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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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organisiert. Er wird etwas für uns arrangieren, wenn wir da sind.«
    Mein Vater hatte jedoch andere Pläne.
    »Ich verlasse die Plantage nicht«, verkündete er. »Ich habe sie aus dem Nichts aufgebaut. Sie ist mein Lebenswerk. Außerdem lasse ich meine Leute nicht im Stich. Sie waren immer loyal, und jetzt muss ich zu ihnen stehen. Diese Menschen bauen auf mich. Was würden sie denn denken, wenn ihr Tuan Besar, ihr großer Herr, fliehen und sie schutzlos den Japanern überlassen würde? Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Margaret, die nun wusste, dass weder mein Vater noch ich mit in den Süden reisen würden, begann hektisch ihre Koffer zu packen. Ich redete ihr gut zu, sie solle möglichst wenig Gepäck mitnehmen, weil die Zeit drängte und das Benzin knapp werden könnte, doch vergeblich. Ihre Schwester Bette, eine eher praktisch denkende junge Frau, überredete Margaret schließlich, einen Koffer mit ihren Wertsachen und persönlichen Erinnerungsstücken zu packen. Diesen vergrub ich unauffällig im Garten und hoffte, er würde dort vor dem, was immer da kommen mochte, sicher sein.
    Ehe die drei mit Hamid aufbrechen konnten, trafen spätabends zwei weitere Besucher ein, die ebenfalls aus Penang geflüchtet waren. Sie wussten noch mehr über die Bombardierung und die Evakuierung zu berichten.
    »Es war ein einziges Chaos«, erzählte Ethel Bourke, eine alte Freundin. »Man sagte uns, wir müssten in aller Stille aufbrechen. An unser asiatisches Personal, das nun allein mit den Japsen fertig werden muss, verschwendeten wir keinen Gedanken. Ich schäme mich so dafür. Es hätte doch irgendeine Möglichkeit geben müssen, ihnen zu helfen. Jedenfalls gelangten wir auf einem alten Küstendampfer zur Hauptinsel und sollten uns anschließend in einen Zug Richtung Süden quetschen. Aber der war hoffnungslos überfüllt, und ich hatte Angst, dass er von Tieffliegern angegriffen werden könnte. Zufälligerweise wusste meine Freundin Mildred hier, wo man einen Firmenwagen auftreiben konnte, und so verließen wir den Zug und fuhren auf eigene Faust hierher.«
    Dieser neue Stand der Dinge veranlasste mich, meinen ursprünglichen Plan zu überdenken. Schließlich nahm ich Hamid beiseite und trug ihm auf, die beiden Frauen und meinen Sohn den ganzen Weg bis Singapur zu fahren. Dann legte ihm mein Vater die Hand auf die Schulter und sagte, da Hamid ihm so viele Jahre als treuer Chauffeur gedient habe, vertraue er ihm auch das Leben der Mems und des Tuan Kecil, des kleinen Herrn, an.
    Philip wollte nicht fort, er klammerte sich an mich, als ich ihn zum Wagen trug. Ich ermahnte ihn, tapfer zu sein und seiner Mutter und seiner Tante immer schön zu gehorchen. Bis der Krieg vorbei sei und wir alle wieder zu Hause in Utopia seien, müsse er ein großer Junge sein. Meine Frau umarmte mich.
    »Gib auf dich acht, Roland. Ich weiß nicht, wie ich zurechtkommen soll, wenn dir irgendetwas zustößt.«
    Mir schien es am sichersten, wenn Hamid nur nachts fuhr, und bei Gefahr sollte er den Wagen in die Kautschukwälder lenken. Hamid meinte, er habe Freunde, die ihm helfen würden, und sobald die Frauen wohlbehalten in Singapur angekommen seien, würde er gleich nach Utopia zurückfahren. Ich verließ mich auf ihn, und es war mir ein Trost zu wissen, dass er hier bei meinem Vater sein würde.
    Am nächsten Morgen erleichterte mich der Gedanke, dass die Frauen zu einem sicheren Zufluchtsort unterwegs waren. Als ich von Bill Dickson, einem der Freiwilligen, abgeholt wurde, verabschiedete ich mich von Vater, und wir fuhren zusammen zu unserer Einheit. Bill, ein paar Jahre jünger als ich, war ein rechtschaffener junger Mann und Beamtenanwärter bei der Kolonialverwaltung. Ich fand ihn ausgesprochen sympathisch.
    Die Fahrt war ziemlich abenteuerlich. Wir wechselten uns am Steuer ab. Wahrscheinlich war ein rasanter und unvorsichtiger Fahrstil nicht unbedingt angeraten. Zwar war uns die Straße durchaus vertraut, doch meist hatten uns unsere Chauffeure gefahren, die jeden Zentimeter dieses Wegenetzes kannten. Deshalb holperten wir durch so manches Schlagloch. Plötzlich sahen wir, wie vor uns der Staub aufwirbelte. Ein japanisches Kampfflugzeug kam uns im Tiefflug entgegen, nur wenige Meter über der Straße. Sofort riss Bill das Steuer herum und schlitterte in eine Pflanzung hinein. Wir sprangen mit einer Hechtrolle aus dem Wagen und suchten Zuflucht im Unterholz. Während wir zwischen den Kautschukbäumen herumkrochen, hörten wir die

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