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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sich die rötlichen Locken aus der Stirn. »Wie läuft’s bei dir?«
    »Wahrscheinlich ein gutes Stück einfacher als bei dir und Bob.«
    »Was ist dieser Intellektuelle vom Innenministerium denn nun für ein Typ?«
    Carol dachte einen Moment nach. »Er ist vorsichtig, hat eine schnelle Auffassungsgabe, ist auf Draht, aber kein Alleswisser, und er scheint uns nicht sagen zu wollen, wie wir unseren Job zu machen haben. Es ist wirklich interessant, wie er bei seiner Arbeit vorgeht. Er sieht die Dinge aus einer anderen Perspektive.«
    »Wie meinst du das?« fragte Kevin, und er schien ernsthaft interessiert zu sein.
    »Wenn wir ein Verbrechen vor uns haben, schauen wir uns nach physischen Anhaltspunkten um, nach Spuren, nach Hinweisen, die uns aufzeigen, mit wem wir sprechen wollen oder was wir näher in Augenschein nehmen sollten. Wenn
er
ein Verbrechen beurteilt, ist er daran gar nicht interessiert. Er will wissen,
warum
die physischen Anhaltspunkte sich ergeben, und auf dieser Grundlage versucht er herauszufinden, wer es getan hat. Es ist ungefähr so, daß wir Informationen dazu benutzen, um uns vorwärts zu bewegen, und er, um nach rückwärts zu schauen. Macht das in deinen Augen Sinn?«
    Kevin runzelte die Stirn. »Ich denke schon. Meinst du denn, er kann uns helfen?«
    Carol hob die Schultern. »Wir stehen noch am Anfang. Aber ja, nach meinem ersten Eindruck würde ich sagen, er hat uns was zu bieten.«
    Kevin grinste. »Er hat
uns
was bei der Ermittlung zu bieten oder
dir persönlich?«
    »Nun hör aber mit diesem verfluchten Mist auf, Kevin«, fauchte Carol. Sie hatte es satt, in ihrem Job dauernd von solchen Anspielungen verfolgt zu werden. »Im Gegensatz zu manch anderem scheiß’ ich mir nicht auf die eigene Türschwelle.«
    Kevin zeigte Reue. »Das war doch nur ein Spaß, Carol, ehrlich.«
    »Späße sollten als solche zu erkennen und auch wirklich spaßig sein.«
    »Okay, okay, tut mir leid. Jetzt mal unabhängig von allem anderen, was für ein Typ ist er? Nett oder wie?«
    Carol sprach jetzt langsam, ihre Worte sorgfältig abwägend.
    »Wenn ich bedenke, daß er sein Arbeitsleben damit zubringt, in die Gehirne von Psychopathen einzudringen, wirkt er recht normal. Doch er ist … ziemlich verschlossen, auf Distanz bedacht, öffnet sich nur ungern. Aber er behandelt mich wie eine Gleichgestellte, nicht wie einen Klotz am Bein. Er ist auf unserer Seite, Kevin, das ist die Hauptsache. Ich halte ihn für einen Workaholic, einen, für den die Arbeit absolut im Vordergrund steht. Und da wir gerade von der Arbeit sprechen – Popeye hat mir gesagt, du hast im Fall Connolly was Neues rausgefunden?«
    Kevin seufzte. »Wenn es überhaupt was bedeutet. Eine der Nachbarinnen von Connolly kam um zehn vor sechs von der Arbeit nach Hause. Sie weiß die Zeit so genau, weil der Wetterbericht für den Schiffsverkehr im Radio gerade begonnen hatte. Connolly stand in der Einfahrt zu seinem Haus und machte in dem Moment die Motorhaube seines Wagens zu. Er trug einen Overall. Die Nachbarin sagt, er müsse an seinem Wagen gearbeitet haben, wie er das fast immer tat. Innerhalb der Zeit, die die Nachbarin zum Aussteigen aus dem Auto und zum Erreichen ihres Hauses brauchte, fuhr Damien seinen Wagen rückwärts in die Garage. Als die Nachbarin eine Stunde später wieder aus dem Haus kam, um zum Squashspielen zu fahren, sah sie, daß Connollys Wagen am Straßenrand geparkt war. Das überraschte sie, weil er sein geliebtes Gefährt niemals draußen stehen ließ, besonders nicht bei Nacht. Sie bemerkte auch, daß in Connollys Garage das Licht brannte. Nun ja, das ist auch schon alles.«
    »Ist es eine ins Haus integrierte Garage?« fragte Carol.
    »Nein, aber sie ist ans Haus angebaut, und es gibt eine Tür von der Küche in die Garage.«
    »Es schaut also so aus, als ob der Killer ihn im Inneren des Hauses überwältigt hätte?«
    Kevin zuckte mit den Schultern. »Möglich, aber es gibt keine Hinweise auf einen Kampf. Ich habe mit einem Mann von der Spurensicherung gesprochen, der dabei war, als man das Haus auf den Kopf gestellt hat, und er meinte, wir sollten uns keine Hoffnungen auf irgendwelche Hinweise machen.«
    »Sieht aus wie bei den ersten beiden Morden.«
    »Das sagt Bob auch.« Kevin schob seinen Stuhl zurück. »Ich muß mich ranhalten. Wir legen uns heute nacht im Schwulenviertel auf die Lauer.«
    »Vielleicht treffen wir uns«, erwiderte Carol. »Dr.Hill möchte sich die Fundorte etwa um die Zeit anschauen, zu der

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