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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wirkte.
    »Doktor ...«, sagte sie verzweifelt. »Lebt er?«
    Leroy nickte. »Ja. Aber ob das in diesem Fall eine gute Nachricht ist ...?« Leroy biss sich auf die Lippen, als er in Elaines entsetztes Gesicht blickte. »Ich muss ihn auf jeden Fall noch weiter untersuchen.« Der Arzt versuchte, Elaine nicht anzusehen. Stattdessen wandte er sich an die Männer mit der Trage. »Bringt ihn rein und legt ihn auf ein Bett ... aber vorsichtig, der Mann hat alle Knochen im Leib gebrochen.«
     
    »Nun lassen Sie sich nicht verrückt machen, kleine Lady!« Berta Leroy, die couragierte Ehefrau des Arztes, sah das Mädchen schwanken, als die Männer die Trage mit Tim aufhoben. »Mein Angetrauter neigt manchmal zum Übertreiben. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Nach der kurzen Untersuchung kann er sich kaum festlegen. Jetzt lassen Sie uns erst mal genauer nachsehen ...«
    »Aber das heilt doch wieder?« Elaine stützte sich dankbar auf den Arm der älteren Frau. Ihre Stimme klang verängstigt. »Ich meine, Knochenbrüche ...«
    »Das wird schon werden, Mädchen«, beschwichtigte Berta. »Die Hauptsache ist, dass er lebt. Mrs. Carey, können Sie sich hier mal kümmern? Haben Sie vielleicht noch einen Tee für die kleine Lady? Auch gern mit einem Schuss Branntwein!«
    Mrs. Leroy löste Elaines klammernde Hände sanft von ihrem Ärmel und machte Anstalten, ihrem Mann und dem Verletzten ins Kontor zu folgen. Elaine straffte sich und drängte ihr nach. Sie wollte sich auf keinen Fall abhängen lassen. Aus irgendeinem verrückten Grund hatte sie das Gefühl, als könne Tim nichts passieren, wenn sie nur bei ihm war.
    »Nein, Sie nicht.« Berta schüttelte entschlossen den Kopf. »Da drin können wir Sie vorerst nicht gebrauchen. Wir müssen jetzt auch seine Eltern verständigen, und Sie ... verstehen Sie mich richtig, aber Sie sind nicht seine offizielle Verlobte. Und wir wollen doch keine Probleme mit den alten Lamberts!«
    Elaines Verstand sah das ein, aber sie hatte trotzdem das unbändige Bedürfnis, auf die Tür einzuhämmern, die sich vor ihr schloss.
    Dann erkannte sie Matt Gawain und einige andere Mitglieder des Bergungstrupps. Sicher wussten die Männer mehr über die Umstände der Rettung. Vor allem führten sie soeben den zweiten Überlebenden herein: Roly O’Brien betrat das behelfsmäßige Hospital auf eigenen Beinen. Er wirkte zwar etwas zitterig an der Seite seiner sich ständig bekreuzigenden und vor Freude schluchzenden Mutter, war aber völlig unverletzt. Er wirkte noch ein wenig desorientiert, doch auf die Dauer würde er sich zweifellos in der allgemeinen Aufmerksamkeit sonnen. Schon jetzt stürmten von allen Seiten Fragen auf ihn ein.
    Matthew versuchte vorerst, Roly abzuschirmen. »Der Junge braucht dringend was in den Magen«, sagte der Steiger. »Kümmern Sie sich darum, Miss Lainie? Übrigens, wir haben die beiden tatsächlich im Bereich dieses Wetterschachts gefunden. Dem Gas konnten sie entkommen, aber leider hat der Steinschlag nach der Explosion Tim erwischt. Der Junge dagegen saß sicher im Stollen. Er hatte sogar ziemlich viel Platz. Wegen der Einsamkeit hätte er vielleicht den Verstand verloren, aber er hätte tagelang überlebt.«
    »Es war so dunkel ...«, flüsterte Roly. »Es war so entsetzlich dunkel, ich ... ich hab mich nicht getraut, mich zu rühren. Und zuerst hab ich auch gedacht, Mr. Lambert wäre tot und ich wäre ganz allein. Aber dann war er doch wach ...«
    »Er war wach?«, fragte Elaine aufgeregt. »War er das mit den Klopfzeichen?«
    Roly schüttelte den Kopf. »Nein, das war ich, er konnte sich ja nicht rühren. War bis hier verschüttet.« Der Junge zeigte bis zur Mitte seines Brustkorbs. »Ich hab versucht, ihn rauszuziehen, aber das ging nicht ... und er sagte, ich soll’s nicht versuchen, es täte nur weh ... ihm tat überhaupt alles weh. Aber er hatte gar keine Angst ... er meinte, die Leute würden uns schon ausgraben. Ich sollte nur den Wetterschacht finden ... immer dem Luftzug nach. Und mit einem Stein gegen das Mauerwerk schlagen. Direkt darunter. Das hab ich gemacht ...«
    »Und er war die ganze Zeit bei Bewusstsein?« Elaine klammerte sich an diese Annahme. Tim konnte keine schweren inneren Verletzungen haben, wenn er einen Tag und eine halbe Nacht lang mit diesem Jungen gesprochen hatte.
    Mrs. Carey hatte inzwischen einen Tee und einen Teller mit Sandwiches vor den Jungen auf den Tisch gestellt. Roly trank durstig und versuchte, sich gleichzeitig die Brote in

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