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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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mehr von diesem Ketzer gehört. Das hat er nun davon, der feine Herr aus Wittenberg « , erwiderte er grimmig. » Hat er wirklich geglaubt, es mit Rom aufnehmen zu können? Der Heilige Vater lässt sich nicht ungestraft öffentlich kritisieren, auch nicht von einem Professor der Theologie. «
    Ein anderer, noch junger Kerl mit kurzen blonden Haaren, schnaubte. » Es heißt, der Mann habe nicht nur die päpstliche Bulle verbrannt, sondern den Heiligen Vater sogar als Antichristus bezeichnet, als den ›Sohn des Verderbens‹, von dem der heilige Paulus spricht. «
    Bulle. Sohn des Verderbens. Antichristus. Sebastian verstand nichts von alledem, worüber die Bruderschaftler redeten. Als hätte Pankratius ihm seine Verwirrung von der Stirn abgelesen, richtete er den Blick auf Sebastian.
    » Die Heilige Schrift besagt, dass vor dem Ende der Welt der Antichrist kommen wird « , erklärte er. » Christus nannte ihn auch den ›Sohn des Verderbens‹, der offenbart werden muss, bevor der Herr wiederkommt. « Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, während er mit feinem Spott fortfuhr: » Vielleicht war es ja dieser Professor aus Wittenberg. «
    » Und dieser Melanchthon sein Prophet « , rief einer der Männer dazwischen, » das Tier, wie ihn der Apostel Johannes in Offenbarung sechzehn nennt. «
    » Gut möglich « , fuhr Pankratius fort, » ›das Griechlein‹, wie Luther ihn wohl nennt, tut sich ja ganz besonders dabei hervor, diesen Kerl und seine ketzerischen Lehren im ganzen Reich bekannt zu machen. Wie einen Fürsten haben sie ihn bejubelt, in Wittenberg, aber auch anderenorts. Bei allen Heiligen, die Pamphlete mit seinen ketzerischen Lehren verbreiten sich unter dem einfachen Volk wie Unkraut. «
    » Nicht nur im ungebildeten Volk « , wandte der Kahlhäuptige ein, » Luther hat auch Künstler wie Cranach und andere Studierte für sich eingenommen. Außerdem etliche Priester, die diesen Unsinn bereits von den Kanzeln verkünden. Selbst in Nürnberg soll es einige unter der Geistlichkeit und den Patriziern geben, die seine Schriften schätzen. Osiander, dieser Judenfreund, gehört auch zu ihnen. Sogar kluge Köpfe wie Pirckheimer, Albrecht Dürer und Hans Sachs haben überaus großes Interesse an den Reden des Mannes bekundet. Man kann nur hoffen, dass das nun aufhört, jetzt, da Luther tot ist. «
    » Jedenfalls hörte ich Meister Dürer erst vor einigen Tagen im Bratwurstglöcklein den Tod dieses ach so gottgeistlichen Menschen beklagen « , meldete sich ein Dunkelhaariger mit einem gewaltigen Kropf zu Wort.
    Sebastian kannte ihn. Er hieß Johann Samer, war Apotheker und wohnte unweit der Burg.
    » Gottgeistlich, Johann? « Pankratius’ Züge verdüsterten sich.
    » Das waren seine Worte. ›Wer wird uns nun das heilige Evangelium so klar vortragen?‹, hat er gejammert, unser allseits geehrter Meistermaler. « Die feisten Wangen des Mannes bebten vor Empörung. » Der Ruhm, der ihm in Italien und den Niederlanden zuteilwird, hat ihm wohl den Verstand vernebelt. Unser neu ernanntes Ratsmitglied ist immer öfter krank, seit er und seine Frau aus Antwerpen zurückgekehrt sind. Bald jede Woche schickt die Dürerin nach Arzneien für ihren Mann. «
    » Wie auch immer « , gab Pankratius heftig zurück. » Wenn Nürnbergs klügste Köpfe schon nicht gegen die Lehren dieses Sachsen gefeit sind, wie soll sich dann das Volk dagegen wehren! Gut, wenn diesem unseligen Treiben endlich ein Ende bereitet worden ist. «
    Der Mann rechts neben Sebastian hatte sich bisher kaum geäußert, doch nun schob er sich das volle Haar hinter die Ohren. » Vielleicht hat ja der Kaiser Luther aus dem Weg räumen lassen, nachdem der sich geweigert hat, seine ketzerischen Schriften zu widerrufen. «
    Pankratius knallte seinen Becher auf den Tisch und zog ein Gesicht, als habe er Essig statt Bier getrunken. Im Licht der Lampen sah Sebastian seine Augen funkeln.
    » Der Teufel soll sie alle holen, die sich gegen den Allmächtigen und die Heilige Kirche auflehnen! «
    Während des nun folgenden Tischgesprächs lernte Sebastian die Namen einige der Männer kennen, die zu Pankratius’ Anhängern gehörten. Sein Nachbar zur Rechten stellte sich als » Lukas Wendel, Gerber « vor. Der Blasse mit dem kahlen Haupt hieß Augustin Hofer und betrieb eine Brauerei nahe der Pegnitz, und der junge Kerl mit den kurzen blonden Haaren nannte sich Ferdinand.
    Es war spät geworden, und Sebastian schwirrte der Kopf, als Sepp und er sich endlich auf den

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