Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Desinfektionsmitteln. Margarets Bein lag im Streckverband, und ihr Kopf war eingebunden, aber sie brachte dennoch ein mattes Lächeln zustande.
»Das ist mir auch nicht ganz klar. Ich fuhr fröhlich an einem Kampong vorbei, als ein riesiger Wasserbüffel förmlich auf mich zusprang, und als ich wieder zu Bewusstsein kam, war ich hier. Wie geht’s meinem hübschen kleinen Auto?«
In diesem Moment kam ein Arzt herein. Bette stellte sich ihm vor.
»Ich bin Dr. Singh. Ihre Schwester hat leider einen komplizierten Beinbruch, und der Knöchel ist ebenfalls gebrochen.«
»Warum hat sie einen Kopfverband?« Bette streichelte nervös Margarets Hand.
»Sie ist mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geprallt und hat ein paar Schnittwunden, die genäht werden mussten, aber die verheilen bald.« Er lächelte Margaret an. »Sie haben großes Glück gehabt, Mrs. Elliott. Es hätte Sie viel schlimmer erwischen können.«
Einige Zeit später trafen Roland und Eugene im Krankenhaus ein.
»Ich hätte mich nicht überreden lassen dürfen, dir das Auto zu kaufen. Im Grunde bin ich an allem schuld.«
»Sei nicht albern, Roland«, erwiderte Margaret. »Es war der blöde Büffel. Ich werde bald wieder gesund.«
Roland ließ Margaret zusätzlich von einem Arzt aus Kuala Lumpur untersuchen. Der versicherte ihm, Dr. Singh habe alles richtig gemacht, Margaret müsse aber mit dem Streckverband noch eine Weile im Krankenhaus bleiben.
Während Margaret sich allmählich erholte, erschienen Scharen von Besuchern, die ihr Leckereien, Champagner, Blumen, Pralinen und frisch aus Australien eingetroffene Zeitschriften mitbrachten.
Auch Philip war häufig da und betrachtete fasziniert die Vorrichtung, die das Bein seiner Mutter streckte. Jetzt zahlte es sich aus, dass Margaret Mitglied im Buchclub von Kuala Lumpur war, denn ans Bett gefesselt, fand sie endlich Zeit zum Lesen. Das Krankenhaus war sauber und gut geführt, das Personal freundlich und, wie Margaret meinte, ziemlich kompetent. In ihrem schlicht möblierten Privatzimmer mit einem großen Ventilator und Ausblick auf den Garten wurde ihr die Zeit lang.
Nach einigen Wochen durfte sie nach Hause, aber sie trug noch einen Gips und konnte sich nur auf Krücken fortbewegen. Dr. Singh hatte ihr eine lange Liste mit Instruktionen mitgegeben und vor allem betont, sie müsse viel ruhen und sich schonen. Zwar freute sie sich, auf die Plantage zurückzukehren, aber nichts ging ihr leicht von der Hand, und sie gestand Bette, dass sie sich plump, unbeholfen und hässlich fühlte.
»Unsinn, Margie. Du machst das sehr gut. Und Gott sei Dank hast du ja deine Amah, den Hausdiener und viele Leute, die dir helfen! Stell dir vor, das wäre passiert, als du mit Philip in Brisbane warst!«, gab Bette zu bedenken.
Margaret griff nach Bettes Hand. »Trotzdem ist es schwer. Ich brauche dich bei mir, Bette, bitte. Es ist mir so zuwider, hilflos zu sein. Ich komme mir vor wie eine alte Frau. Außerdem sterbe ich vor Langeweile. Ich kann nicht Tennis spielen und komme überhaupt nicht mehr herum, nicht einmal in den Club. Bleib doch noch ein bisschen. Du kannst so gut mit Philip umgehen, und Roland ist zurzeit so viel unterwegs. Das Gerede vom Krieg macht mich noch verrückt. Komm, Bette, spielen wir Karten.«
»Meine Heimreise ist für nächsten Monat gebucht, das weißt du«, sagte Bette, doch als sie Margarets ängstliches Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Ich rede mit Roland. Vater und Mutter sind wahrscheinlich enttäuscht, aber sie wollen bestimmt, dass ich bleibe und dir beistehe.« Sie tätschelte ihrer Schwester die Hand.
Margaret schloss die Augen ließ sich gegen die Lehne ihres Rattansessels auf der Veranda sinken, ihr Bein lag auf einem gepolsterten Hocker und schmerzte. »Danke, Bette. Du hast doch zu Hause ohnehin nichts Dringendes zu tun.«
Roland war dankbar, als Bette ihm erzählte, sie wolle auf Margarets Bitte noch bleiben und ihre Heimreise verschieben.
»Margaret braucht sehr viel Aufmerksamkeit, solange sie lahmgelegt ist, Bette. Ich sende euren Eltern ein Telegramm, damit sie wissen, dass du deine Pläne geändert hast. Wir sollten aber gleich noch einen Brief nachschicken, damit sie sich keine Sorgen wegen Margaret machen.«
Margaret freute sich, als feststand, dass Bette blieb. Sie schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Und wenn du bleibst, kannst du ja auch Gilbert noch öfter sehen, nicht wahr?«
Kapitel 5
Brisbane, 2009
D ie Sonne schien, die Luft war klar, und
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