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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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und sich zum Spenden sammeln in die Menge begaben. Die Leute ließen sich nicht lumpen und öffneten großzügig ihre Geldkatzen, ganz erpicht darauf, Keerin singen zu hören. Endlich hob er an:
    Die Nacht war stockfinster
Der Boden war hart
Hilfe unendlich weit weg
     
    Ein kalter Wind blies
Und machte uns Angst
Nur die Siegel boten uns Schutz
     
    »Helft mir!«, erscholl
Ein kläglicher Schrei
Der Ruf eines Kindes in Not
     
    »Komm zu uns!«, rief ich
»Unser Zirkel ist groß,
Der einzige Hort weit und breit!«

     
    Der Junge weinte
»Ich bin verletzt!«
Ruft er in die Dunkelheit
     
    Ich stürmte los
Um zu retten das Kind
Doch der Kurier hielt mich zurück
     
    »Du würdest nur sterben!«
Warnte er mich
»Der Tod, er wär’ dir gewiss!«
     
    »Du kannst ihm nicht helfen!
Das Kind ist verlor’n!
Dämonen schlachten dich ab!«
     
    Ich schlug den Mann nieder
Und nahm seinen Speer
Sprang über den Zirkel hinweg
     
    Dann griff ich an
Halb furchtsam, halb wild
Die Angst verlieh mir die Kraft
     
    »Sei tapfer!«, rief ich
Lief hin zu dem Kind
»Verliere so bald nicht den Mut!«
     
    »Wenn du es nicht schaffst
Zu erreichen den Kreis
Bring ich den Schutz hin zu dir!«

     
    Rasch war ich beim Knaben
Doch nicht schnell genug
Dämonen umringten ihn schon
     
    Trotz der Horcling-Armee
Trotz der großen Gefahr
Ritzte Zeichen ich schnell in den Grund
     
    Ein lautes Gebrüll
Dröhnte durch die Nacht
Ein Dämon, zwanzig Fuß groß
     
    Er stand vor mir
Und gegen das Biest
Schien mein Speer so winzig und klein
     
    Lange Hörner wie Schwerter!
Krallen wie Dolche!
Ein Panzer, schwarz und hart!
     
    Ein wahrer Koloss
Setzt zum Angriff an
Ich wusst mir kaum noch Rat!
     
    Der Knabe, er heult
Umklammert mein Bein
Als ich zeichne das letzte Symbol!
     
    Die Magie flackert auf
Dem Schöpfer sei Dank!
Die einzige Kraft, die uns rett’!

     
    Manch einer sagt
Nur die Sonne allein
Ist des Felsendämons Feind
     
    Doch in jener Nacht
Habe ich gelernt
Dass es auch anders sein mag
     
    Man kann sie besiegen
Das hat auch erfahr’n
Der Dämon mit einem Arm!
    Er endete, indem er seine Stimme bravourös in die Höhe schraubte, und während die Zuschauer vor Begeisterung tobten, saß Arlen wie betäubt da. Keerin verbeugte sich ein ums andere Mal, und seine Gehilfen sammelten massenhaft Münzen ein.
    »War das nicht großartig?«, schwärmte Jaik.
    »Aber so ist das doch gar nicht gewesen!«, protestierte Arlen. »Was er behauptet, stimmt nicht!«
    »Mein Dad sagt, die Wächter auf der Mauer hätten ihm erzählt, dass ein einarmiger Felsendämon jede Nacht die Siegel attackiert«, berichtete Jaik. »Er sucht Keerin.«
    »Keerin war nicht mal dabei!«, widersprach Arlen. »Ich selbst habe dem Dämon den Arm abgetrennt!«
    Jaik schnaubte verächtlich durch die Nase. »Bei der Nacht, Arlen! Du erwartest doch wohl nicht im Ernst, dass dir das jemand glaubt!«
    Arlen zog eine finstere Miene, erhob sich von seinem Platz und schrie: »Das ist gelogen! Du bist ein Betrüger!« Alle reckten die Hälse, um zu sehen, wer diese Vorwürfe brüllte. Kurz entschlossen sprang Arlen von dem steinernen Sitz herunter
und marschierte auf Keerin zu. Der Jongleur schaute ihn an, und als er ihn erkannte, riss er vor Schreck die Augen auf. »Arlen?«, fragte er und wurde ganz blass.
    Jaik, der Arlen hinterhergerannt war, kam schlitternd zum Stehen. »Du kennst ihn ja wirklich«, flüsterte er.
    Nervös ließ Keerin den Blick über die Menge schweifen. »Arlen, mein Junge«, rief er und breitete die Arme aus. »Komm mit, wir unterhalten uns, wenn wir allein sind.«
    Arlen beachtete ihn nicht. »Du hast dem Dämon nicht den Arm abgetrennt!«, brüllte er so laut, dass jeder ihn hören konnte. »Da warst du nicht mal dabei!«
    Unter dem Publikum machte sich ärgerliches Gemurmel breit. Angstvoll sah Keerin in die Runde, bis jemand schrie: »Schafft diesen Jungen fort! Er soll sofort den Platz verlassen!« Die anderen johlten ihre Zustimmung.
    Keerin grinste von einem Ohr zum anderen. »Hier steht ein Wort gegen das andere«, höhnte er. »Die Leute werden mir glauben und dich für einen Lügner halten!«
    »Ich war dabei, als es passierte!«, wehrte sich Arlen. »Zum Beweis kann ich meine Narben zeigen!« Er wollte sein Hemd hochziehen und den Rücken entblößen, doch Keerin schnippte mit den Fingern, und plötzlich waren Arlen und Jaik von seinen Helfern und Lehrlingen umringt.
    Dermaßen eingekreist, mussten sie

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