Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
diesen Worten sein Mund trocken wurde und seine Kehle sich zuschnürte; er hielt es aber für klüger, erst einmal zu schweigen. Er griff nach der Tasse vor sich und versuchte, seinen aufkommenden Ärger mit Kaffee herunterzuspülen.
    »Dass Ihr Italiener seid, ist allein vielleicht noch kein Grund zur Sorge«, fuhr Hainchelin unbeirrt fort. »Jedoch hört man Besorgniserregendes, was Eure Vergangenheit angeht. Ich kann Euch verraten, dass Baron von Knyphausen Euch dem König empfahl und im selben Atemzug vor Euch warnte.«
    Dieser falsche Hund, dachte Calzabigi und nahm einen weiteren Schluck des scheußlichen Kaffees.
    »Der König scheint dennoch entschlossen, alle Warnungen in den Wind zu schlagen und Eure Lotterie umzusetzen. Wie Ihr wisst, gehört eine Portion Unvernunft zu seinem Wesen, weshalb wir alle ihn so lieben.« Nach dieser überraschenden Äußerung machte Hainchelin eine kleine Pause, um offenbar seine Gedanken zu ordnen. Nachdenklich blickte er in den Kamin.
    Währenddessen stürzte Calzabigi den Rest des Kaffees herunter.
    Hainchelin richtete den Blick wieder auf seinen Gast. »Der König hat einige Maßnahmen befohlen, um das Vertrauen des Volkes in Eure Person zu stärken. Dass Ihr Euch schon bald ›di Calzabigi‹ nennen dürft, hatte ich schon erwähnt. Wir werden Euch jedoch eindeutschen. Aus Euren Vornamen ›Giovanni Antonio‹ werden wir ›Johann Anton‹ machen, sodass Euer Name, mit dem Ihr in Preußen als Generaldirektor der Lotterie bekannt gemacht werdet, ›Johann Anton von Calzabigi‹ lauten wird. Auch wird der König Euch zum Finanz- und Commercienrat ernennen.«
    Calzabigi lobte sich selbst, dass er sich in der Konversation zurückgehalten hatte. Auch wenn dieses Raubhuhn vor ihm versucht hatte, ihn zu provozieren – was er ihm nun zu berichten hatte, war Musik in seinen Ohren.
    »Wie Ihr mit dem König besprochen habt, werdet Ihr keine monatlichen Bezüge, sondern eine Gewinnbeteiligung erhalten«, führte Hainchelin weiter aus. »Der König hat deren Höhe selbst festgelegt, niedergeschrieben und in diesem Kuvert versiegelt.«
    Der Hofrat griff neben sich und hielt anschließend einen Umschlag in die Höhe. Calzabigi beugte sich vor, um danach zu greifen, doch Hainchelin reckte den Arm so hoch, dass Calzabigi den Umschlag nicht erreichen konnte.
    »Ich soll Euch fragen, ob Ihr das Kuvert öffnen oder aber dem König vertrauen wollt. In letzterem Fall behalte ich es, und das Siegel wird erst gebrochen, wenn Eure erste Beteiligung zur Auszahlung kommt.«
    Calzabigi verharrte in seinem Stuhl. Bei aller Freude darüber, wie gut die Dinge sich entwickelten, war er die vergangenen Tage wegen der Sache mit der Beteiligung in große Sorge geraten. Der König hatte ihn bei ihrem Gespräch in Leipzig geschickt dazu gebracht, eine reine Provision zu akzeptieren. Jedoch wusste er nicht, wovon er bis zur Auszahlung seines ersten Anteils in Berlin leben sollte. Bei Gotzkowsky konnte er nicht ewig wohnen, insbesondere, wenn dieser nun tatsächlich finanziell vor die Hunde ging. Und er musste irgendwovon seinen Lebensunterhalt bestreiten. Wenn er nun sogar einen Adelstitel tragen würde, zudem noch auf standesgemäßem Niveau. Nachdem er in den vergangenen Jahren zweimal bankrottgegangen war, verfügte er über keinerlei eigenes Vermögen mehr. Im Gegenteil: Täglich rechnete er damit, dass Menschen aus seiner Vergangenheit auftauchen würden, denen er noch Geld schuldete …
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Hainchelin ihn anstarrte und immer noch auf seine Antwort wartete.
    »Dann behaltet den Umschlag und öffnet ihn nicht; ich vertraue darauf, dass der König meine Verdienste angemessen zu vergüten weiß«, antwortete er und ärgerte sich sogleich, dass die düsteren Gedanken, denen er sich soeben hingegeben hatte, in seinem Tonfall mitschwangen.
    Hainchelin lächelte nun zum ersten Mal und legte den Umschlag wieder beiseite.
    Calzabigi bemerkte plötzlich, wie seine Hand zitterte. Vermaledeiter Kaffee, dachte er.
    »Nun gut …«, sagte Hainchelin und machte eine lange Pause. Scheinbar fiel ihm schwer, was er nun zu sagen hatte. »Der König ist sich bewusst, dass Ihr eine Unterkunft benötigt. Er weist Euch daher ein Haus, einen Koch und ein monatliches Budget zur Bestreitung der Kosten in Höhe von tausend Talern zu. Wohlgemerkt: Dies ist kein Honorar für Eure Bemühungen, sondern lediglich eine Aufwandsentschädigung. Ich hoffe, damit seid Ihr einverstanden?«
    Calzabigi war so

Weitere Kostenlose Bücher