Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
nicht, ob ihn diese Vorstellung entzückte oder erschreckte. Vielleicht ein bisschen von beidem. »Ich hoffe, Eure Gildenbrüder werden sich nicht zu unvorsichtiger Hast verleiten lassen, Weisheit. Wir wollen schließlich nicht zehntausend Gefäße mit fehlerhaftem Seefeuer; ja, eins wäre schon zu viel … und vor allem wünschen wir keine Unglücke.«
»Es wird keine Unglücke geben, Mylord Hand. Die Substanz wird von erfahrenen Akolythen hergestellt, in kahlen Steinzellen, und jedes Gefäß wird sofort von einem Lehrling hier herunter ins Gewölbe gebracht. Die Räume über den Zellen sind bis obenhin mit Sand gefüllt. Ihre Böden sind mit einem Zauber belegt, hmmm, einem sehr mächtigen. Ein Feuer in einer Zelle bringt die Decke zum Einsturz, und der Sand erstickt die Flammen.«
»Nicht zu vergessen den achtlosen Akolythen.« Hinter
dem Wort Zauber vermutete Tyrion eher einen klugen Trick . Gern hätte er sich eine der Zellen mit diesen Decken angeschaut, hingegen blieb ihm dazu jetzt keine Zeit. Vielleicht, nachdem der Krieg gewonnen war.
»Meine Brüder sind niemals achtlos«, entgegnete Hallyn. »Wenn ich so, hmmm, offen sein darf …«
»Oh, bitte.«
»Die Substanz fließt durch meine Adern und lebt im Herzen eines jeden Pyromantikers. Wir respektieren ihre Kraft. Aber der gewöhnliche Soldat, hmmm, die Besatzung eines der Geschütze der Königin, sagen wir einmal, könnte in der Hitze des Gefechts … nun, jeder winzige Fehler vermag eine Katastrophe auszulösen. Darauf kann man nicht oft genug hinweisen. Mein Vater hat dies häufig König Aerys gegenüber betont, und sein Vater erklärte es dem alten König Jaehaerys. «
»Offensichtlich haben sie darauf gehört«, erwiderte Tyrion. »Denn wenn die Stadt in jener Zeit einmal abgebrannt wäre, hätte es mir gewiss jemand mitgeteilt. Euer Rat lautet also: Wir sollten vorsichtig sein?«
» Sehr vorsichtig«, sagte Hallyn. » Sehr , sehr vorsichtig.«
»Diese Tongefäße … stehen Euch davon ausreichend viele zur Verfügung?«
»Ja, Mylord, danke der Nachfrage.«
»Es würde Euch demnach nichts ausmachen, wenn ich ein paar mitnähme. Einige Tausende.«
»Einige Tausende ?«
»Oder wie viele auch immer Eure Gilde erübrigen kann, ohne dass die Herstellung ins Stocken gerät. Ich will lediglich leere Gefäße, versteht Ihr. Lasst sie an die Hauptmänner jedes Stadttores schicken.«
»Das werde ich tun, Mylord, doch weshalb …«
Tyrion lächelte zu ihm auf. »Wenn Ihr mir sagt, dass ich mich warm anziehen soll, dann ziehe ich mich warm an. Wenn Ihr mir zur Vorsicht ratet, nun …« Er zuckte die Achseln.
»Ich habe genug gesehen. Vielleicht seid Ihr so gut und geleitet mich zurück zu meiner Sänfte?«
»Das wäre mir ein großes, hmmm, Vergnügen, Mylord.« Hallyn nahm die Lampe und ging zur Treppe voraus. »Es war weise von Euch, uns einen Besuch abzustatten. Eine große Ehre, hmmm. Seit langem schon hat uns keine Hand des Königs mehr mit ihrer Gegenwart beehrt. Der letzte war Lord Rossart, und er gehörte selbst unserem Orden an. Das war in König Aerys’ Tagen. König Aerys interessierte sich sehr für unsere Arbeit.«
König Aerys hat Euch benutzt, um seine Feinde so lange zu rösten, bis ihnen das Fleisch von den Knochen fiel. Sein Bruder Jaime hatte ihm einige Geschichten über den Irren König und seine Lieblinge, die Pyromantiker, erzählt. »Joffrey wird gewiss ebenfalls Interesse daran zeigen, davon bin ich überzeugt.« Und aus diesem Grund werde ich mein Möglichstes tun, ihn von Euch fernzuhalten.
»Unsere größte Hoffnung ist es, dass der König selbst der Gildenhalle vielleicht einen Besuch abstatten könnte. Ich habe darüber bereits mit Eurer königlichen Schwester gesprochen. Ein großes Fest …«
Auf dem Weg nach oben wurde es zunehmend wärmer. »Seine Gnaden hat alle Feierlichkeiten untersagt, bis dieser Krieg gewonnen ist.« Auf mein Drängen hin. »Der König hält es für unpassend, Festgelage zu veranstalten, während das Volk auf den Straßen kein Brot hat.«
»Eine höchst, hmmm, liebenswerte Geste, Mylord. Vielleicht könnten stattdessen einige der unsrigen im Roten Bergfried empfangen werden. Eine kleine Demonstration unserer Künste mag Seine Gnaden für einen Abend von seinen Sorgen ablenken. Seefeuer ist lediglich eines der gefährlichsten Geheimnisse unseres Ordens. Es gibt viele wundersame Dinge, die wir Euch gern vorführen würden.«
»Ich werde es meiner Schwester vorschlagen.« Gegen ein paar
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