Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
niemals auf diese Weise.«
»Das war ein hinterhältiger Trick«, beschwerte sich ein betrunkener Bogenschütze, der die Rose der Tyrells auf dem Wams trug, »man zieht nicht einfach jemanden vom Pferd.«
Das Gedränge begann sich langsam aufzulösen. »Ser Kolja«, sagte Catelyn zu ihrem Begleiter, »wer ist dieser Mann, und weshalb ist er so unbeliebt?«
Ser Kolja runzelte die Stirn. »Weil er kein Mann ist, Mylady. Das ist Brienne von Tarth, die Tochter von Lord Selwyn dem Abendstern.«
» Tochter?«, fragte Catelyn entsetzt.
»›Brienne die Schöne‹ wird sie genannt … obwohl ihr das niemand ins Gesicht sagt, denn sonst müsste er ihr dafür im Zweikampf Rede und Antwort stehen.«
König Renly erklärte Lady Brienne von Tarth zur Siegerin des Buhurt in Bitterbrück, da sie als Letzte von einhundertsechzehn Rittern noch im Sattel gesessen hatte. »Als Sieger dürft Ihr mir gegenüber einen Wunsch äußern. Falls es in meiner Macht steht, werde ich ihn erfüllen.«
»Euer Gnaden«, antwortete Brienne, »ich bitte um die Ehre, in Eure Regenbogengarde aufgenommen zu werden. Ich möchte einer Eurer Sieben sein und Euch bis in den Tod dienen, Euch folgen, an Eurer Seite reiten und Euch vor allen Gefahren und Bedrohungen schützen.«
»Euer Wunsch ist erfüllt«, sagte er. »Erhebt Euch und nehmt den Helm ab.«
Sie tat wie befohlen. Und nachdem sie den Helm abgesetzt hatte, begriff Catelyn, was Ser Kolja gemeint hatte.
Die Schöne wurde sie genannt … welch grausamer Hohn.
Ihr Haar war ein Rattennest aus schmutzigem Stroh, und ihr Gesicht … Briennes Augen waren groß und sehr blau, die Augen eines jungen Mädchens, voller Vertrauen und frei von Argwohn, doch der Rest … ihre Züge waren flach und grobschlächtig, ihre Zähne vorstehend und krumm, ihr Mund zu groß, die Lippen so fleischig, dass sie aufgequollen wirkten. Tausende von Sommersprossen bedeckten Wangen und Stirn, und die Nase war ihr mehr als einmal gebrochen worden. Mitleid erfüllte Catelyns Herz. Gibt es ein unglücklicheres Wesen als eine hässliche Frau?
Und dennoch, als Renly ihr nun den zerrissenen Umhang abnahm und ihn durch einen regenbogenfarbenen ersetzte, machte Brienne von Tarth keineswegs einen unglücklichen Eindruck. Sie lächelte über das ganze Gesicht, und in ihrer Stimme schwang Stolz mit, als sie verkündete: »Mein Leben werde ich für Euch geben, Euer Gnaden. Von heute an bin ich Euer Schild, das schwöre ich bei den alten Göttern und den neuen.« Es war schmerzlich anzusehen, wie sie den König anblickte – nein, eigentlich, auf ihn hinunterblickte , war sie doch mindestens eine Handbreit größer als Renly, der immerhin so hochgewachsen war wie sein Bruder.
»Euer Gnaden!« Ser Kolja von Grünteichen schwang sich aus dem Sattel und trat an die Tribüne. »Wenn Ihr erlaubt.« Er beugte das Knie. »Ich bringe Euch Lady Catelyn Stark, die Gesandte ihres Sohnes Robb, Lord von Winterfell.«
»Lord von Winterfell und König des Nordens, Ser«, berichtigte Catelyn ihn. Sie stieg ab und trat neben Ser Kolja.
König Renly schien überrascht. »Lady Catelyn? Wir sind höchst erfreut.« Er wandte sich an seine junge Königin. »Margaery, meine Holde, dies ist Lady Catelyn Stark von Winterfell. «
»Ich heiße Euch aufs Herzlichste willkommen, Lady Stark«, sagte das Mädchen sanft und höflich. »Mein Beileid für Euren Verlust.«
»Ihr seid sehr freundlich«, erwiderte Catelyn.
»Mylady, ich schwöre Euch, dass sich die Lennisters für den Mord an Eurem Gemahl verantworten werden. Dafür werde ich Sorge tragen«, verkündete der König. »Sobald ich Königsmund eingenommen habe, schicke ich Euch Cerseis Kopf.«
Und bringt mir das meinen Ned zurück?, dachte sie. »Es soll reichen, wenn der Gerechtigkeit Genüge getan wird, Mylord. «
» Euer Gnaden! «, berichtigte Brienne die Blaue sie scharf. »Und Ihr solltet niederknien, wenn Ihr vor den König tretet. «
»Der Unterschied zwischen Mylord und Euer Gnaden ist gering, Mylady«, erwiderte Catelyn. »Lord Renly trägt eine Krone, wie auch mein Sohn. Wenn Ihr wünscht, können wir hier im Schlamm stehen und darüber debattieren, welche Titel wem rechtmäßig zustehen, aber ich glaube, es gibt wichtigere Angelegenheiten zu besprechen.«
Einige von Renlys Lords murrten über ihre Worte, doch der König selbst lachte nur. »Wohl gesprochen, Mylady. Für Ehrenbezeugungen bleibt noch genug Zeit, wenn diese Kriege ein Ende gefunden haben. Sagt mir, wann will Euer Sohn
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