Kribbeln jagte durch Sophias Körper. Für einen Augenblick vergaß sie die Trauer und die Gefahr.
„Kommen Sie, nehmen Sie Platz“, bat Tassone.
Zuvorkommend rückte er Viktoria den Stuhl zurecht, als sie seiner Aufforderung nachkam. Sophia ließ sich von der Atmosphäre
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