Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Tullys.
»Kniet vor dem König, Lennister!«, rief Theon Graufreud. Ser Robin drückte den Häftling auf die Knie nieder.
Er sieht nicht aus wie ein Löwe, dachte Catelyn. Dieser Ser Cleos Frey war ein Sohn von Lady Genna, der Schwester von Lord Tywin Lennister, aber ihm fehlten die legendäre Schönheit der Lennisters, das blonde Haar und die grünen Augen. Stattdessen hatte er die dünnen braunen Locken, das fliehende Kinn und das schmale Gesicht von Ser Emmon Frey geerbt, dem zweiten Sohn des alten Lords Walder. Seine Augen waren blass und matt, und ohne Unterlass blinzelte er, was allerdings ebenso auf das Licht zurückzuführen sein konnte. Die Kerker unter Schnellwasser waren düster und feucht … und zudem in letzter Zeit überfüllt.
»Erhebt Euch, Ser Cleos.« Die Stimme ihres Sohnes war nicht so eisig, wie die seines Vater geklungen hätte, aber trotzdem schien sie kaum einem fünfzehnjährigen Jungen zu gehören. Der Krieg hatte ihn vor seiner Zeit zum Mann gemacht. Das Morgenlicht glänzte schwach auf der Klinge, die quer über seinen Knien lag.
Dennoch war es nicht das Schwert, das Ser Cleos Frey ängstigte; es war das Tier. Grauwind hatte ihr Sohn es genannt. Ein Schattenwolf, groß wie eine Dogge, schlank und rauchgrau, mit Augen wie geschmolzenes Gold. Als das Tier nach vorn tapste und an dem Ritter schnüffelte, stieg jedem in der Halle der Angstgeruch des Mannes in die Nase. Ser Cleos war nach der Schlacht im Wisperwald gefangen genommen worden, wo Grauwind einem halben Dutzend Männer die Kehle herausgerissen hatte.
Der Ritter erhob sich schwankend und mit solcher Eilfertigkeit, dass einige der Umstehenden lachten. »Danke, Mylord. «
»Euer Gnaden!«, brüllte Lord Umber, der Großjon, der
schon immer der lauteste von Robbs Vasallen gewesen war … und außerdem der treueste und furchteinflößendste, jedenfalls behauptete er das von sich. Er hatte als Erster den Vorschlag gemacht, Catelyns Sohn zum König des Nordens zu krönen, und er duldete keine Ehrverletzung seines neuen Souveräns.
»Euer Gnaden«, berichtigte sich Ser Cleos hastig. »Verzeihung. «
Verwegenheit kann man ihm nicht nachsagen , dachte Catelyn. Er war eher ein Frey denn ein Lennister. Sein Vetter, der Königsmörder, hätte sich gewiss anders verhalten. Aus Ser Jaime Lennisters Mund mit den makellosen Zähnen hätten sie diese Anrede niemals gehört.
»Ich habe Euch aus dem Kerker holen lassen, damit Ihr Eurer Kusine Cersei Lennister in Königsmund eine Nachricht überbringt. Ihr werdet unter dem Banner des Friedens reisen, und dreißig meiner besten Männer werden Euch eskortieren. «
Ser Cleos war die Erleichterung deutlich anzumerken. »Ich werde der Königin die Botschaft Seiner Gnaden mit Freuden aushändigen.«
»Versteht mich nicht falsch«, erwiderte Robb. »Ich schenke Euch nicht die Freiheit. Euer Großvater Lord Walder hat mir die Unterstützung des Hauses Frey versprochen. Viele Eurer Vettern und Onkel sind an unserer Seite in den Wisperwald geritten, doch Ihr habt Euch entschieden, unter dem Banner des Löwen zu streiten. Also seid Ihr ein Lennister, kein Frey. Daher gelobt mir auf Eure Ehre als Ritter, dass Ihr meine Botschaft überbringen und mit der Antwort der Königin zurückkehren und Euch wieder in meine Gefangenschaft begeben werdet.«
Ser Cleos sagte sofort: »Ich gelobe es!«
»Jedermann in dieser Halle hat Eure Worte gehört«, warnte Catelyns Bruder, Ser Edmure Tully, der an Stelle ihres im Sterben liegenden Vaters für Schnellwasser und die Lords
vom Trident sprach. »Falls Ihr nicht zurückkehrt, wird das ganze Reich von Eurem Eidbruch erfahren.«
»Ich werde meinen Schwur halten«, entgegnete Ser Cleos steif. »Wie lautet die Botschaft?«
»Es ist ein Friedensangebot.« Robb erhob sich mit dem Langschwert in der Hand. Grauwind eilte an seine Seite. In der Großen Halle trat Stille ein. »Teilt der Königin Regentin mit, dass ich das Schwert in die Scheide stecken und diesen Krieg beenden werde, wenn sie auf meine Bedingungen eingeht. «
Catelyn sah, wie sich die große, hagere Gestalt von Lord Rickard Karstark durch die Reihen der Wachen schob und den Saal verließ. Ansonsten rührte sich niemand. Robb schenkte der Unterbrechung keine Beachtung. »Olyvar, das Dokument«, befahl er. Der Knappe nahm das Schwert an sich und reichte dem König ein zusammengerolltes Pergament.
Robb öffnete es. »Erstens: Die Königin muss meine Schwestern freigeben und ihnen ein sicheres Schiff
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