Das Licht der Hajeps (German Edition)
ist nur so ein Tick von ihr!“ wehrte ihn Paul ab, dann wandte er sich in beruhigender Tonlage an Margrit: „Sicher hat deine Mutter sich irgendwo anders versteckt als in der Nähe der Kirche. Deine Mutter ist eine patente Frau. Sie wird sich schon gerettet haben und ist ganz gewiss auch auf den Weg nach Magdeburg, so wie wir es damals mit ihr besprochen hatten, sollten wir uns einmal aus den Augen verlieren.”
„Meinst du, sie wartet am Bahnhof?“ Margrits Stimme klang halb erstickt. „Aber auf welche Weise soll sie dort hingekommen sein?“
Paul zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht hat sie irgendjemand mitgenommen? Schließlich existieren noch ein paar Verkehrsmittelchen! Du weißt, manch einer hat schon die verrücktesten Dinge zu einer Art Solarauto umfunktioniert!”
„Ja, das stimmt!” Margrit musste bei diesem Gedanken nun doch ein wenig schmunzeln. „Aber es ist trotzdem gefährlich für diese Leute, denn die Hajeps erlauben uns keine anderen Fortbewegungsmittel als die, welche sie für uns bestimmt haben.”
„Ach, Margrit! Was ist denn heutzutage nicht gefährlich!”
„Genau!” mischte sich wieder der Hüne ein und zwinkerte dabei Margrit zu.
Diese stellte plötzlich fest, dass er nicht nur schöne, sondern auch grüne Augen hatte und errötete ein wenig.
Paul zog daraufhin die dichten Brauen zu einer tiefen Falte zusammen. Was mischte sich dieser Aufschneider eigentlich immerzu ein? Er warf einen verärgerten Blick auf den jugendlichen Schwätzer. Doch der nahm plötzlich von niemandem Notiz, sondern starrte nur verzückt auf die Landschaft, die draußen vorbeischaukelte.
Auch die Leute im Abteil stutzten. Verwunderte Ausrufe wurden augenblicklich laut. Selbst Julchen und Tobias quiekten begeistert im Duett und Margrit schob sich bei all der Aufregung immer wieder ihre Hornbrille auf der schmalen Nase zurecht, um besser nach draußen spähen zu können.
Kapitel 3
Riesige Flächen waren dort hügelauf und -abwärts üppig bepflanzt mit palmenartigen Gewächsen, in deren Wipfeln feuerrote Blüten schaukelten. Sie wechselten sich ab mit meterhohen, gelben Farnen oder weichen, kakteenartigen Nadelbäumen in blauen oder lila Farbschattierungen. Büsche, deren lange, dünne Zweige statt mit grünen Blättern dicht bei dicht mit winzigen, schneeweißen Blütenbällchen bewachsen waren, wirkten dazwischen wie schmale Hälmchen, überschüttet mit Schnee. Es gab aber auch löffelartige, transparente Gebilde, die in grünlichen oder zartrosa Tönen schimmerten und es gab Bäume, die zwar gewaltige Stämme hatten, welche geschuppt oder gestachelt zu sein schienen, die aber geradezu kümmerliche Baumkronen aus langen, struppigen Halmen besaßen. Diese ganze Vegetation ließ dennoch genügend Platz für diverse heimische Eichen, Fichten und südeuropäische Pinien, die dort ebenfalls prächtig gediehen. Ab und zu flogen Graureiher auf, aber auch grellbunte Vögel mit nackter Haut, gewaltigen Schwingen und überlangen Schleierschwänzen.
„Was die Hajeps so alles machen”, knurrte Paul endlich, „mit unserer guten Mutter Erde! Schön!“ Er fuchtelte hilflos mit seinen großen Pranken in der Luft herum. „Ich gebe zu, das sieht gut aus ... sehr gut sogar!”
„Tja, Hajeps haben wunderbare Pflanzen und Tiere!” erklärte der Hüne. „Es ist eine regelrechte Traumlandschaft entstanden!”
„Hm, das kann man schon sagen”, murrte Paul. „Aber was soll das? Wollen die etwa unsere Erde in ihren Heimatplaneten verwandeln?“
„Genau! Hier ist nicht Hajeptoan, hier ist unsere Erde!“ bestätigte der junge Bursche, der noch immer neben dem Hünen stand und seine Augen blitzten dabei zornig.
„… und sie bleibt unsere Erde!“ brüllten seine Kameraden.
Bestätigende Rufe waren nun im kleinen Abteil zu hören. „Nieder mit den Hajeps! Nieder mit Hajeptoan!“
Tobias fragte schließlich in all dem Gebrüll: „Die wollen unsere Erde anders machen, obwohl wir Menschen noch gar nicht ausgerottet sind, stümms, Mamms?”
„Ach, Unsinn, Tobias!“ Margrits Hand zitterte ein wenig, als sie dem Kleinen durchs Haar fuhr. „He, ich finde, dass solch ein dichter, tropisch anmutender Wald besser aussieht als manch ein anderer Wald!” sagte sie mit fester Stimme.
Es war bei diesen Worten ein wenig stiller geworden, denn dass es um dieses Stückchen Erde besser stand als je zuvor, war einfach nicht abzustreiten und der junge Bursche lachte mitten in diese Stille
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