Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
unterhielt sie mit
Scherzen, derweil Lord Mathis sich freundlich nach der Gesundheit ihres Vaters, ihres Bruders und ihrer Kinder erkundigte.
Brienne von Tarth saß am anderen Ende des hohen Tisches. Sie hatte sich nicht wie eine Dame gekleidet, sondern das Festgewand eines Ritters gewählt, ein Samtwams in Rosa und Azurblau, dazu Hose und Stiefel und einen edlen Schwertgürtel. Ihr neuer Regenbogenmantel hing über ihren Schultern. Keine Kleidung konnte hingegen ihre Unansehnlichkeit verhüllen; die riesigen sommersprossigen Hände, das breite, flache Gesicht, die vorstehenden Zähne. Ohne Rüstung wirkte ihr Körper ungelenk, mit breiten Hüften, dicken Schenkeln und muskulösen Schultern, doch ohne nennenswerten Busen. Und aus jeder ihrer Handlungen wurde deutlich, dass sie darum wusste und darunter litt. Sie sprach nur, wenn man sie etwas fragte, und hob selten den Blick von ihrem Teller.
Zu speisen gab es reichlich. Dem sagenhaften Reichtum Rosengartens hatte der Krieg noch nichts anhaben können. Während Sänger ihre Lieder vortrugen und Akrobaten ihre Kunststücke zeigten, brachte man zuerst Birnen in Wein, worauf winzige, sehr schmackhafte, in Salz eingelegte Fischröllchen folgten, danach mit Zwiebeln und Pilzen gefüllte Kapaune. Große Laibe Brot wurden serviert, Berge von Steckrüben und süßem Mais und Erbsen, riesige Schinken und gebratene Gänse und Platten voller in Gerstenbier gedünstetem Wildbret. Als Süßspeisen trugen Lord Caswells Diener Küchlein aus der Burgküche auf, Schwäne aus Sahne und Einhörner aus Zuckerwerk, Zitronentörtchen in Form von Rosen, Honigplätzchen und Brombeertorten, Backäpfel und Butterkäse.
Von dem schweren Essen wurde Catelyn fast übel, doch würde sie niemals Schwäche zeigen, wenn so viel von ihrer Stärke abhing. Sie aß in Maßen und beobachtete diesen Mann, der König sein wollte. Renly saß zwischen seiner jungen
Königin und ihrem Bruder. Abgesehen von einem weißen Leinenverband um die Stirn schien Ser Loras am heutigen Tag keine großen Schäden davongetragen zu haben. Er sah tatsächlich so gut aus, wie Catelyn vermutet hatte. Seine Augen funkelten lebhaft und klug, sein Haar hing in braunen Locken herab, um die ihn viele junge Frauen beneidet hätten. Er hatte seinen zerrissenen Mantel nach dem Turnier durch einen neuen ersetzt, aus der gleichen glänzenden, gestreiften Seide von Renlys Regenbogengarde, und ihn mit der goldenen Rose von Rosengarten am Hals verschlossen.
Von Zeit zu Zeit steckte König Renly Margaery mit der Dolchspitze einen besonders erlesenen Bissen in den Mund, oder er beugte sich zu ihr hinüber und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, dabei unterhielt er sich jedoch fast ausschließlich mit Ser Loras. Der König genoss Speis und Trank, das war kein Geheimnis, dennoch erwies er sich weder als Vielfraß noch als Trunkenbold. Oft lachte er laut auf, und er sprach gleichermaßen liebenswürdig zu hochgeborenen Lords und gemeinen Dienstmädchen.
Einige Gäste hingegen mäßigten sich weniger. Sie tranken zu viel und prahlten zu laut, jedenfalls für Catelyns Geschmack. Lord Willums Söhne Josua und Elyas stritten heftig darüber, wer von ihnen zuerst auf den Mauern von Königsmund stehen würde. Lord Varner zog eine Magd auf seinen Schoß und küsste sie auf den Hals, während seine Hand erforschte, was unter ihrem Mieder verborgen lag. Guyard der Grüne, der sich selbst einen Sänger nannte, schlug die Harfe an und gab einen Vers darüber zum Besten, wie man einen Knoten in den Schwanz des Löwen machte; ein paar seiner Zeilen reimten sich sogar. Ser Mark Mullendor hatte einen schwarzweißen Affen mitgebracht und fütterte ihn von seinem Teller, Ser Tanton von den Rotapfel-Fossoweys stieg auf einen Tisch und schwor, er würde Sandor Clegane im Zweikampf besiegen. Das Gelöbnis hätte vermutlich feierlicher
gewirkt, wenn Ser Tanton dabei nicht mit einem Fuß in einer Soßenschüssel gestanden hätte.
Der Höhepunkt an Torheit war erreicht, als ein dicker Narr mit einem Löwenkopf aus Stoff einen Zwerg um die Tische jagte und ihn wieder und wieder mit einer aufgeblasenen Schweinsblase auf den Kopf schlug. Schließlich wollte der König wissen, weshalb er seinen Bruder prügele. »Aber Euer Gnaden, ich bin doch der Kind-und-Kegel-Mörder«, antwortete der Narr.
»Es heißt der Königs mörder, Narr aller Narren«, sagte Renly, und die Gäste brachen in lautes Gelächter aus.
Lord Esch neben ihr nahm an der ganzen Fröhlichkeit
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