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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Auf keinen Fall sollte nun auch noch der Kontakt zu Kura abreißen!
    William trank seinen Whisky in etwas kleineren Schlucken. Er wäre seiner Frau lieber heute als morgen nachgereist – dieser Schleimer Barrister ließ sie doch nicht aus reiner Freundlichkeit singen! Bestimmt erhoffte er sich etwas davon, dass er Kura gleich auf die Bühne ließ. Und er »unterrichtete sie selbst«. In welcher Kunst wohl? William empfand nicht nur seinen Stolz als tief verletzt, er verging auch vor Eifersucht.
    Andererseits konnte er den Argumenten der anderen kaum etwas entgegensetzen. Es war peinlich, hier als verlassener Mann dazustehen. Doch wenn er Kura wirklich zwang zurückzukehren, würde sie als Erstes herausschreien, warum sie gegangen war ... womit William bei den McKenzies wohl gänzlich verspielt hätte.
    »Und was mache ich solange?«, erkundigte er sich trunken und beinahe weinerlich. »Ich meine, ich ...«
    »Sie machen weiter wie bisher, wobei es zu begrüßen wäre, wenn Sie sich etwas intensiver um Ihr Kind kümmerten!«, beschied ihn Gwyneira. »Ansonsten bemühen Sie sich, sich richtig einzuarbeiten, und machen sich nützlich. Gehen wir einfach davon aus, dass Kura eine Reise macht. Sie lernt ein bisschen von der Welt kennen, lebt ihre Begabung aus, und nach ein paar Monaten kommt sie zurück. Sehen Sie es so, William! Alles andere wäre Unsinn!«
     
    Für Gwyneira war das leicht gesagt, aber wenn das Leben auf Kiward Station für William schon vor Kuras Weggang seine Tücken gehabt hatte, so wurde es jetzt gänzlich unerträglich. Die Viehhüter, die bisher nur hinter vorgehaltener Hand über seine mangelnden Qualitäten als »Schafbaron« gespottet hatten, grinsten ihm nun ganz offen ins Gesicht. Anscheinend, so tuschelten sie, hätte der »Prinzgemahl« auch außerhalb der Ställe keine besonderen Qualitäten, jedenfalls nicht genug, um ein Prachtweib wie Kura Warden länger zu fesseln.
    »Ausgepfiffen!«, lästerte Poker Livingston, der sich jetzt wieder häufiger auf der Farm sehen ließ. Der gelassenere Andy McAran hörte sich Williams Befehle und Ideen zwar mit unbeteiligtem Ausdruck an, machte dann aber nur, was er für richtig hielt.
    Am schlimmsten aber waren die Maoris. Der Stamm war von seiner Wanderung zurückgekehrt, und die Männer nahmen ihre Arbeit auf Kiward Station wieder auf. William jedoch ignorierten sie. Bislang hatten sie ihn zwar widerwillig, aber doch selbstverständlich als Mitglied des örtlichen 
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-Stammes akzeptiert; durch Kuras Weggang jedoch verlor das seine Berechtigung. Egal, ob William eher Bitten äußerte oder herumschrie – die meisten Maoris sahen einfach durch ihn hindurch.
    William machte das rasend, zumal er auch bei Gwyneira auf immer weniger Verständnis stieß. Inzwischen war selbst ihr aufgefallen, dass er seinen Ärger immer häufiger im Whisky ertränkte, und sie begann, ihm deshalb Vorwürfe zu machen.
    »Wie wollen Sie den Männern ein Vorbild sein, wenn Sie morgens zu spät und verkatert bei der Arbeit erscheinen? Das gefällt auch mir nicht, William, vor allem weiß ich kaum, wie ich mich verhalten soll. Wenn ich Sie verteidige, mache ich mich lächerlich und verliere an Autorität. Aber wenn ich den Männern Recht gebe, nehmen Sie es mir übel und versinken erst recht im Whisky! Das muss aufhören, William! Ich hatte schon mal einen Trinker auf dem Hof, und das wird sich nicht wiederholen, solange ich hier Einfluss habe!«
    »Und was wollen Sie tun, Miss Gwyn?«, fragte William spöttisch. »Mich rauswerfen? Das können Sie natürlich, aber dann verlieren Sie Gloria. Denn die nähme ich selbstverständlich mit!«
    Gwyneira zwang sich zur Ruhe. »Dann üben Sie jetzt schon mal, Brei zu kochen«, gab sie gelassen zurück, »und denken darüber nach, wer Ihnen mit einem Baby im Schlepptau einen Job gibt. Wie wollen Sie überhaupt mit Gloria reisen? Wollen Sie die Kleine in eine Satteltasche stecken?«
    Für diesen Abend ließ William sich damit mundtot machen, aber später gestand Gwyn ihrem Mann, dass ihr seine Drohung eine Heidenangst eingejagt hatte.
    »Es stimmt ja, wir haben keinerlei Rechte an dem Kind! Wenn er sie mitnähme ... wir müssten sie unterstützen, ihm vielleicht monatlich Geld geben, damit er eine Kinderfrau bezahlen kann und eine Wohnung ...«
    James schüttelte den Kopf. »Gwyn, Liebste, nun werde nicht panisch«, beruhigte er sie und strich ihr tröstend übers Haar. »Du übertreibst maßlos. Gott sei Dank, dass Willieboy das

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