Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
leises Quieken heraus. Der Alte Bär jagte ihm schreckliche Angst ein. »Nein, Mylord«, mischte sich Jon rasch ein. »Ihr seht so kräftig aus wie ein … wie ein …«
»Willst du mir schmeicheln, Schnee, obwohl du weißt, dass das bei mir nicht ankommt? Kommt, zeigt mir mal eure Karten.« Mormont blätterte sie rasch durch, widmete jeder kaum einen Blick und grunzte nur. »Ist das alles?«
»Ich … M-m-mylord«, stammelte Sam, »da gab es noch mehr, a-a-aber … die U-u-unordnung …«
»Die hier sind alt«, beschwerte sich Mormont, und sein Rabe wiederholte mit scharfem Schrei: »Alt, alt.«
»Die Dörfer mögen verschwunden sein, vielleicht wurden neue gegründet, aber die Berge und Flüsse befinden sich noch an der gleichen Stelle, wo sie früher waren«, gab Jon zu bedenken.
»Durchaus richtig. Hast du schon die Raben ausgewählt, Tarly?«
»M-m-maester Aemon w-w-will sie heute Abend a-a-auswählen, nach dem F-f-füttern.«
»Ich will seine besten. Kluge Vögel, und vor allem stark müssen sie sein.«
»Stark«, wiederholte der Rabe, »stark, stark.«
»Falls wir dort draußen alle umkommen, soll mein Nachfolger wenigstens erfahren, wo und wie.«
Bei diesem Gerede vom Sterben blieben Samwell Tarly die Worte im Halse stecken. Mormont beugte sich vor. »Tarly, als ich halb so alt war wie du, hat mir meine Hohe Mutter erklärt, dass mir, wenn ich mit offenem Mund dastehe, versehentlich ein Wiesel hineinlaufen und die Kehle hinunterkrabbeln könnte. Möchtest du etwas sagen? Dann raus damit. Ansonsten hüte dich vor den Wieseln.« Mit einer abrupten Handbewegung scheuchte er ihn hinaus. »Ich habe keine Zeit für solche Torheiten. Zweifelsohne hat der Maester Aufgaben für dich.«
Sam schluckte, trat zurück und stürzte davon, wobei er beinahe über die Binsen gestolpert wäre.
»Ist dieser Junge wirklich so dumm, wie er sich gibt?«, fragte der Lord Kommandant, nachdem Sam draußen war. »Dumm«, beschwerte sich der Rabe. Mormont wartete die Antwort nicht ab. »Sein Hoher Vater ist Mitglied in König Renlys Rat, und deshalb könnte ich ihn gut als Boten losschicken … nein, besser nicht. Renly wird sich wohl kaum mit einem zitternden, fetten Knaben abgeben wollen. Ich werde Ser Arnell senden. Er ist wesentlich ruhiger, und seine Mutter war eine der Grünapfel-Fossoweys.«
»Wenn ich fragen dürfte, Mylord, was wollt Ihr von König Renly?«
»Das Gleiche wie von allen anderen, Junge. Männer, Pferde, Schwerter, Rüstungen, Getreide, Käse, Wein, Wolle, Nägel … die Nachtwache ist nicht eitel, wir nehmen, was man uns anbietet.« Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Wenn ihm die Winde geneigt waren, sollte Ser Allisar Königsmund beim Mondwechsel erreicht haben, aber ob dieser Junge Joffrey ihm Beachtung schenkt, weiß ich nicht. Das Haus Lennister war nie ein Freund der Nachtwache.«
»Thorn hat doch die Hand dieses untoten Wesens, die er ihnen zeigen kann.« Es war ein grausiges Ding, dessen schwarze Finger in seinem Behältnis noch immer zuckten, als würden sie noch leben.
»Ich wünschte, wir hätten eine zweite Hand, die wir zu Renly schicken könnten.«
»Dywen sagt, jenseits der Mauer könnte man alles Mögliche finden.«
»Ja, das sagt Dywen. Und bei seiner letzten Patrouille will er einen fünf Meter großen Bären gesehen haben.« Mormont schnaubte. »Von meiner Schwester wurde behauptet, sie habe einen Bären als Liebhaber. Das würde ich eher glauben als die Geschichte von einem, der fünf Meter groß ist. Obwohl, in einer Welt, wo die Toten frei umherwandeln … ach, auch dann muss sich ein Mann auf seine eigenen Augen verlassen. Ich habe die Toten wandeln gesehen, aber niemals einen Riesenbären.« Er blickte Jon lange forschend an. »Wo wir gerade von Händen sprechen, wie geht es deiner?«
»Besser.« Jon zog sich den Handschuh aus und zeigte sie ihm. Die Narben bedeckten seinen Arm bis zum Ellbogen, und in der frischen Haut verspürte er ein kräftiges Ziehen, doch immerhin heilte sie. »Es juckt sehr. Maester Aemon meint, das sei ein gutes Zeichen. Er hat mir eine Salbe für den Ritt gegeben.«
»Kannst du Langklaue trotz des Schmerzes halten?«
»Ja, das kann ich.« Jon öffnete die Hand und ballte sie zur Faust, wie es ihm der Maester gezeigt hatte. »Ich soll die Finger jeden Tag bewegen, damit sie geschmeidig bleiben.«
»Aemon mag blind sein, aber mit solchen Dingen kennt er sich aus. Ich bete zu den Göttern, dass sie ihn uns noch zwanzig Jahre
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