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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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anders verlaufen. Deren Kapitäne waren stolz und eigenwillig und empfanden niemandem gegenüber Ehrfurcht. Die Inseln waren zu klein für Ehrfurcht, und ein Langschiff war noch kleiner. Wenn, wie man oft hörte, jeder Kapitän König auf seinem Schiff war, wunderte es keinen mehr, dass man seine Heimat das Land der zehntausend Könige nannte. Und hatte man seinen König einmal dabei beobachtet, wie er über die Reling schiss und grün im Gesicht wurde, vermochte man wohl kaum die Knie vor ihm zu beugen und ihn als einen Halbgott zu verehren. »Der Ertrunkene Gott erschafft Männer«, hatte der alte König Urron Rothand einst vor Tausenden von Jahren gesagt, »doch Männer sind es, die Kronen erschaffen.«
    Auf einem Langschiff hätte die Überfahrt zudem nur halb so lange gedauert. Die Myraham war ein ungeschlachtes Fass von einem Schiff, und einen Sturm hätte er auf ihr nicht erleben mögen. Trotzdem fühlte sich Theon durchaus glücklich. Hier war er, ertrunken war er nicht, und die Reise hatte ihm gewisse andere Annehmlichkeiten geboten. Er legte den Arm um die Tochter des Kapitäns. »Ruft mich, wenn wir Herrenhort erreicht haben«, befahl er ihrem Vater. »Wir sind unten in meiner Kabine.« Er führte das Mädchen zum Heck, während der Kapitän ihnen wortlos und verdrießlich nachsah.
    Eigentlich gehörte die Kabine ihrem Vater, für die Fahrt von Seegart hierher war sie allerdings Theon überlassen worden. Die Tochter des Kapitäns war ihm dagegen nicht ausdrücklich überlassen worden, aber sie war willig in sein Bett gestiegen. Ein Kelch Wein, ein paar geflüsterte Worte, und schon war das Ziel erreicht. Das Mädchen war ein wenig zu
dick für seinen Geschmack, ihre Haut war unrein und fleckig, doch ihre Brüste lagen wunderbar in seinen Händen, und sie war noch Jungfrau gewesen, als er sie das erste Mal genommen hatte. Das überraschte ihn angesichts ihres Alters, trotzdem fand er es unterhaltsam. Gewiss war der Kapitän nicht davon erbaut, was Theon ebenfalls amüsierte, denn der alte Mann kämpfte sichtlich damit, seinen Zorn zu schlucken, während er dem hohen Lord die gebührende Höflichkeit erwies. Niemals vergaß er den wohlgefüllten Beutel Gold, der ihm versprochen worden war.
    Während Theon den nassen Mantel ablegte, sagte das Mädchen: »Ihr müsst so glücklich sein, Eure Heimat wieder zu sehen, Mylord. Wie viele Jahre wart Ihr in der Fremde?«
    »Zehn, oder fast zehn, was spielt es für eine Rolle«, erklärte er ihr. »Ich war gerade zehn Jahre alt, als ich als Mündel von Eddard Stark nach Winterfell gebracht wurde.« Ein Mündel dem Namen nach, in Wahrheit eine Geisel. Die Hälfte seines Lebens war er eine Geisel gewesen … aber damit hatte es nun ein Ende. Er gehörte wieder sich selbst, und weit und breit war nirgends ein Stark zu entdecken. Er zog die Kapitänstochter zu sich heran und küsste sie aufs Ohr. »Leg deinen Mantel ab.«
    Sie schlug, plötzlich von Scham erfüllt, die Augen nieder, fügte sich jedoch seinem Begehr. Nachdem das von der Gischt feuchte Kleidungsstück von ihren Schultern zu Boden gerutscht war, verneigte sie sich ein wenig und lächelte ängstlich. Sie sah ziemlich dümmlich aus, wenn sie lächelte, allerdings verlangte er von einer Frau keinen großen Verstand. »Komm zu mir«, befahl er.
    Sie gehorchte. »Auf den Eiseninseln war ich noch nie.«
    »Schätze dich glücklich.« Theon strich ihr durchs Haar. Es war fein und schwarz und vom Wind zerzaust. »Die Inseln sind ein strenger, steiniger Ort, der wenig Annehmlichkeiten bietet und noch weniger Aussichten für die Zukunft. Der Tod lauert hinter jeder Ecke, und das Leben ist armselig
und heimtückisch. Die Männer verbringen die Nächte beim Bier und streiten sich darüber, wer schlimmer dran sei, das Fischervolk, das gegen das Meer ankämpft, oder die Bauern, die ihre Ernte dem kargen Boden abringen. In Wahrheit sind die Arbeiter in den Minen die Bedauernswertesten, sie schinden sich in der Finsternis. Und wofür? Eisen, Zinn, Blei, das sind unsere Schätze. Wen wundert’s, dass die Eisenmänner früher lieber auf Raubzug gegangen sind.«
    Das Mädchen schien ihm nicht zuzuhören. »Ich könnte mit Euch an Land gehen, Mylord. Wenn ich Euch gefalle, würde ich …«
    »Du könntest an Land gehen«, stimmte Theon zu und drückte ihre Brust, »aber nicht mit mir, fürchte ich.«
    »Ich würde in Eurer Burg arbeiten, Mylord. Ich kann Fisch ausnehmen und Brot backen und Butter stampfen. Vater sagt, mein

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