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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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außer vielleicht seine Gwyneira, und für Elaine war dies das schönste Kompliment. Schließlich war die letzte Braut, die ihr Großvater gesehen hatte, Kura Warden. Auch in Bezug auf die Größe der Hochzeit und die Zahl der Gäste stand Elaines Fest Kuras kaum nach. George Greenwood hatte es sich nicht nehmen lassen, mit der ganzen Familie zu kommen – sicher auch auf Jennys dringende Bitten, die ihre Bekanntschaft mit Stephen gern festigen wollte. Die beiden ließen einander denn auch seit Ankunft der Greenwoods nicht aus den Augen.
    »Wenn das mal nicht die nächste Braut wird«, neckte James McKenzie ihren stolzen Vater.
    »Ich hätte nichts dagegen«, meinte George. »Aber ich denke, der junge Mann will erst seine Studien beenden. Und Jenny ist auch noch sehr jung – obwohl das die Kinder in dieser Generation ja nicht zu stören scheint.«
    Thomas und John Sideblossom verhielten sich während der gesamten Festlichkeiten untadelig. Sogar gegenüber James McKenzie rang Sideblossom sich einen beinahe höflichen Gruß ab. Fleurette hatte da Schlimmeres befürchtet; immerhin war es John gewesen, der den Viehdieb McKenzie damals gestellt und vor Gericht geschleift hatte. Letzteres im wahrsten Sinne des Wortes; auch James hatte seine Gründe, den Vater des Bräutigams gründlich zu hassen. Ihm traute Fleurette allerdings sehr viel eher zu, sich zu beherrschen. Er hielt sich auch weitestmöglich von Sideblossom fern, besonders als der Abend voranschritt und der Whisky in Strömen floss. Fleurette hatte ein wachsames Augen auf Johns Alkoholkonsum – obwohl sie wusste, dass er Ummengen vertilgen konnte, ohne dass man ihm etwas anmerkte. Er tat das auch diesmal, aber wenn sein Verhalten sich dadurch irgendwie änderte, so höchstens dahingehend, dass sein Griff um den Arm seiner jungen Frau sich verstärkte – vor allem, wenn Zoé gewagt hatte, mit irgendeinem anderen Mann zu reden oder gar zu tanzen.
    Ein ähnliches Verhalten vermerkte Inger – die wegen ihres dicken Bauches lachend auf die Rolle als Elaines »Brautjungfer« verzichtet hatte – auch bei Thomas Sideblossom. Er ließ Elaine nicht aus den Augen, und je weiter der Abend voranschritt, desto besitzergreifender zeigte er sich. Elaine dagegen fand an diesem Tag beinahe zu ihrem früheren Selbst zurück. Sie war unendlich glücklich über das gelungene Fest, die freundlichen und bewundernden Blicke der Gäste und die vielen Komplimente. Aber natürlich war sie auch nervös, schließlich stand die Hochzeitsnacht bevor – Thomas hatte das größte Zimmer in Helens Pension gebucht.
    Bei der alten Elaine hatte sich Nervosität immer in unstillbarem Plappern geäußert: Sie redete und lachte ihre Furcht einfach nieder.
    Das versuchte sie auch jetzt wieder. Ihre Hemmungen nach Williams Verrat schwanden zusehends. Elaine scherzte mit Jenny Greenwood und ihrem Bruder, ließ sich von Georgie necken und von Søren zum Tanz führen.
    Das jedoch stoppte Thomas. Er trat auf der Tanzfläche zwischen das vergnügt herumalbernde Paar und lächelte kühl.
    »Darf ich Ihnen meine Frau entführen?«, fragte er höflich, doch Søren sah den Ernst in seinen Augen.
    Der junge Schwede bemühte sich, den scherzhaften Ton beizubehalten.
    »Sie sagen es schon, es ist die Ihre!«, meinte er freundlich, ließ Elaine los und verbeugte sich förmlich vor ihr. »Es war mir ein Vergnügen, Mrs. Sideblossom!«
    Elaine hörte zum ersten Mal ihren neuen Namen und war darüber so erfreut und aufgeregt, dass sie Thomas’ Missstimmung gar nicht wahrnahm.
    »Oh, Thomas, ist es nicht ein wunderschönes Fest?«, plapperte sie atemlos. »Ich könnte ewig weitertanzen ...«
    »Du tanzt schon viel zu lange«, bemerkte Thomas und führte sie gekonnt durch einen Walzer, wobei er ihren Versuch ignorierte, sich zärtlich an ihn zu schmiegen. »Und mit zu vielen. Du benimmst dich nicht damenhaft. Das sieht dir gar nicht ähnlich. Es wird Zeit, dass wir uns zurückziehen.«
    »Schon?«, fragte Elaine enttäuscht. Sie hatte auf ein Feuerwerk gehofft. Georgie hatte da Andeutungen gemacht, und auch ihre Eltern wussten, dass sie immer von einem Feuerwerk bei ihrer Hochzeit geträumt hatte.
    »Es ist Zeit«, wiederholte Thomas. »Wir werden das Boot nehmen. Ich habe es mit deinem Vater abgesprochen.«
    Elaine wusste das, und sie hatte auch mitbekommen, dass Jenny und Stephen den ganzen Morgen damit zugebracht hatten, den Nachen mit Blumen zu schmücken. Die nächtliche Bootsfahrt der Brautleute sollte

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