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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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lehnte sich zurück. Er machte mit der Hand eine Bewegung, die seinem Besucher bedeutete, dass er sich nun entfernen sollte.
    Calzabigi machte eine Verbeugung, ergriff seine Reisekiste und zog sich zurück. Das Letzte, was er sah, bevor er die Tür hinter sich schloss, war, wie der König sich wieder an seinem Schreibtisch niederließ. Calzabigi übergab sein Reisegepäck einem Lakaien und eilte mit beschwingten Schritten die Treppe hinab, hinaus auf die Straße. Begierig sog er die eiskalte Luft ein und genoss ihre belebende Wirkung.
    Es war gut gelaufen – ja sogar besser als erwartet. Seine Papiere würden den König überzeugen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er daran dachte, wie der König sein Leben als Pfand für die Lotterie gefordert hatte. War dies nur ein Scherz gewesen?
    Calzabigi schaute zum Himmel empor. Noch sah es nicht nach Schnee aus. Ein Stück weiter die Straße herunter schnaufte ein Pferd. Er erkannte die Kutsche, mit der er gekommen war. Offensichtlich spekulierte der Kutscher immer noch darauf, dass jemand zu ihm herüberkommen würde, um ihn zu bezahlen. Mit federndem Gang ging Calzabigi auf die Kutsche zu und riss die Tür auf. Auf der Bank, auf der vorhin er selbst noch gesessen hatte, lag unter mehreren Schichten Decken der Postillon.
    Beim Öffnen der Tür war der Mann aufgefahren und blickte ihm nun verschlafen entgegen. »Ihr schon wieder? Was wollt Ihr noch?«, blaffte der Postillon, nachdem er ihn erkannt hatte.
    »Ich werde morgen zurück nach Berlin müssen und ich wollte Euch ein Geschäft vorschlagen«, entgegnete Calzabigi.
    »Von Euren Geschäften habe ich die Schnauze voll!«, knurrte der Kutscher und wollte sich gerade wieder in die Decken wickeln.
    »Ihr nehmt mich morgen früh wieder mit zurück nach Berlin«, sagte Calzabigi ruhig. »Und ich zahle Euch dafür den Preis für Hin- und Rückfahrt.«
    Der Kutscher erhob sich. »Ihr zahlt mir die acht Taler für die heutige Fahrt und weitere acht Taler für die Rückfahrt?«, versicherte er sich.
    »Ganz genau«, bestätigte Calzabigi, »im Voraus!«
    Der Kutscher überlegte kurz und nickte dann. »Morgen früh um sechs Uhr hier!«, sagte er mürrisch und legte sich wieder hin.
    Calzabigi blieb in der offenen Tür stehen und machte keinerlei Anstalten, sie zu schließen.
    »Was noch?«, murrte der Kutscher und hob erneut den Kopf.
    »Oder …«, sagte Calzabigi, wobei er den ersten Buchstaben in die Länge zog, »Ihr vertraut in Eure Pferde, und wir vereinbaren Folgendes: Schafft Ihr die Strecke schneller als auf der Hinfahrt, zahle ich Euch fünfzig Taler. Wenn aber nicht – erhaltet Ihr nichts.«
    Ein Blick in die weit aufgerissenen Augen des Kutschers genügte, um Calzabigi die Gewissheit zu verleihen, dass er auch für die Rückfahrt nach Berlin nichts würde zahlen müssen.

6
    N EW Y ORK C ITY
    Carter Fields bot sich ein befremdlicher Anblick: Eine Armada von Luxuskarossen stand vor dem Flachdachgebäude. Nur ein schmaler, auffällig gut gepflegter Rasen hatte verhindert, dass der Belagerungsring aus Millionen Dollar teurem Autoblech noch näher an den kleinen Eingang herangerückt war. Neben den Fahrzeugen, die sich gegenseitig hoffnungslos zugeparkt hatten, standen die Chauffeure in Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Fast hätte man denken können, die Mafiapaten von New York hielten ein Gipfeltreffen in einer alten Lagerhalle ab, hätte nicht über der Tür des schmucklosen Gebäudes in großen, aber nüchternen Lettern Church Office gestanden. Carter Fields stöhnte bei dem Gedanken, gleich eine Kirche betreten zu müssen.
    »Ich würde vorschlagen, dass ich Sie hier herauslasse und den Wagen am nächsten Block abstelle, damit wir nachher schneller wegkommen, Sir«, schlug Adrian vor.
    Adrian war in Brooklyn geboren, seine Eltern stammten jedoch ursprünglich aus Nepal, weshalb Carter Fields ihn meist »seinen Sherpa« nannte. Er war seit vielen Jahren sein Fahrer und hatte ein gutes Gespür dafür entwickelt, was sein Chef wünschte.
    Carter Fields klopfte ihm statt einer Antwort auf die Schulter, öffnete die schwere Autotür und stieg aus. Er ordnete seine Krawatte, knöpfte das Jackett seines zwölftausend Dollar teuren Anzugs zu und bahnte sich seinen Weg durch die hochgetunten Wagen der Marken Mercedes Benz, Porsche, Lincoln, Bentley und Rolls Royce. Von den meisten dieser Modelle hatte er auch ein Exemplar in seiner Garage stehen. Jetzt erst bemerkte er die vielen Polizisten, die zwischen

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