Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Nachmittagsinspektion kurz hingelegt. Bitte kommen Sie doch rein und machen Sie es sich bequem, bis ich mich umgezogen habe. Tee? Oder Limonade?«
»Vielleicht kann uns Ihr Boy Ingwerlimonade bringen, und wir setzen uns auf die Veranda«, sagte Roland.
Wieder einmal wurde Margaret bewusst, welches Glück sie hatten, auf Utopia zu leben und nicht in einem Häuschen wie diesem, das ohne jeden Komfort mitten in der Pampa stand. Während Roland Philip einen kleinen Gecko zeigte, der sich an eins der Bambusrouleaus klammerte, ging sie hinein.
Eine hübsche junge Malaiin kam ihr entgegen, ein Tablett mit Gläsern, einer großen Flasche Ingwerlimonade und frischen Limonenscheibchen in der Hand. Zu Margarets Erstaunen überreichte ihr das Mädchen das Tablett und huschte hinaus, als Smedley-Smith in einem bis zum Kragen zugeknöpften Baumwollanzug und Lederschuhen wieder auftauchte.
Margaret kehrte auf die Veranda zurück, aber trotz der heruntergelassenen Rouleaus schwitzte sie, während sie den beiden Männern lauschte, die über die Plantage sprachen. Philip langweilte sich.
»Mir ist zu heiß hier. Ich geh ein bisschen unter den Bäumen spazieren. Komm, Philip«, sagte sie.
Es dauerte nicht lange, da kam Roland, gefolgt von Smedley-Smith, der einen Tropenhelm trug, aus dem Bungalow. Der Plantagenaufseher schüttelte Margaret die Hand und verabschiedete sich von seinem Chef und Philip, ehe er sich auf ein altes Fahrrad schwang und auf einem der furchigen Pfade zwischen den Bäumen davonradelte.
»Alles höchst zufriedenstellend«, meinte Roland, als sie weiterfuhren.
»Roland! Du musst diesen jungen Mann entlassen. Es ist einfach widerwärtig.«
»Wovon redest du? Weil wir ihn beim Mittagsschlaf ertappt haben? Das schadet nichts. Ist sogar eine gute Idee, finde ich.«
»Nein. Diese junge Malaiin. Sie lebt mit ihm zusammen.«
»Unsinn. Das wäre verboten. Sie ist nur ein Hausmädchen aus dem nächsten Kampong.«
»Kann sein. Aber sie wohnt dort«, entgegnete Margaret bestimmt. »Beim Rausgehen bin ich an seinem Schlafzimmer vorbeigekommen und habe haufenweise Kleider von ihr dort gesehen.«
Roland schwieg. »Tja, so etwas kommt vor, Margaret«, sagte er schließlich. »Hier draußen kann es verdammt einsam werden. Schwierig für einen jungen Mann, die ganze Zeit allein zu sein.«
»Warum verbieten dann die großen Unternehmen ihren ledigen weißen Angestellten, sich mit einheimischen Frauen einzulassen? Wenn Smedley-Smith für eins von ihnen arbeiten würde und sie herausfänden, was er treibt, würden sie ihn nach Hause schicken. Und was würde dein Vater sagen, wenn er es wüsste?«
»Es würde ihm nicht gefallen«, räumte Roland ein. »Aber wir sind ein Familienunternehmen, und ich kann die Regeln ein bisschen lockerer auslegen.«
»Dein Vater würde das nicht tun. Er würde ihn entlassen.«
»Margaret, Vater wird es nicht erfahren. Smedley-Smith ist ein ausgezeichneter Mann, ich kann ihn einfach nicht entbehren. In Europa herrscht Krieg, falls du das vergessen hast. Wo soll ich also Ersatz für ihn herbekommen?«
Margaret starrte Roland an. »Du willst die Sache also einfach weiterlaufen lassen? Und du erwartest von mir, dass ich kein Wort darüber verliere?«
»Ja, genau. Ich muss praktisch denken.«
Nach einer Weile erwiderte Margaret forsch: »Wenn das so ist, dann schlage ich dir ein Geschäft vor. Ich werde deinem Vater nichts erzählen … und im Gegenzug könntest du mir diesen Baby Austin kaufen, von dem dir Gilbert erzählt hat.«
»Margaret! Das ist Erpressung«, explodierte Roland, konnte aber ein Grinsen über ihre Chuzpe nicht unterdrücken.
Margaret sah aus dem Wagenfenster. »Ich freue mich so darauf, im eigenen Auto ein bisschen mit Bette durch die Gegend zu fahren und ihr meine Lieblingsorte zu zeigen.«
»Na dann hoffe ich, dass ihr Mädels in Ipoh euren Spaß habt.«
Als sie wieder an der Jagdhütte angekommen waren, blieb Margaret auf der Treppe zur Veranda wie angewurzelt stehen. Bette lag im Badeanzug, auf einem Sarong ausgestreckt, am Boden, während Gilbert, das Gesicht nah an ihrem nackten Bein, vor ihr kniete.
»Was ist denn hier los?«, rief sie.
Gilbert richtete sich auf und hielt ein Glas in die Höhe. »Blutegel. Wir sind übersät von den Biestern.«
»Igitt, ich hasse die Viecher«, sagte Margaret.
»Ich hole Salz«, erbot sich Roland. »Damit wird man sie los.«
Roland hielt Wort. Er kaufte Margaret den Baby Austin Tourer, und Gilbert überführte ihn von
Weitere Kostenlose Bücher