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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gering und zudem war sie strategisch ungünstig aufgestellt, wie wir später erfuhren. Doch wer unbequeme Fragen stellte, wurde nicht ernst genommen. Alle führenden Leute waren derart eingenommen von der eigenen Wichtigkeit, so verbohrt und bürokratisch, dass unsere angeblichen Kriegsanstrengungen völlig lachhaft wirkten. Manchmal glaubte ich ernstlich, unsere Gesellschaft würde zu einem Spiegelbild der Theaterstücke von Noel Coward oder der Romane dieses unsäglichen Somerset Maugham verkommen. Dennoch hatte ich das Gefühl, etwas Konkretes tun zu müssen, und so schloss ich mich den Perak Volunteers an, dem örtlichen Freiwilligenwiderstand. Mein Vater wollte ebenfalls seinen Teil beitragen, aber das konnte ich ihm ausreden. Mir schien es am vernünftigsten, wenn er zu Hause die Stellung hielt.
    Am 8. Dezember 1941 hörten wir zu unserem Erstaunen, dass die Japaner nicht nur die amerikanische Flotte in Pearl Harbor zerstört hatten, sondern auch bei Kota Bharu im Norden von Malaya gelandet waren. Sie bombardierten außerdem die größeren Flugplätze im nordwestlichen Teil des Landes und hatten bereits die Hälfte der dort stationierten alliierten Maschinen zerstört. Drei Tage später erhielten wir eine noch viel schlimmere Nachricht: Das Schlachtschiff Prince of Wales und der Kreuzer Repulse , erst vor wenigen Tagen zur Verstärkung der britischen Truppen entsandt, waren versenkt worden, was zahlreiche Menschenleben kostete. Die Moral sank.
    Der japanische Angriff hatte fatale Folgen. Während die Katastrophe ihren Lauf nahm, saßen mein Vater und ich am Ende eines weiteren milden Tages auf der Veranda und genossen einen Stengah. Sachte fielen Blütenblätter vor uns ins Gras, während meine Frau und ihre auf Besuch weilende Schwester sich leise unterhielten und Wollkleidung für unsere Soldaten strickten. Der Krieg, der einst so fern schien, rückte unübersehbar näher.
    Dann ging alles ganz schnell.
    Dass der Krieg sich nicht mehr aufhalten ließ, wurde uns einige Tage später bewusst, als die Winchesters, eine befreundete Familie aus Penang, mit einigen wenigen Koffern auf Utopia ankamen. Da Penang massiven Bombenangriffen ausgesetzt war, waren sie aus der Stadt geflohen und hatten fast all ihr Hab und Gut zurücklassen müssen.
    »Mein Lieber«, sagte die verstörte Mrs. Winchester, »wir konnten nichts mitnehmen. Ich möchte nur noch nach Singapur, wo wir in Sicherheit sind. Hoffentlich bekommen wir dort eine Überfahrt nach Südafrika. Ich kann es immer noch nicht fassen. Die Flugzeuge erschienen ohne jegliche Vorwarnung über Penang und warfen ihre Bomben ab. Es muss Tausende von Toten gegeben haben. Wir hatten noch Glück, weil wir auf dem Hügel wohnten und die Japsen es anscheinend nur auf die Stadt und den Hafen abgesehen hatten. So konnten wir fliehen, aber es ist einfach eine Katastrophe.«
    Die Winchesters sollten nie zurückkehren. Während der darauffolgenden Kampfhandlungen verloren sie ihr Zuhause und ihren gesamten Besitz.
    Meine Frau Margaret und ihre Schwester Bette versuchten Mrs. Winchester zu trösten, aber die Tatsache, dass diese Menschen vor den vorrückenden japanischen Truppen flüchten mussten, zerrte an Margarets Nerven.
    »Herrgott, Roland«, sagte sie, »wir können doch nicht einfach nur dasitzen und Däumchen drehen, bis die Japsen nach Utopia kommen. Wir müssen etwas unternehmen.«
    Also entschied ich unverzüglich, dass meine Frau, mein gerade dreijähriger Sohn Philip und meine Schwägerin ebenfalls versuchen sollten, aus Malaya herauszukommen.
    »Du hast recht, Margaret. Ihr müsst versuchen, ein Schiff nach Australien zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass die Behörden in Singapur Evakuierungen organisieren werden, und dort seid ihr wohl zunächst sicher. Ich sollte mich jetzt sofort bei meiner Einheit melden, deshalb musst du zusehen, dass du mit Bette, Philip und Vater nach Singapur gelangst. Hamid fährt euch nach Kuala Lumpur, von dort aus könnt ihr den Zug nehmen.«
    Meine Frau starrte mich an. »Das ist nicht dein Ernst? Du kannst uns doch nicht einfach allein lassen und so einem Risiko aussetzen!«
    »Ich habe keine andere Wahl«, bemühte ich mich zu erklären. »Ich muss hierbleiben und gegen die Japaner kämpfen.«
    »Margaret, wir schaffen das schon«, ermutigte sie ihre Schwester Bette. »Wir haben ja Eugene dabei, der das Land wie seine Westentasche kennt. Und in Singapur erwartet uns Gilbert, der für sein Unternehmen den Kautschukexport

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